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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: Kelly Stevens
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eine Antwort, die meine Frage zur Zufriedenheit beantwortet.«
    Wie meint er das bloß? Während ich noch über seine Worte nachdenke, beugt er sich vor, bis seine Lippen meine berühren.
    Ich träume. So etwas passiert im realen Leben nicht, dass Christopher Brooks die kleine Assistentin küsst. Und wenn es ein Traum ist, dann kann ich ihn auch genießen. Ich schließe die Augen und erwidere den Kuss. Gut, vielleicht ein bisschen zu enthusiastisch, aber schließlich ist es mein Traum.
    »Du schmeckst süß.«
    »Ich habe gerade einen Schokomuffin gegessen.«
    Christopher bricht in schallendes Gelächter aus. »Süße Emily. So eine Antwort kannst auch nur du geben.«
    Es ist kein Traum. Ich habe Christopher geküsst. Oh nein. Ich habe unseren Klienten geküsst. Und es hat mir gefallen.
    »Warum hast du mich geküsst?«, platze ich heraus.
    »Ich wollte sehen, wie du reagierst.«
    Na super. Hat Christopher sich einen bösen Scherz mit mir erlaubt?
    »Emily, schau doch nicht so verschreckt. Sag mir lieber, was man tun kann, damit du am Wochenende nicht arbeitest?«
    Mir würde da schon was einfallen. Leider traue ich mich nicht, es auszusprechen. Stattdessen ziehe ich ihn sanft an seiner Krawatte zu mir. Gerade, als ich ihn küssen will, dreht er sich weg.
    Ich lasse ihn sofort los und halte meinen Kopf krampfhaft gesenkt. Christopher sagt lange nichts. Was für ein Spiel spielt er, oder habe ich ihn komplett missverstanden?
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er sich mit den Fingern durch die Haare fährt. »Hör mal, heute Abend kann ich nicht, aber gehst du gerne ins Museum? In der National Portrait Gallery ist eine gute Ausstellung.«
    Gehe ich gerne ins Museum? Mit ihm würde ich überall hingehen. Ich nicke.
    »Sonntag um elf?«
    Ich nicke wieder. Ist das jetzt ein Date oder eine Touristik-Führung? Egal. Kaum ist er durch die Tür, schaue ich mir die Website der National Portrait Gallery an. Als ich damit fertig bin, gehe ich auf die BSC -Firmenwebsite und speichere Christophers Porträtfoto auf meinen Laptop ab.

    Sonntag um Viertel vor elf stehe ich auf den Stufen der National Portrait Gallery. Christopher erscheint pünktlich auf die Minute.
    Trotzdem kann ich die Zeit mit ihm nicht genießen. Eigentlich sollte alles perfekt sein: Er ist witzig, aufmerksam und kenntnisreich, als er mich durchs Museum führt. Ich hingegen komme mir ungeschickt und unsicher vor, und traue mich kaum, irgendetwas zu sagen. Die meiste Zeit nicke ich nur und lächle, aber ich kann mich nicht entspannen. Es ist voll und laut, und ab und zu schubst mich jemand gegen ihn, was bei mir jedes Mal zu einem kleinen elektrischen Schlag führt. Ich bin erhitzt und unruhig und könnte noch nicht einmal sagen, woran es genau liegt.
    Endlich scheint auch Christopher zu bemerken, dass etwas nicht stimmt. »Sollen wir gehen?«
    Ich nicke. In meiner momentanen Verfassung bin ich keine gute Gesellschaft, und ich sollte dankbar für die Stunde in seiner Nähe sein, aber seine Geduld auch nicht überstrapazieren.
    Kaum sind wir draußen, geht es mir gleich viel besser. »Danke für den schönen Ausflug. Wir sehen uns dann morgen.«
    Doch Christopher hat andere Pläne. »Warst du schon im Rooftop Restaurant? Ich wollte ohnehin Essen gehen, begleite mich doch.«
    Wenn er es so formuliert, kann ich schlecht ablehnen. Und tatsächlich, die Aussicht ist spektakulär und das Essen hervorragend. Diesmal akzeptiere ich ein Glas Weißwein, und endlich können wir uns unterhalten. Selbst ich merke, dass ich plötzlich charmant und schlagfertig bin, und er geht entspannt darauf ein.
    Alles läuft gut, bis er mich nach meiner Familie fragt. Ich rattere die wichtigsten Eckdaten herunter. »Mein Vater ist Brite, meine Mutter Deutsche. Sie haben sich getrennt, als ich dreizehn war. Ich bin in England geblieben, weil ich erst die Schule beenden wollte. Mein Vater war oft unterwegs, deshalb habe ich größtenteils bei einer Tante gelebt. Mit sechzehn bin ich dann zu meiner Mutter nach Berlin, habe Abitur gemacht und studiert.«
    »Du lebst immer noch in Berlin?«
    Ich nicke. »Ja, aber in einer WG. Meine Mutter ist etwas – speziell.«
    »Und dein Vater?«
    Das ist eine Frage, die ich gerne vermeide. »War erst in der Army, und jetzt macht er irgendwas für die Regierung.«
    »Irgendwas?«
    »Irgendwas mit Sicherheit.«
    Glücklicherweise hinterfragt er meine Aussage nicht weiter. »Kein Wunder, dass du so auf Sicherheit bedacht bist. Erklärt auch deine
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