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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: Kelly Stevens
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die Bar starrt. Schnell wende ich den Blick ab. »Herr Brooks …«
    »Christopher«, unterbricht er.
    »Christopher.« Er hat wirklich sehr blaue Augen. Plötzlich habe ich vergessen, was ich sagen wollte.
    »Was ist mit unserem Sicherheitskonzept?«
    »Oh.« Das scheint heute meine Standardantwort zu sein. »Ja, also … Ich meine, ihr lasst einfach so wildfremde Leute am Empfang vorbei und alleine durchs Haus gehen …« So wie mich.
    Er sieht mich nachdenklich an. »Guter Punkt. Ich werde das Empfangspersonal entsprechend instruieren.«
    Damit ist das Thema für ihn abgeschlossen. Ich drehe mich verstohlen um: Die Frau steht immer noch da.
    »Sag mal, kennst du eigentlich diese Frau da draußen?«, frage ich.
    Christopher lehnt sich vor und blickt aus dem Fenster. Er kommt mir dabei so nah, dass ich wieder sein Aftershave riechen kann. »Nein. Sollte ich?«
    »Ich habe das Gefühl, sie beobachtet uns.«
    »Wahrscheinlich wartet sie nur auf jemanden.«
    Einige Minuten plaudern wir noch, dann meint Christopher, dass er wieder zurück ins Büro muss. Nachdem er gezahlt hat, verlassen wir gemeinsam die Bar und laufen zurück zum Firmengebäude. Wieder prickeln meine Nackenhaare.
    Ich blicke mich um. Die Frau schaut uns nach.

    Zurück im Hotel schnappe ich mir meinen Laptop und starte eine systematische Suche über BSC und eine unsystematische über Christopher Brooks. Schnell wird klar, dass Christopher nicht der für das Projekt zuständige IT-Fachmann ist, für den ich ihn irrtümlich hielt, sondern der Eigentümer und Geschäftsführer von BSC , was für Brooks Software Corporation steht.
    Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Auf der Skala der peinlichsten Momente in meinem Leben ist die letzte Stunde einer der unbestrittenen Höhepunkte. Kann ich unter diesen Umständen überhaupt noch in diesem Projekt arbeiten, oder wäre es fairer, Charlie gleich morgen früh mitzuteilen, dass ich besser zurück nach Berlin fliege? Noch wäre es möglich, fast ohne Verzögerung einen Ersatzmann einzuarbeiten …
    Die weitere Suche erweist sich als nicht sehr ergiebig: Das Netz spuckt so gut wie keine privaten Informationen über Christopher aus. Obwohl ich einige Tricks kenne, fördert meine Recherche nicht viel zutage, und das wenige, was ich finde, steht alles im beruflichen Kontext. Er hat Informatik studiert und einen Master in Betriebswirtschaft, danach gibt es eine Lücke von anderthalb bis zwei Jahren, und dann scheint er auch schon BSC gegründet zu haben. Von einer Frau oder Kindern finde ich nichts. Nicht, dass ich neugierig wäre … ich spüre wieder das Prickeln im Nacken.

    Nach einer fast schlaflosen Nacht, in der ich mich gegen Morgengrauen entschieden habe, Charlie nichts von meiner unrühmlichen Begegnung mit Christopher zu erzählen, gehen wir gemeinsam zu BSC .
    Am Empfang werden wir von einer Mitarbeiterin abgeholt, die uns nach oben in einen kleinen Konferenzraum geleitet. Man scheint sich also meiner gestrigen Kritik umgehend angenommen zu haben.
    Vor dem Zusammentreffen mit Christopher hatte ich mich gefürchtet, aber er lässt sich nicht anmerken, dass wir uns bereits getroffen haben. Ich reiche ihm zur Begrüßung die Hand und spüre wieder das Prickeln, diesmal von den Fingerspitzen meinen ganzen Arm entlang bis zum Nacken. Schnell klappe ich meinen Laptop auf.
    Im Kick-Off Meeting ist Charlie wieder ganz in seinem Element und diskutiert lebhaft mit Christopher über Projektinhalte und Meilensteine, während ich gleichzeitig versuche, Protokoll zu schreiben und Christopher verstohlen zu betrachten.
    Leider verabschiedet sich Christopher nach einer Stunde von uns, denn er hat noch weitere Termine. Sarah händigt Charlie und mir Sicherheitsausweise aus, mit denen wir das Gebäude betreten und die Aufzüge nutzen können, und zeigt uns das Büro, das für die Dauer des Projektes für uns reserviert ist. Es ist relativ klein, aber das scheint für London normal zu sein, und hat zum Flur eine große Glasfront. Charlie setzt sich an den Platz am Fenster, ich mich ihm gegenüber in die Nische zwischen Wand und einem Aktenschrank, sodass ich vom Flur aus nicht gesehen werden kann.
    »Na, dann legen wir mal los!«, sagt Charlie, und ich setze mich ans Protokoll und die Projektablaufplanung. Nur zu gerne hätte ich Charlie über BSC im Allgemeinen und Christopher Brooks im Besonderen ausgefragt, aber er ist bereits in seinen Computer vertieft.

    Wenn wir arbeiten, dann arbeiten wir. Charlie als
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