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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: Kelly Stevens
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Charme mit Blümchenmuster, schiefen Wänden und ewig klemmenden Fenstern, wie ich es von früheren Aufenthalten in England gewohnt bin, sondern ein neu aussehendes, großes Gebäude mit zwar kleinen, aber modern eingerichteten Zimmern erwartet uns.
    Charlie verschwindet so schnell in seinem, dass ich nicht dazu komme, ihn zu fragen, was der Plan für den weiteren Tag ist.
    Etwas unschlüssig lasse ich mich auf mein Bett fallen. Just in diesem Moment klingelt mein Handy: Mein Koffer konnte lokalisiert werden – er befindet sich in Dublin. Ich verkneife mir die Frage, wie das passieren konnte. Die Dame am anderen Ende der Leitung verspricht, dass er mit der nächsten Maschine nach London geschickt und dann per Kurier ins Hotel gebracht werden soll.
    »Und wie lange wird das voraussichtlich dauern?«
    »Irgendwann im Laufe des Abends sollten Sie ihn haben.«
    Ich bedanke mich und klopfe an Charlies Tür, um ihm die Neuigkeit zu erzählen. Er öffnet erst nach dem dritten Klopfen. Sein Kopf ist nass, als hätte er ihn unter den Wasserhahn gehalten.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mann, ist mir schlecht …« Er sieht mich mit leicht glasigem Blick an, dreht sich um und rennt ins Badezimmer.
    Ich höre ihn würgen und weiß nicht recht, wie ich mich verhalten soll. »Kann ich irgendwas für dich tun? Möchtest du ein Glas Wasser? Eine Tasse Tee?«
    »Du bist wirklich eine typische Engländerin. Wenn irgendwas nicht in Ordnung ist, gibt’s erst mal eine Tasse Tee.« Charlie erscheint wieder und lässt sich schwer atmend in den einzigen Sessel fallen.
    Ich bleibe zögernd an der Tür stehen.
    »Scheint so, als hätte ich mir den Magen verdorben«, ächzt er.
    Ich schweige und warte ab.
    Er fährt sich mit zwei Händen über Gesicht und Glatze. »Ausgerechnet heute, wo das Kick-Off-Meeting ist!«
    »Wann soll es denn stattfinden? Vielleicht geht’s dir bis dahin wieder besser«, bemerke ich zaghaft.
    Charlie blickt auf seine Uhr. »In einer Stunde! Nein, das muss ich absagen.« Er greift nach seinem Handy und ruft den Kunden an, und aus dem, was er sagt, höre ich heraus, dass der Kunde nicht begeistert ist, dass das Meeting verschoben werden soll. Erst als Charlie »Ja, das wäre möglich …« sagt und mich abschätzend betrachtet, werde ich hellhörig und schüttle wild den Kopf. Aber Charlie hat das Gespräch bereits beendet.
    »So, Problem gelöst«, sagt er. »Du bringst die Unterlagen hin, er sieht sie heute Abend durch, und das Kick-Off-Meeting holen wir dann morgen früh um neun nach.«
    »Kannst du ihm die Unterlagen nicht einfach mailen?«
    Aber Charlie schüttelt den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Das wollte er ausdrücklich nicht. Also sei ein braves Mädchen und bring sie rasch rüber.«
    Ich schaue an mir herunter, aber es hilft nichts, ich trage immer noch Jeans und Kapuzenjacke. »Charlie, ich kann doch so nicht zu einem Kunden gehen.«
    »Du sollst ja auch gar nicht zum Kunden gehen. Gib dieses Ding einfach am Empfang ab.« Er drückt mir einen schweren Ordner in die Hand. So viel zum Thema papierloses Büro. Während ich mich noch wundere, wie Charlie es geschafft hatte, das sperrige Ungetüm in seinem Handgepäck zu verstauen, hält er mir schon eine ausgedruckte E-Mail hin. »Hier ist die Adresse des Kunden. Ist angeblich nur ein paar Minuten von hier.«

    Mit Hilfe meiner Navi-App habe ich mein Ziel schnell gefunden. Es liegt in der Nähe von Charing Cross, ein eher unscheinbares Gebäude in einer kleinen Seitenstraße. Andererseits neigen die Briten ja gerne zum Understatement.
    Die Security dieser Firma jedenfalls funktioniert, denn der freundliche, aber bestimmte Herr am Empfang nimmt aus Sicherheitsgründen grundsätzlich keine unadressierten Pakete an. Er ist jedoch bereit, mich zu der Sekretärin von Herrn Brooks zu lassen, damit ich den Ordner persönlich abgeben kann. Unter Sicherheitsaspekten nicht ganz logisch, aber ich scheine keine andere Wahl zu haben.
    »Nehmen Sie den Aufzug ganz links«, ruft er mir noch hinterher, »ich schicke Sie in den fünften Stock.«
    Ich betrete den Lift, der sich in Bewegung setzt, ohne dass ich einen Knopf gedrückt habe. Jetzt bereue ich, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, noch mal kurz im Internet unseren neuen Kunden zu recherchieren, aber Charlie hat mir selbst dazu keine Zeit mehr gelassen. Immerhin kenne ich inzwischen den Firmennamen: BSC . Wirklich weiter hilft mir das aber auch nicht.
    Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich, als sich
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