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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: Kelly Stevens
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hingewiesen, dass wir gut im Zeitplan sind. Seitdem spielt er sich wie ein Sklaventreiber auf.
    Christopher hat mich am Sonntag noch zum Hotel begleitet, sich aber vor der Tür verabschiedet und in ein Taxi gesetzt. Seitdem liegt die Maske auf meinem Nachttisch, und ich schaue sie mir jeden Morgen und jeden Abend an. Sie ist wirklich wunderschön, aber mir fällt keine Gelegenheit ein, zu der ich sie jemals tragen könnte.
    Seit dem Wochenende schaut Christopher außerdem jeden Tag einmal in unserem Büro vorbei, und sei es noch so kurz. Leider ist Charlie jedes Mal da und verwickelt den Firmenchef in ein Gespräch, sodass ich nicht sicher sein kann, ob Christopher wegen dem Projekt oder vielleicht doch wegen mir Interesse zeigt. Fast freue ich mich, als sich mein Kollege am Donnerstagnachmittag bis Montagmorgen verabschiedet, allerdings nicht, ohne mir vorher einen Berg Arbeit aufzubrummen.

    Das ergibt alles keinen Sinn.
    Es ist Samstag, ich sitze in meinem Büro bei BSC und starre auf die Zeichen auf dem Bildschirm vor mir. Jemand hat sich sehr, sehr viel Mühe gemacht, Analyseprogramme zu verbergen. Aufgefallen ist es mir eigentlich nur, weil ich einen Dead-Code-Detector über den Code laufen gelassen habe, um ihn nach unerreichbaren Sequenzen zu überprüfen.
    Ich beuge mich vor und versuche zu verstehen, wie sich die Struktur des Codes zusammensetzt, der in den verschiedenen Teilen des Programms verstreut ist. Je länger ich vor- und zurückscrolle und Zusammenhänge suche, desto aufgeregter werde ich. Längst habe ich alles um mich herum vergessen, es gibt nur noch mich und den Laptop. Als die Tür aufgeht, zucke ich vor Schreck zusammen.
    »Was machst du denn um diese Zeit noch hier?« Christophers Stimme ist streng. Er trägt einen edel aussehenden silbergrauen Anzug und ein weißes Hemd, das am Kragen geöffnet ist. Nicht sein typischer Business-Look.
    Ich schaue unauffällig auf meine Armbanduhr. »Es ist doch erst kurz vor zwei.«
    »Kurz vor zwei Uhr nachts, Emily.« Er betont jedes Wort, aber ich bin viel zu aufgeregt, um darauf einzugehen. »Christopher, das musst du dir unbedingt ansehen! Ich glaube, dass es sich bei dem ganzen Programm um einen riesigen Trojaner handelt!« Ich rücke zur Wand, um ihm Platz vor meinem Bildschirm zu machen. »Sieh doch!«
    Er stellt sich neben mich und wirft einen kurzen Blick auf den Bildschirm, stutzt und sieht mich dann sehr durchdringend an. »Wie hast du das gefunden?«
    Nicht etwa: Was ist das nur? Stattdessen: Wie hast du das gefunden?
    »Du weißt davon.« Ich flüstere. Plötzlich zittern mir die Knie, als mir klar wird, dass er sehr, sehr wütend aussieht, dass wir um diese Zeit ganz alleine im Gebäude sind und dieser Mann zwischen mir und der Tür steht. Wenn er mir etwas antun will, wird mich niemand hören.
    Ohne seinen Blick von mir zu wenden, klappt Christopher den Laptop zu und kommt so nah, dass ich seinen Atem an meiner Schläfe spüre. Verzweifelt versuche ich meinen Kopf wegzudrehen. »Du weißt, was ich jetzt mit dir machen muss?«, fragt er nur.
    Er scheint es ernst zu meinen. Warum konnte ich auch meinen Mund nicht halten und bis Montag warten, um Charlie zuerst zu informieren? In Gedanken kalkuliere ich schon mal den schnellsten Fluchtweg zur Tür. Hinter mir ist die Wand, rechts neben mir der Schreibtisch, links neben mir der Schrank und vor mir Christopher. Meine einzige Chance wäre, mich fallen zu lassen und so schnell ich kann unter dem Schreibtisch durchzurollen, in der Hoffnung, dass das Überraschungsmoment ihn so lange stoppt, dass ich einen Vorsprung bekomme. Aber ich weiß schon jetzt, dass ich keine Chance habe. Christopher ist viel größer, stärker und schneller als ich; spätestens an der Tür hätte er mich eingeholt.
    Mein Atem kommt in kurzen, schnellen Zügen. Ich bin wie gelähmt.
    »Aufregend?«
    Was meint er damit? Bevor ich verstehe, was er vorhat, drängt er mich mit seinem Körper an die Wand und küsst mich. Nicht sanft und spielerisch wie beim ersten Mal, sondern hart und fordernd, und er hört überhaupt nicht mehr auf.
    Ich schnappe nach Luft. Im nächsten Moment spüre ich seine Zunge in meinem Mund. Er wirkt immer noch wütend, und allmählich verwandelt sich meine Angst ebenfalls in Wut. Was denkt er sich eigentlich? Ich beiße auf seine Zunge, gerade fest genug, um ihn zu stoppen.
    Irgendwie bekomme ich noch mit, dass etwas zu Boden fällt, dann liege ich rücklings auf dem Schreibtisch und Christopher über
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