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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: Kelly Stevens
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Konferenzraum. In zwei Minuten.«
    »Oh.« Gut, dass Christopher diesen Termin nicht sichtbar eingestellt hat. »Wer wird denn noch dabei sein?«
    Ich höre Christophers leises Lachen durch die Leitung. »Nur wir beide. Noch anderthalb Minuten, Emily. Die Zeit läuft. Sei pünktlich.«

    Keine zehn Minuten später liege ich rücklings auf Christophers Konferenztisch, das Kleid hochgeschoben und der Slip irgendwo auf dem Boden, während er in mich stößt, als wäre dies unser letztes Mal. Was es schließlich auch ist.
    Ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich Christopher nach dem heutigen Tag wahrscheinlich nie wiedersehen werde, nicht an Sarah zu denken, die nur ein paar Meter entfernt sitzt und hoffentlich keine Ahnung hat, wie unsere Besprechung gerade abläuft, aber es ist hoffnungslos. Je mehr ich versuche, nicht zu denken, desto wilder kreisen meine Gedanken.
    »Komm mit mir.« Christophers Stimme ist ganz nah an meinem Ohr.
    Natürlich weiß ich, was er meint, aber diesmal ist es mir unmöglich, mich alleine auf ihn zu konzentrieren. Mein Körper weigert sich, sich fallen zu lassen, und meine Gedanken erst recht.
    Später sehe ihm dabei zu, wie er sich wieder anzieht und das Kondom entsorgt. »Und was jetzt?«, frage ich leise.
    Christopher hat mir den Rücken zugewandt und schaut aus dem Fenster. Es regnet. »Nun, du kannst heute Abend mit Charlie zurück nach Berlin fliegen. Oder du kannst für mich arbeiten. Ich bin an einem dicken Deal dran und könnte eine gute Programmiererin gebrauchen. Selbst eine gute Hackerin. Wir zahlen dir das Doppelte, was du jetzt verdienst.«
    Das Angebot ist verlockend. Aber es reicht mir nicht.
    »London ist teuer. Wo würde ich wohnen?« Natürlich bezwecke ich mit meiner Frage etwas Bestimmtes.
    Er schweigt eine Weile. »Ich würde dir ein Apartment einrichten. Ich könnte dich fast jedes Wochenende besuchen.«
    »Als deine Geliebte?«
    »Ich bin ja nicht verheiratet, also nein, nicht als meine Geliebte.«
    »Aber auch nicht als deine Freundin.«
    Christopher schweigt lange. Zu lange. Keine Antwort ist auch eine Antwort.
    »Ich fliege nach Berlin zurück.«

    Berlin kommt mir nach meiner Zeit in London groß und öde vor. Ich stürze mich in die Arbeit, mein Allheilmittel, um nicht an Christopher zu denken. Ich nehme sogar wieder Aufträge aus meinem Hackernetzwerk an, um am Ball zu bleiben. So gehen auch die Nächte und Wochenenden irgendwie vorbei. Kurz: Ich tue alles, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben.
    Insofern passt es mir gar nicht, als Charlie eines Vormittags im Teammeeting verkündet, dass BSC uns wieder für ein Projekt angefragt hat, beziehungsweise speziell mich, da ich angeblich schon einen Teil des Programmiercodes kenne.
    Meine Kollegen sehen mich mit großen Augen an. Ich sehe Charlie an. Charlie starrt auf seinen Laptop. »Natürlich werde ich Emily nicht gestatten, dieses Projekt alleine zu machen. Jeder von uns kann sich in neuen Code einarbeiten, und als Teamleiter ist es selbstverständlich, dass ich bei einem so wichtigen Kunden persönlich hinfliege.« Damit ist der Fall für ihn erledigt.
    Für mich auch. Obwohl ein Funken Zweifel bleibt. Warum hat Christopher explizit um meine Mithilfe gebeten? Welchen Programmiercode könnte er meinen, oder war das vielleicht nur ein Vorwand? Könnte mehr dahinterstecken? Könnte es sein, dass er mich vielleicht doch einfach nur wiedersehen möchte?
    Charlie fliegt schon am nächsten Morgen nach London. Deshalb bin ich erstaunt, ihn bereits am Abend wieder im Büro zu sehen. »Krisenmeeting im Konferenzraum, alle, sofort!«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint sein Treffen mit Christopher irgendwie nicht gut gelaufen zu sein. »Der Auftrag hängt am seidenen Faden. Er hat gesagt, wenn Emily es nicht macht, ist Secur-Code draußen.«
    »Was genau hat er denn gesagt, Charlie?« Vielleicht ist alles nur ein Missverständnis.
    »Er hat gesagt«, Charlie schnauft immer noch vor Empörung, »er hatte doch tatsächlich die Frechheit zu sagen: ›Bei Emily bekomme ich mehr für mein Geld!‹«
    Meine Kollegen kichern. Ich nicht. Das Zitat kommt mir bekannt vor. Es sind genau die Worte, die Christopher so erzürnt haben, als Charlie sie zu ihm gesagt hat. Mein Herz scheint plötzlich doppelt so laut zu schlagen wie sonst.
    »Du wirst morgen früh nach London fliegen, Emily. Ich will diesen Auftrag.«
    Aber ich schüttele den Kopf. »Nein, Charlie, werde ich nicht. Ich habe ab morgen ein paar Tage
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