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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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Musik werden wir wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wobei dieser Richie von US5 ja ein sehr heißes Eisen ist, das man bestimmt gut vernaschen kann. Wenn mir der Blitz den ins Bett donnern würde, würd ich ihn sicher nicht von der Bettkante stoßen. Ich ziehe mir lieber Tracks wie „Like Toy Soliders“ oder „Someone To Love“ rein. Aber so hat eben jeder seine Eigenheiten. Wie Ben mit Whitney Houston.
    Ben! Irgendwie muss ich ununterbrochen an ihn denken. Ich bin eifersüchtig. Eifersüchtig auf seine Schnalle. In absehbarer Zeit wird er immer weniger Zeit für mich haben. Ben geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich muss immerzu daran denken, wie wir vor Marseille im Freibad waren. Ich bewundere seinen Body. Es tut gut, ihn sich vorzustellen. Plötzlich habe ich ‘ne Latte. Aber bin ich noch ganz bei Trost?! Was geht?? Ich kann mich doch nicht so einfach an meinem Onkel aufgeilen.
    Wahrscheinlich hat mein Kopf zu viel Sonne abbekommen! Ja, das wird’s wohl sein! Das muss es sein. Es lässt sich einfach nicht abstellen; ich kann machen, was ich will. Wahrscheinlich habe ich nur den Kontakt zu ihm vermisst. Besonders schön waren die Abende vor unserer Abfahrt, unten an der Ecke beim Chinesen, wo wir über alte Zeiten philosophiert haben.  Das muss einfach der Grund sein! Der Alltag wird uns alle noch schneller einholen als uns lieb sein kann.

Junggesellenabend
    Endlich wieder in den eigenen vier Wänden schlafen. Es ist schon kurz vor 19:00 Uhr als wir heimkommen. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, mich ausgehfertig zu machen und Lena nach Hause zu begleiten. Herzlich wird sie von ihrer Mutter begrüßt. Da bin ich erst mal fehl am Platz. Ist mir ganz recht. Schließlich bin ich mit Ben verabredet. Er, seine Kumpels Zoltan, Mike, Alessandro und meine Wenigkeit wollen heute Abend den ultimativen Junggesellenabend für Ben abstarten. Im kleinen Kreis. Das ist gemütlicher und man kann besser um die Häuser ziehen, sämtliche Kneipen abchecken und sich abdichten. Ich hoffe, die Dinge dann etwas abgeklärter betrachten zu können. Zuallererst brauche ich ‘ne Kippe. Unbedingt. Es ist ein Kreuz mit der Sucht, aber ich komme leider nicht davon los. Auch so ‘ne Dummheit, mit der ich, um cool zu sein, angefangen habe. Glücklicherweise sehen es meine Eltern nicht mehr so eng, wenn ich rauche. Früher haben sie es nicht gern gesehen, aber das war mir egal. Das haben sie gemerkt und versuchen es jetzt auf die weiche Tour. Vor ihnen rauche ich trotz allem äußerst ungern, deshalb muss ich die ersten Stunden seit Langem ohne sie in vollen Zügen genießen.
    Unter diesen Menschen fühle ich mich so richtig zugehörig, selbst wenn ich den Großteil von ihnen fast nicht kenne, geschweige denn schon einmal gesehen habe. Die Typen sind in Ordnung, auch wenn mir Mike mit seinen hohen Wangenknochen etwas unheimlich vorkommt. Sie klinken mich voll in ihre Clique ein, als ob ich schon jahrelang dazu gehören würde – und das obwohl ich der Jüngste bin. Es gibt kein albernes Gehabe wie es bei uns in der Klasse der Fall wäre.
    Echt abgefahren! Inzwischen sind wir in der mittlerweile 100. Bar oder so eingekehrt. Nach Nummer acht habe ich aufgehört mitzuzählen. Außerdem hinterlässt der Alk langsam seine Spuren. Und das nicht nur bei mir. Wodka, Martini, Bier, Tequila, Amaretto und was zum obligatorischen Kick natürlich nicht fehlen darf: Äppelwoi. Egal was, quer durch die Bank trinken wir, was der Laden so hergibt.
    Danke Gott! Wir bleiben hier, wo auch immer wir gerade sind. Ich kann nicht mehr. Gehen will ich heute höchstens noch nach Hause. Vorausgesetzt, ich bin dazu nachher noch in der Lage. Diesen glücklichen Zustand verdanke ich Zoltan; der hat sich inzwischen die Seele aus dem Leib gekotzt. Kein Wunder, bei dem, was der alles gesoffen hat. Also bleiben wir hier, versuchen ihn wieder einigermaßen aufzupäppeln und kugeln uns vor Lachen. Klar, das kann jedem passieren, nur ist es schön zu sehen, dass erstens Typen um die 30 auch nicht unbedingt wissen, wann sie genug haben - da soll einer was über die heutige Jugend sagen - und zweitens nicht ich derjenige bin, der hier voll abgereihert hat.
    Mein einziges Problem sind meine losen Gedanken, die selbst im Suff nicht mehr verschwinden wollen. Meine Blicke streifen Ben. Der scheint sogar noch ziemlich nüchtern zu sein. Klarer Fall. Er sollte morgen nicht unbedingt mit ‘nem Kater zur Trauung erscheinen.
    Alle ziehen über Zoltan her.
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