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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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Zeit mit Ben verbringen. Das ist schließlich auch viel wert.
    Ich beginne wieder zu trinken, obwohl ich mir vorgenommen hatte, das heute sein zu lassen. Die Vorteile sind, dass ich besser drauf bin, oder zumindest so wirke, und über den Glasrand den Abend über Ben ungestört beobachten kann.
    Es gibt Mädchen in meiner Klasse, die megamäßig auf Männer im Anzug oder in Uniform stehen. Wir haben sie deswegen immer verspottet, aber wenn ich es mir genau überlege, ist da was Wahres dran. Zumindest bei Ben. Es kommt ja nicht das erste Mal vor, dass ich ihn im Anzug sehe. Zur Bank geht er grundsätzlich im Anzug. Das macht was Besonderes her. Er ist stets chic gekleidet. Ich mag es. Das sieht so seriös aus – und heiß. Am besten gefällt mir der Schwarze. Einen ähnlichen trägt er auch heute. Störend wirkt nur die Jacke, da sie den Blick auf das Hinterteil darunter verdeckt. Wenn ich ihm doch nur einmal seine Kleider vom Leib reißen dürfte.

Nieder-Erlenbach
    Heute bin ich verhältnismäßig zeitig aufgestanden, aber mehr als fünf Stunden Schlaf sind nicht drin.
    Ich bin aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge. Wieso Ben bloß mit mir reden will? Was kann es so wichtiges geben, dass er sich sofort am Tag nach seiner Hochzeit mit mir verabredet? Ich male mir in meinen Gedanken die tollkühnsten Vorstellungen und Tagträume aus. Doch es hat sowieso keinen Sinn. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei. Träumen wird aber noch erlaubt sein. Es ist die wahre Entspannung sich seinen Illusionen hingeben zu können. Das gestehe ich mir zu.
    Es wäre lustig, würde er einfach nur sagen würde „Lass uns irgendwo hingehen, wo uns keine Menschenseele kennt.“ Ich würde auf der Stelle mitkommen.
    Ich habe keinen Hunger und gehe so schnell ich kann zum Günthersburgpark. Es ist warm. Ich beschließe nicht mit Bus oder Bahn zu fahren. Eigentlich bin ich von Natur aus faul, aber ich gehe das Stück besser zu Fuß und spinne weiter an meinen schmutzigen Gedanken, in denen er mich mitten im Park flachlegt.
    Ben ist schon da. Mein Herz beginnt wild zu pochen. Wow, ich wusste gar nicht, dass es so hurtig schlagen kann.
    „Hi, Den, kann’s losgehen?“
    „Aber immer doch. Heut werd ich dir davon laufen und dabei wie Air Jordan durch die Lüfte fliegen.“  
    „Da bin ich ja mal gespannt, du Großmaul!“
    Wir haben schon ein ganzes Stück zurückgelegt als Ben meint, wir sollten etwas trinken gehen. Untypisch für ihn. Er ist normal ein Mensch, der sein Sportprogramm zielstrebig durchzieht und nicht zwischendurch unnötige Pausen einlegt. Daher muss die Sache schon von wichtigem Belang sein, wenn er es so angehen lässt. Das weckt Hoffnung in mir. Er weiß wahrscheinlich nicht, wie er am Besten anfangen soll.
    „Ich will mit dir reden. Ich denke bei einem Glas Wasser geht das besser. Komm schon. Ich lad dich ein.“
    „Was gibt’s? Was hab ich angestellt?“, will ich wissen.
    „Du musst aber ein schlechtes Gewissen haben.“ Ben grinst verschmitzt.
    „Quatsch!“
    „Weshalb ich mit dir reden wollte ...“
    „Ja?“
    „Ja! Bianka bekommt Zwillinge.“ Das soll wohl ein schlechter Witz sein! Ich bin enttäuscht. Irgendwie ist das zu hoch für mein kleines Gehirn. Was geht es mich an, über wie vielen Küken die olle Glucke brütet?!
    „Und? Also ich war das bestimmt nicht“, ist das einzige, was mir dazu einfällt.
    „Das hoffe ich doch … Spaß bei Seite. Bianka hat nicht vor, längere Zeit auszusetzen. Außerdem ist unsere Wohnung bestimmt nicht für Zwillinge ausgerichtet. Bei einem Kind hätte es noch ein bisschen ausgereicht. Jedenfalls wollen Biankas Eltern, dass wir zu ihnen auf den Hof nach Nieder-Erlenbach ziehen.“
    Hey, ich bin nicht zu spaßen aufgelegt! Vor zwanzig Minuten träumte ich noch von mehr Zeit, die wir gemeinsam verbringen können und jetzt soll das Gegenteil eintreten. Meine Luftblase zerplatzt mit einem Stich. Dieses Kaff ist nicht aus der Welt, das ist richtig, es gehört noch zu Frankfurt. Aber ländliches Flair?! Es dauert einen Augenblick bis ich die Kontrolle über meine Sprache wiedererlange, ohne doof rumzustottern.
    „Ben, du und Bauer? Nee, alles nur das nicht, oder? Ich meine ...“
    „Ja, ich weiß, was du meinst. Aber ich muss mich mit dem Gedanken anfreunden. Für die Kinder ist es dort höchstwahrscheinlich viel schöner aufzuwachsen. Dem muss ich mich fügen.“
    Blöde Bälger! Auf die habe ich schon jetzt eine Scheißwut. Ich schweige. Ben nimmt einen großen Schluck
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