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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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seine Designerringe getragen. Heute kommt es mir vor, als hätte er nie welche besessen. Lediglich an seinem Ringfinger steckt ein schlichter, vergoldeter Ehering. Ben ist sexy. Hoffentlich unternehmen wir vor seinem Umzug noch das ein oder andere miteinander. Diese Zeit wird besonders schwer für mich werden. Ich muss es schaffen!
    Ich trinke aus und wir joggen zurück. Mir ist nicht gut zumute. Ich wünschte, er würde mich noch ein einziges Mal umarmen. Er spannt seine Muskeln an und wir joggen weiter. 

… the Show must go on
    Inzwischen sind drei Wochen vergangen, seitdem Ben mir eröffnet hat, dass er umziehen wird. Er wird mich wieder verlassen. Als er damals vor ungefähr drei Jahren aus Berufsgründen begann in der Weltgeschichte herumzugondeln, war es für mich weniger schlimm. Wir haben ab und zu was unternommen. Aber der Verlust, wenn man in Bezug darauf überhaupt von einem sprechen kann, war nicht im Entferntesten so schlimm wie der jetzige. Ich hatte meine Freunde Mark und Ivo in der Nähe. Herderstraße. Von diesem Tag an bis heute machten wir wirklich jeden Unsinn gemeinsam. Wir verärgerten als alberne Grundschuljungs die älteren Leute in unserer Umgebung, legten Nägel auf die Straße, damit die Autos drüber fuhren oder beschossen kleine Kinder vom Balkon aus mit unseren knallbunten Wasserspritzpistolen. Heute pfeifen wir süßen Mädels hinterher und versuchen uns gegenseitig an selbstbewusstem Auftreten und Arroganz zu übertrumpfen. Außerdem pöbeln wir ohnehin schon psychisch unsichere Menschen oder Schwule an. Eigentlich schwach, aber scheinbar gibt uns das ein Gefühl der Überlegenheit. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft. Nun werde ich die beiden wieder brauchen. Sie heitern mich auf und lenken mich ab. Ich weiß nur noch nicht, wie ich ihnen klarmachen soll, dass ich nur noch Jungs will. Von meiner Liebe zu Ben kann und werde ich sicherlich nichts sagen. Sie würden mich für alle Zeiten nach Sibirien oder auf eine Emufarm in Australien verbannen. Weit, weit weg von ihnen versteht sich. Die Zeit wird die Wunden heilen.
    Ich bin auf dem Weg zu Mark, der gestern Nacht von seinem Floridatrip mit seinen Eltern und Kirsten zurückgekommen ist. In knapp einer Woche beginnt die verdammte Schule wieder und bis dahin wird Ivo aus Jugoslawien heimgekehrt sein. Ich brauche Abwechslung, weil ich ununterbrochen mit meinen Gedanken bei Ben bin. Dem habe ich im Laufe der Woche geholfen seine Wohnung im Westend leer zu räumen, um das Zeug nach Nieder-Erlenbach zu transportieren. Eigentlich gehe ich sämtlicher Hausarbeit weitgehend aus dem Weg. Das Motiv, das mich hierfür angetrieben hat, heißt zweifellos Ben. Schließlich war es die letzte Gelegenheit mit ihm allein zu sein. Ich habe es genossen. Ich nahm jede Möglichkeit wahr, ihn zu berühren. Beim Einräumen der Umzugskartons, beim aneinander Vorbeigehen im voll gestellten Flur oder beim Abwaschen. Einmal konnte ich ihn sogar beim Wechseln seiner Kleider beobachten. Am liebsten hätte ich ihm dabei geholfen und wäre noch lieber, natürlich nur aus Versehen, mit meinen Händen in seine Shorts gerutscht. Abends ging in meinem Bett dann so einiges ab. Konnte mich ja den ganzen Tag endlos an Ben aufgeilen.  
    Bianka ist im Krankenhaus, weil irgendwas mit den Zwillingen nicht stimmt. Heute wird sie wieder entlassen und muss sich schonen, um die Geburt noch ein wenig hinauszuzögern. Ehrlich gesagt ist mir der Trubel um sie schnurzpiepegal. Seit heute wohnt Ben also offiziell auf dem maroden Bauernhof. Bauer, respektive Landwirt, zu sein wäre nichts für mich. Wenn ich schon an stinkende Kühe und Pferde denken muss, dreht sich mir der Magen um.
    Es ist schwer. Seit gestern Abend gibt es in meinem Leben niemanden mehr als ihn allein. Das wird mir bewusster je länger es dauert. Meine Eltern haben beim Chinesen nen Abschlussabend nur für Ben organisiert, damit er am allerersten Abend nicht ganz allein in seinem neuen zu Hause ohne Bianka rumhängen muss, und sich jeder von ihm verabschieden kann. Wie tiefsinnig! Das haben sie noch nicht einmal gemacht als er ins Ausland ging. Mir soll’s recht sein. Ich habe nichts dagegen. Im Gegenteil. Cora ist auch da. Sie hat ‘ne Woche frei und ist deshalb zu uns hochgekommen. Wenn ich es mir so überlege, glaube ich, dass dieses Essen ein inoffizieller Abschied für Cora werden sollte und nicht für Ben. Mum und Dad haben es zwar vehement abgestritten, aber das bedeutet gar nichts. Sie wissen
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