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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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weil ich ständig Ben vor mir sehe. Tot. Außerdem hatte er nie vor, seine Kinder im Stich zu lassen. Nur Bianka und die hat es auch verdient. Was würdet ihr tun, wenn er sie wegen einer anderen Frau verlassen hätte? Wahrscheinlich nicht halb den Aufstand, den ihr im Moment macht. Ich liebe Ben. Seht das endlich ein! Daran wird sich nie etwas ändern. Schreibt euch das endgültig hinter die Ohren. Ich will nicht mehr gefangen sein in einer Welt, die nicht meine ist. Ich möchte leben, so wie es mir gut tut. Keiner fragt, wie es mir geht. In euren Augen ist nur Bianka die bemitleidenswerte Person. Ich finde es arm von euch, mich in keiner Weise zu unterstützen.“
    „Cora! Bringe du deinen Bruder zur Raison ehe ich mich vergesse.“
    „Warum denn? Ich find’s cool. Endlich mal einer aus unserem verkommenen Clan, der sich einen Dreck um die vermaledeite Moral schert. Was ist falsch daran einen Menschen zu lieben? Das Geschenk der Liebe sollte man nicht leichtfertig wegwerfen. Und ob Dennis nun Sex mit einer Frau oder einem Mann hat, sollte euch egal sein. Schließlich seid ihr eh nicht dabei, wenn er es tut. Frankfurt ist Multi-Kulti-Stadt. Es gibt hier sogar einen Christopher Street Day; das müsst selbst ihr mitbekommen haben. Aber solange es Typen wie euch gibt, wird sich immer ein Weg finden lassen, Minderheiten zu diskriminieren. Selbst wenn es sich um den eigenen Sohn handelt.“
    Bravo! Auf Cora ist Verlass. Wenn doch nur alle Menschen so liberal eingestellt wären. Es hilft alles nichts. Dad rückt keinen Millimeter von seinem Standpunkt ab. Er bleibt stur und denkt nur an sein Ansehen. Besonders vor seinen Kollegen und Eltern.
    „Das Gute, das ich dieser Sache abgewinnen kann, ist, dass es zum Glück eine familieninterne Angelegenheit ist. Ohne außenstehende Betroffene, die es publik machen können. Wie stünde ich da, wenn es an die Öffentlichkeit gerät und ich nicht mehr als renommierter Arzt, sondern nur noch als der Schönheitschirurg mit dem homosexuellen Sohn betrachtet werde?“
    War ja klar. Das musste kommen. Er ist sich selbst der Nächste. Nie um Übertreibungen verlegen. Aber was er hier tut, nennt man schon Schwarzmalerei betreiben. Cora hat ihn durchschaut. Sogar die eigenen Kinder werden verraten. Mum sagt wenig. Nur, dass sie will, dass ich in gemäßigte Bahnen zurückkehre und das mit Ben beende. DAS! Sie haben beide keine Ahnung. Ich bin nicht krank und diese so genannte Krankheit lässt sich nicht von jetzt auf nachher kurieren.
    „Ihr solltet euch schämen. Ich kann nicht einfach meine Gefühle abschalten. Habt ihr das schon einmal versucht? Geht nicht! Ihr müsst es hinnehmen. Ich habe euch nicht darum gebeten, mich in die Welt zu setzen.“
    Das war unsachlich, aber wie soll ich mich wehren? Jedenfalls ging ich zu weit. Das weiß ich selbst. Dad holt aus und ohrfeigt mich mit voller Wucht. Hat er lange nicht gemacht. Verkrampft steht er vor mir ohne was zu sagen. Diese Ohrfeige war Antwort genug. Ich kann die Adern an seinem Hals anschwellen sehen. Damit ist der Höhepunkt seiner Rage erreicht. Mit diesem Schlag hat er die Kluft zwischen uns noch vergrößert. Nichts rechtfertigt das Anwenden körperlicher Gewalt. Obwohl seelische Vergewaltigung oft noch schlimmer ist. Ich kann es immer noch nicht begreifen. Nur um des Scheines Willen soll ich meine Gefühle ausknipsen. Lächerlich. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.
    Cora schleppt mich mit einem verständnisvollen „Komm, Dennis“ raus, ehe wir uns gegenseitig zerfleischen.
    Mum und Dad werden lauter. Jetzt habe ich sogar einen Streit zwischen ihnen entfacht. Alles gerät außer Kontrolle und ich bin schuld. Immer nur ich. Ich halte das nicht aus. Mum verteidigt mich. Ich kann mir nicht helfen. Wieso macht sie das nur hinter meinem Rücken?
    Cora hört mir zu. Die Schuldgefühle sind immer noch da. Aber Ben ist noch nicht tot. Ich rede, als ob. Dabei muss ich hoffen und beten, wie es der Doc sagte. Cora macht mir Mut. Ich bin entschlossen. Unter keinen Umständen darf ich Ben aufgeben. Nicht vorzeitig. Das hat er nicht verdient und ich bin es ihm schuldig. Eines kann ich von unserer Liebe mitnehmen. Ich bin erwachsener geworden. Ich werde mich meinen Emotionen nie wieder unterordnen, nur um anderen zu gefallen. Egal, was passiert. Trostlos nur, dass Ben einen Unfall haben musste, an dessen Folgen er womöglich erliegen wird, damit mir diese Selbstständigkeit zuteil wird.
     

Aus und vorbei
     
    Bens Zustand ist
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