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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe)
Autoren: Manuel Maier
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schwirrt Bens Geist hier noch irgendwo durch den Raum. Ich möchte ihn einfangen.
    „Wissen Sie, ich würde gerne bei ihm sein.“
    „Dann gehe zu ihm!“
    „Bitte!? Sie haben auch ein Einfühlungsvermögen wie zehn Meter Stacheldraht. Tut mir leid. Es ist so. Mit so was scherzt man nicht, kapiert?“
    „Wenn du mich mal aussprechen lassen würdest, hätte ich dir bereits vor einer Viertelstunde gesagt, dass dein Onkel, und was immer auch noch, am Leben ist. Wir mussten ihn verlegen. Der Doc hat doch heute Morgen bei euch angerufen. Hat es dir keiner gesagt? Es ist wie ein Wunder, aber Herr Jacobi ist heute Nacht aufgewacht.“
    „Im Ernst? Das ist ja ...“
    „Wenn ich es dir doch sage. Na geh schon! Unfallchirurgie. Zimmer 208.“
    Überglücklich gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn und eile zu Ben. Hurra! Das gibt’s doch nicht. Ben bleibt bei mir. Ich könnte einen Freudentanz veranstalten. Es ist schwer sich in diesem Gebäude zu orientieren. Den Weg zur Intensivstation kenne ich auswendig. Bens neues Zimmer zu finden bereitet mir noch Schwierigkeiten. Aber diese Hürde nehme ich locker.
     
    Super, Ben endlich ohne Kabel und Schläuche zu sehen. Er schläft. Ich beschließe ihn wach zu küssen. Sanft auf den Mund. Seine Lippen sind trocken. Schmal öffnet er seine Augen. Sie sagen mehr als tausend Worte.
    „Du musst mich noch ‘ne Weile ertragen, Kleiner. So schnell wirst du mich nicht los.“
    „Idiot!“
    „Hey, ich darf mich nicht aufregen.“ Ben spricht sehr leise. Die Hauptsache er spricht. Wie habe ich seine beruhigende Stimme vermisst.
    „Ich muss schlafen. Leg dich neben mich. Es hilft mir, dich zu spüren. Ich werde wieder gesund“, sagt er voller Zuversicht. Aus seinen Worten kann ich Freude und jede Menge Lebensmut entnehmen. Das ist gut. Ich schmiege mich an ihn und genieße es, ihn atmen zu hören. Selbstständig und in regelmäßigen Abständen.
    Der Oberarzt kommt. Ein mir mittlerweile vertrautes Gesicht. Er freut sich mich zu sehen und reicht mir die Hand zur Begrüßung.
    „Ich habe es dir gesagt. Er hat einen enormen Willen. Die Nähe zu deinem Onkel hat viel dazu beigetragen. Davon bin ich überzeugt.“
    Er bittet mich darum den Besuch nicht zu übertreiben, da Ben noch sehr schwach sei. Über dem Berg ist er. Es wird jedoch eine Weile dauern bis er wieder der Alte sein wird. Das ist nicht schlimm. Pünktlich zu den Sommerferien ist Ben ein zweites Mal geboren worden. Ich habe genug Zeit mich um ihn zu kümmern.
     
    Cora und ich sind alleine zu Hause. Unsere Eltern sind mit Jay und Lena in Urlaub gefahren. Ben braucht mich, um fit zu werden. So kann ich ihn täglich besuchen. Sein Zustand bessert sich zusehends mit jedem Tag. Meine Besuche werden länger und unsere Gespräche gewinnen wieder an Niveau. Anfangs hatte Ben Schwierigkeiten zu sprechen, da sein Sprachzentrum eins auf die Mütze bekommen hat. Sein Verband um den Kopf ist endlich abgenommen. Lediglich ein Pflaster erinnert an seine schweren Kopfverletzungen. Sein linkes Bein war an mehreren Stellen kompliziert gebrochen. Heute ist er zum ersten Mal aufgestanden. Er muss es, um Thrombosen zu vermeiden.
    „Tut’s weh?“
    „Nur, wenn ich lache.“
    „Wie ist es passiert? Erinnerst du dich?“
    „Unser Urlaub war ein granatenmäßiger Reinfall. Ständig hatten wir uns wegen irgendwelchen Kleinigkeiten in den Haaren. Zu Hause angekommen, hatte ich endgültig die Schnauze voll. Ich habe gegen ihren Willen das Angebot in Berlin angenommen, als wir zurückgekommen sind. Ich musste es mit meinem Chef abklären. Deshalb war ich nicht bei dir. Somit habe ich Bianka den Rest gegeben. Ich wollte raus aus meinem Trott und diesem Irrenhaus. War müde, aufgekratzt und sauer auf sie. Entschuldige, wenn ich das sage, aber mir kam es einfach nicht in den Sinn zuerst zu dir zu fahren – ich wollte nur weg von Bianka und musste nachdenken wie ich es ihr am besten beibringe. Erst durch deinen Anruf konnte endlich wieder klar denken. Rasend vor Wut hat sie gefleht, gebettelt und gedroht. Bis etwa ein Uhr haben wir über dich geredet und gestritten. Besser gesagt ich habe geredet, während sie einem Tobsuchtsanfall nahe, wie eine Furie gebrüllt und die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt hat. Ich habe ihr unsere Beziehung geschildert. Sie hatte schon eine gewisse Vorahnung. Jetzt besucht sie mich immer und schleimt sich ein. Sie hat mir sogar angeboten, mich nach Berlin zu begleiten. Hoffnungen mache ich ihr keine. Sie sich
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