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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Autoren: Markus Majowski
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meine Harmonie.
    Meine Eltern und Großeltern haben versucht, mir das Evangelium nahezubringen. Irgendetwas hat mich dabei immer gestört. Ich konnte nicht mit den Ecken und Kanten der christlichen Kirche leben, so wie ich sie wahrnahm. Die Kreuzzüge und Kirchenkriege, der Streit um die Bedeutung der Person Jesu und vieles mehr waren so was von nervend! Infolge von Konzilen haben unsere Kirchenväter ihre Ansichten mit großer Geschicklichkeit durchgesetzt. Konzile sind Versammlungen der Bischöfe und hoher kirchlicher Würdenträger. Die Herrschaften erörtern und entscheiden dort vor allem Fragen der Doktrin, einen engstirnig auf einen ganz bestimmten Standpunkt festgelegten Lehrsatz mit „Das-machen-jetzt-alle-so-wie-wir-es-sagen-sonst-knallt-es“-Effekt.
    „Du bist komisch!“, sagt mein Julius, der mir über die Schulter schaut. „Vorhin schreibst du noch, dass du dich über Neues freust. Und jetzt meckerst du über die Männer mit den großen goldenen Hüten auf dem Foto da im Internet!“ Ich klappe den Rechner zu und hole zu einer Ansprache aus – umsonst, Julius ist schneller: „Mooooment, alter Mann! Wenn denen das vorher zu langweilig war mit den alten Regeln, dann sollen sie doch neue ausprobieren. Wo ist das Problem?“ Julius ist ebenso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Ich schmiere mir ein Brot und gehe anschließend spazieren. Als ich zurückkomme, ist der Kopf frei. „Der Junge schläft gleich ein!“ Meine Frau lächelt mich verständnisvoll an. „Wenn du was auf dem Herzen hast – also gut, geh zu ihm!“ Julius erwartet mich. „Weißt du, Julius, die Männer mit den goldenen Hüten haben die anderen Menschen gezwungen, bei ihrem neuen Spiel mitzumachen.“ Julius nimmt meine Hand und flüstert: „Papa, Religion ist kein Spiel, oder?“ Ich spüre, das Gespräch müssen wir vertagen. „Nein, Religion ist raue Wirklichkeit.“ „Ich glaube, ich schlaf jetzt lieber!“ Ich kenne kein schöneres Lächeln.
    Ich höre von vielen Veränderungen am ursprünglichen Wort Gottes. So, wie es im Pentateuch, den ersten fünf Büchern Mose, geschrieben steht, kennen es nur sehr wenige Menschen. Schon während meiner Konfirmationszeit wird mir die Manipulation am Alten Testament bewusst, denn allein die vielen Übersetzungen und Abschriften müssen Gottes Wort verändert haben, denke ich mir. Das Wort soll nicht verändert werden, richtig! So steht es geschrieben im Alten Testament – auf den ersten Seiten. Und doch wurde es verändert – in dutzenden Konzilen grundlegend!
    Weil ich in den Kirchen nicht Gottes Klang zu vernehmen meine, beginne ich zu zweifeln: Ich zweifle an den Institutionen der Religion, an jeder Religion, die auf Dogmen und Privilegien einer Obrigkeiten aufgebaut ist. Ja, dann bin ich eben pingelig! Alle Religionen, die extrem sind in ihren Ansichten und Ausprägungen, die anderen Menschen etwas überstülpen, um jeden Preis missionieren, stoßen mich ab. Andererseits muss ich mir auch eingestehen, dass der einzige Gott, unser Schöpfer, auch in anderen Religionen wirkt. Wenn der Glaube den Menschen in ihrem Leben und zum Leben hilft, wird diese Wirkung für mich besonders deutlich. Ich sehe das lange Zeit nicht so, da ich nur auf die Extreme schaue. Den reinen Ursprung blende ich aus. Das ist ein Mangel an Urvertrauen, das gebe ich zu. Ich glaube an Gott, so wie ich ihn verstehen und empfinden kann. Und ich fühle mich mit all den Menschen verbunden, die ebenfalls an ihren Gott glauben, der sie frei macht und ihnen hilft, auf andere Menschen zuzugehen, Frieden zu stiften und die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, dort, wo sie gerade stehen. Ich mag den undogmatischen Ansatz jenseits von kriegerischen Auseinandersetzungen und intellektuellen Zerwürfnissen, in dem es nur darum geht: Hilft mir mein Glaube, das Leben zu meistern? Im Besitz der ultimativen Weisheit bin ich damit nicht. Und wenn jemand daraus eine neuzeitliche Missionsnummer machen würde, fände ich das nicht so dufte. Gottes Wort steht über allen Ungereimtheiten. Ich muss deswegen nicht mit meinem Urvertrauen in Gott hadern. Egal, wie viel Zweifel ich auch heute noch an der Kirche empfinden mag, ich spüre, dass es um etwas anderes geht: Gott reicht den Gefallenen die Hand. Ich habe in großer Not um Hilfe gebeten, und er hat sie mir gewährt. Aber auch dazu später mehr.
    Er sieht meine frühen Zweifel als Bub, die ich kopfschüttelnd vor mir hertrage. Obwohl ich bereits seit meiner
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