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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
Autoren: W. A. Hary
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Bewegungen verlangsamten sich etwas. Deutlich erkannte er jetzt die Gesichter. Sie waren ohne Ausdruck. Alle Augen waren lauernd auf ihn gerichtet. Eine eisige, fast feindliche Atmosphäre schlug ihm entgegen.
    Heißer Zorn stieg in John auf. Aber er merkte, daß dabei die Schwindel stärker wurden. Deshalb beherrschte er sich.
    Plötzlich eine Stimme. Sie schien ihm ins Ohr zu flüstern, aber nein, sie erklang direkt in seinem Gehirn!
    »Verschwinde, ehe es für dich zu spät ist, ehe du zuviel weißt! Verschwinde, sonst muß ich dich vernichten!«
    John kniff die Augen krampfhaft zusammen und öffnete sie wieder. Nichts hatte sich verändert.
    Die Männer an den Tischen erhoben sich lautlos. Wie abwartend blieben sie stehen.
    Kein Laut drang an die Ohren Johns, außer dem leise hechelnden Geräusch seines eigenen Atems.
    Seine Hände packten den Tresen fester. Er richtete sich auf, die Zähne zusammenbeißend. Er wußte, daß er ein Mensch mit einem stählernen Willen war. Bisher war es noch niemandem gelungen, ihn unterzukriegen, auch beim Militär nicht. Obwohl er vor dem Aufheben der allgemeinen Wehrpflicht sogar Offiziersanwärter gewesen war, war er stets nur der eigenen Vernunft gefolgt und nicht der Willkür anderer.
    Das hatte ihm sogar einen Spitznamen eingebracht: Ire. Obwohl er kein Ire war, aber denselben sturen Kopf besitzen konnte, wenn es darauf ankam.
    Und jetzt setzte er seinen Willen ein. Er spürte, daß ihn jemand beeinflussen wollte. Instinktiv begehrte alles in ihm dagegen auf, auch wenn das Teufelszeug, das man ihm ins Bier geschüttet hätte, seine Widerstandskräfte schwächte.
    »Ihr Schweine!« lallte er. Ein erneuter Schwindelanfall warf ihn jetzt fast zu Boden. »Ihr verdammten Schweine! Was habt ihr mit mir vor?«
    Die Tür öffnete sich. John hörte es deutlich, obwohl in seinen Ohren ein eigenartiges Brausen entstanden war, das sich mehr und mehr verstärkte. Es war das Rauschen des Blutes.
    Er brauchte allen Willen, um den Kopf zur Tür zu wenden. Alles war verschwommen und taumelte hin und her, obwohl in Wirklichkeit er selbst es war, der an der Theke hin und her schwankte.
    Da war eine Gestalt, die sich auf ihn zu bewegte. Aus dem verschwommenen Zerrbild schälte sich ein verwaschenes Gesicht. Es war das von Sean Thompson.
    »Na, noch einen zur Brust genommen?« Klang es nicht ironisch? Nein, da war doch ein leutseliger Unterton.
    Mißtrauen entstand in John Holleway. Er bekämpfte weiterhin seine Schwindel und wollte etwas sagen, aber nur ein Lallen kam über seine Lippen.
    Sean Thompson hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Nanu, was ist denn los, John? Verträgst du nichts mehr? Du kannst doch nicht in der kurzen Zeit so betrunken sein.«
    Weder machte John den vergeblichen Versuch, etwas zu sagen.
    »Na, laß mal, Mann«, rief Sean Thompson und klopfte ihm auf die Schulter. »Kann jedem mal passieren. Manchmal trinke ich auch einen über den Durst. Was ist übrigens mit dem Wrack draußen vor dem Dorf? Willst du dafür sorgen, daß es entfernt wird?«
    Der redet anders, flüsterte eine innere Stimme. John horchte unwillkürlich auf. Für einen Augenblick war sein Blick klar. Und in diesem Augenblick löste sich die Gestalt von Sean Thompson in Nichts auf. An ihre Stelle trat eine ungefähr gleichgroße Strohpuppe. Ja, eine Strohpuppe. Ganz primitiv. Billiges, grob gewebtes Sackleinen, einfach mit Stroh vollgestopft. Der Kopf war durch Abbinden mit einer Schnur entstanden. Die Arme und Beine hatte jemand angenäht.
    Und diese Strohpuppe redete mit der Stimme Thompsons, dabei aufrecht neben John stehend.
    Erneute Schwindel setzten John zu. Seine Hände krallten sich fest um den Rand des Tresens, daß das Weiße der Knöchel hervortrat.
    Als er sich wieder dem Bürgermeister zuwandte, war die Strohpuppe verschwunden. Sean Thompson grinste wohlgefällig. Er griff nach Johns Bier und schob es näher.
    »Na los, trinke, mein Freund! Vielleicht ist es das letzte Mal.« Seine Stimme klang verändert, als würde ein anderer durch seinen Mund sprechen.
    In seine Augen trat ein gefährliches Flackern. »Du hast alle Warnungen in den Wind geschlagen, John Holleway. Ich habe dich schon vorher erkannt. Du störst meine Pläne. Bisher konnte ich nichts gegen dich tun, aber meine Mach wächst stündlich. Ich werde jetzt versuchen, dich zu vernichten. Ich hoffe für dich, daß es mir gelingt, sonst muß ich nämlich schärfere Maßnahmen ergreifen.«
    John Holleway hörte die Worte, verstand aber
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