Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
Autoren: W. A. Hary
Vom Netzwerk:
ihren Sinn nicht.
    »Wahnsinn!« murmelte er mit schwerer Zunge vor sich hin. Er empfand alles wie einen bösen Alptraum. Seine Sinne waren total verwirrt.
    Und dann sah er die geschlossene Front. Alle Besucher des Dorfkrugs rückten auf ihn zu. Ihre Gesichter waren starre, ausdruckslose Masken. Dann sah John Holleway nur noch Strohpuppen die sich bewegten wie Menschen, als hätte ihnen jemand Leben eingehaucht. Und diese Puppen hoben die Arme und griffen nach dem Mann, um ihn zu vernichten, wie Sean Thompson es angedroht hatte.
    Sean Thompson?
    John Holleway wandte sich ihm zu und lallte: »Hilfe!«
    Aber auch da stand nur eine Strohpuppe.
     
    *
     
    Guy Slayton zwirbelte unaufhörlich seinen Bart. In seinen Augen stand ein wildes Flackern. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und griff nach Rays Arm.
    »Laß uns morgen nicht hingehen!« sagte er beschwörend.
    Raymond Walsh, der gerade einen Witz erzählt hatte, dessen Pointe Guy entgangen war, wandte sich ihm lachend zu. Das halbe Lokal dröhnte vor Lachen.
    Aber als Ray das Gesicht seines Freundes sah, wurde er sofort ernst.
    »Was ist los, alter Junge? Ist dir nicht gut?« erkundigte er sich besorgt.
    »Ach was, mir geht es großartig, nur … Ich beschwöre dich, Ray. Wir dürfen nicht nach Bredhouse.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Guy. Was hast du? Hast du zu tief ins Glas geguckt? Du bist doch sonst so standfest. Eine alte Biereiche läßt sich doch nicht so schnell fällen, oder?«
    Die Rechte Guys krallte sich um den ungewöhnlich voluminösen Oberarm des Freundes, so daß dieser schmerzhaft das Gesicht verzog.
    »Bitte, nimm es nicht auf die leichte Schulter, Ray. Ich kann dir nur sagen, daß …«
    Unwillig schüttelte Ray die Hand ab.
    »Mann, du tötest mir den Nerv.« Er schnappte sein Bierglas und schüttete einen Teil des Inhalts in sich hinein. »Die ganze Laune kannst du einem verderben.«
    Nun, das war zweifelsohne übertrieben, denn ein Raymond Walsh verlor die gute Stimmung normalerweise nur durch Krankheit und Tod. Aber Guy sagte lieber nichts mehr.
    »Was hast du überhaupt?« fuhr Ray ihn an. »Wenn es dir nicht paßt, brauchst du nicht mitzugehen, hörst du. Du kannst im Hotel warten, wie ein kleines Mädchen, das sich fürchtet, und ausharren, bis die Erwachsenen von ihrem Ausflug zurückkommen.«
    Ein Schatten huschte über Guys Gesicht. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich auf seinen Freund werfen. Da spürte er die Rechte seiner Freundin an seiner Schulter. Das half ihm, die Beherrschung zu wahren.
    »Ich kann es nicht näher erklären«, murmelte er. »Es ist so ein Gefühl, das in meinem Innern hockt wie ein gefräßiges Tier und die Zähne bleckt, wenn ich nur an dieses Bredhouse denke. Nenne es eine Ahnung oder wie immer du willst, aber höre auf mich!«
    »Hört, hört, unsern Poeten«, höhnte Raymond Walsh, aber sein Lachen klang unecht. Offenbar ging ihm das eindringliche Zureden seines Freundes doch etwas unter die Haut.
    Dann schüttelte er den Kopf wie ein begossener Pudel, und im nächsten Augenblick war seine gute Laune wiederhergestellt, als sei nichts geschehen. Das war typisch für ihn.
    Er hob das Glas zu einem Toast, kam aber nicht mehr dazu. Die anderen waren auf den kurzen Zwischenfall aufmerksam geworden. Das war kein Wunder, denn seit zwei Stunden waren Raymond Walsh und seine Freunde der Mittelpunkt.
    »Hörte ich Bredhouse?« fragte einer der umstehenden Männer.
    Ray machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ja, wir wollen morgen einen Abstecher dahin machen. Geheimtip. Jemand hat mir erzählt, die Erde in Bredhouse hätte noch kaum eines Touristen Fuß geschändet.«
    »Also, wenn das nicht poetisch war«, sagte Guy verkrampft. Er wollte sich revanchieren und seine Unruhe hinter der Maske der Ausgelassenheit verbergen, was ihm aber nicht gelang.
    »Ja«, fuhr Ray unbeirrt fort, »und unser Kleiner hier macht sich in die Hosen.«
    Ein paar der Umstehenden lachten.
    »He«, rief einer, »ich habe doch vorhin noch den alten Cummings gesehen. Wo versteckt er sich?« Der Sprecher wandte sich an Ray. Seine Stimme nahm einen vertraulichen Ton an. »Das ist der richtige Mann, mein Junge. Total abgewrackt. Kommt aus Bredhouse. Vor Jahren hat er dem Ort den Rücken gekehrt, um nie mehr nach Hause zurückzukehren. Hier in Furlington ging er sozusagen vor die Hunde. Für ‘nen Schnaps macht der alles, sage ich dir. Laß ein paar Münzen springen, und Cummings wird zum wandelnden Lexikon für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher