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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
Autoren: W. A. Hary
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Möglichkeit: Er mußte zwischen die Bäume. Dorthin konnte ihm das verrückt gewordene Fahrzeug nicht folgen.
    Es tat es dennoch. John hörte hinter sich ein Krachen und Bersten. Die Bäume schüttelten sich.
    Er blickte über die Schulter. Der Wagen versuchte, durch den viel zu schmalen Durchlaß zwischen zwei Bäumen zu kommen. Die Haube und die beiden vorderen Kotflügel waren nur noch Schrott. Die Hinterräder mahlten hilflos. Sie gruben sich in den Untergrund.
    John Holleway stand stocksteif da. Nicht nur, daß er Angst hatte, sondern es war ihm bewußt, daß er nur hier, zwischen den Bäumen, in relativer Sicherheit war.
    Etwas bohrte sich in sein Gehirn. Er spürte den unbändigen Wunsch, in Richtung Furlington zu fliehen, aber es gelang ihm, sich dem stummen Befehl zu widersetzen.
    Daraufhin rollte der Wagen zurück. John wußte sofort, was das zu bedeuten hatte: Er nahm Anlauf!
    Das Ding beschleunigte wie eine Rennmaschine. In den nächsten Sekunden mußte es die Baumgruppe erreicht haben.
    John warf sich herum und ergriff die Flucht.
    Hinter ihm entstand ein Inferno. Der Wagen hatte die Bäume erreicht. Mit unvermindert hoher Geschwindigkeit traf er auf das Hindernis. Das Metall kreischte protestierend. Fetzen lösten sich und flogen dem fliehenden John Holleway um die Ohren.
    Erst als er über fünfzig Yards zwischen sich und der Baumgruppe zurückgelegt hatte, wagte er, langsamer zu werden. Vorsichtig warf er einen Blick zurück.
    Nein, das verhexte Fahrzeug konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Es war nur noch ein Häufchen verbeulten Blechs, auf ein Drittel seiner ursprünglichen Länge zusammengeschoben.
    Mit gemischten Gefühlen kam John Holleway wieder zurück. Erst als er sicher war, daß ihm keine Gefahr mehr drohte, wagte er aufzuatmen. Dann machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Bredhouse.
    Es war nicht mehr weit. Nur noch ein paar hundert Yards.
    Die Sonne stand über dem Horizont, als er die ersten Häuser erreicht hatte. Eine unnatürliche Stille herrschte in dem Dorf. Und da war wieder das mulmige Gefühl in Johns Magengegend. Er wußte, daß hier etwas nicht stimmte, konnte aber nicht sagen, was es war. Das Erlebnis mit dem Auto verdrängte er vorläufig. Es war abgeschlossen. Was würde ihn hier noch erwarten?
    Er betrat das Dorf. Kein Mensch auf der gepflasterten Straße. John verstand das nicht. Unaufhörlich ließ er seine Blicke kreisen. Nicht einmal an den Fenstern zeigte sich jemand. Wieso war niemand auf den Lärm aufmerksam geworden.
    Ein Motorgeräusch.
    John Holleway zuckte zusammen. Das Geräusch kam von außerhalb.
    Er fuhr herum. Noch war nichts zu sehen. Er erkannte nur das Wrack seines Fahrzeuges bei der Baumgruppe, die die Sicht auf den weiteren Verlauf der Straße verbarg.
    Und dann bog ein Wagen um die Kurve. Es war ein klappriger Ford. Ein amerikanischer Straßenkreuzer, der kaum durch die Straßen des Dorfes paßte. Das Ding war mindestens zwanzig Jahre alt, und jeder kannte den Besitzer: Sean Thompson, der Bürgermeister des Örtchens. Sean war gleichzeitig auch der Polizist, und für manche hatte er sogar die Rolle des Geistlichen übernommen, denn einen solchen gab es seit Jahren nicht mehr in Bredhouse.
    Sean Thompson hing mit abgöttischer Liebe an seinem alten Auto. Er hängte einen Großteil seiner Freizeit daran, um es immer wieder auf Vordermann zu bringen.
    John Holleway mußte fast bei dem Gedanken grinsen, wie Thompson wohl reagiert hätte, hätte sich sein Ford so benommen wie das Auto, das jetzt als Wrack eingekeilt zwischen den Bäumen hing.
    Das machte ihm bewußt, daß Sean Thompson diese Sorge offenbar nicht zu haben schien. Der Bürgermeister setzte nur seine Geschwindigkeit herab, als er des Wracks ansichtig wurde. Dann fuhr er weiter. Sein Blick heftete sich auf die einsame Gestalt von John Holleway. Der klapprige Ford hielt an. Sean kurbelte die Fensterscheibe herunter.
    »He!« machte er.
    »He!« antwortete John. Sonst sagte er nichts. Er überließ Sean Thompson die Initiative.
    »Was’n passiert? Unfall gehabt, wie?«
    Das war die typische, abgehackte Sprechweise des Bürgermeisters und Dorfpolizisten.
    »Wie man es nimmt«, sagte John vorsichtig. »Der Wagen hat sich sozusagen selbständig gemacht.«
    »Hast aber ganz schön Glück gehabt. Sehe, daß du nicht verletzt bist. Nur Anzug kaputt.«
    John Holleway mußte unwillkürlich grinsen, obwohl er sich in den Jahren seines Hierseins längst an die Sprechweise des Mannes gewöhnt
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