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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Tag passte zu meiner guten Stimmung, denn die Sonne lachte und der Frühling lag spürbar in der Luft! Ich hatte etwas Spannendes vor und freute mich sogar auf die Grabungsaktion nachher. Zur Linken konnte ich bereits den dunklen Kamm des hoch gelegenen Waldes erkennen, der das Örtchen Fahrenhorst von Westen und Süden her umklammerte. Leider wurde das dichte Grün jäh abgerissen von einer steil abfallenden, hell schimmernden Sandgrube, die sich unaufhaltsam immer näher an das Dorf heranfraß. Das davor befindliche Klosterbachtal lag dagegen idyllisch wie stets in einer breiten Senke und der Klosterbach plätscherte unaufdringlich in seinem begradigten Lauf vor sich hin. Zahlreiche kleine Flüsschen und Bäche durchzogen dieses ganze Gebiet und mündeten letztlich in der nahen Weser.
    Fahrenhorst lag südlich von Bremen am Rande der Wildeshauser Geest. Die schwach wellige Landschaft war großflächig von mehr oder weniger mächtigen Sandablagerungen bedeckt, die allerdings seit einigen Jahrzehnten mit Nachdruck abgegraben wurden. Auf einem dieser langen Sandrücken befand sich der kleine Ort, eingerahmt vom Hombach im Osten und dem Klosterbach im Westen. In früheren Zeiten sollte es hier sogar überall mächtige Wanderdünen gegeben haben, doch für mich war dies heute unvorstellbar. Man brauchte sich nur die von Landwirtschaft einschlägig geprägte Ackerlandschaft zu betrachten.
    Ich bog in die Waldstraße ein und stand kurz darauf vor dem gusseisernen Tor, welches die Einfahrt zu meinem Grundstück versperrte. Noch während ich es aufschloss, kam ein weiß-brauner haariger Blitz herangefegt und sprang mir in freudiger Ekstase in den Bauch. Bruno tat grundsätzlich so, als wäre ich ein halbes Jahr fort gewesen. Erst nachdem ich einen herumliegenden Stock für ihn geworfen hatte, konnte ich wieder ins Auto steigen und die Auffahrt hochfahren.
    Zwischen hohen, erhabenen Bäumen duckte sich klein das Fachwerkhäuschen. Früher hatte es ein Strohdach gehabt, dieses war aber bereits in den 60er Jahren durch dunkle Dachpfannen ersetzt worden. Diese wiederum waren mittlerweile ziemlich brüchig geworden und dick mit grünem Moos bewachsen. Dafür fügte sich das Haus perfekt in die natürliche Umgebung ein. Meine Großeltern hatten es Ende der 40er Jahre gekauft und das 5000 Quadratmeter große Nachbargrundstück gleich dazu. Auf diesem hatte damals nur ein kleines Wochenendhäuschen gestanden, welches vom Besitzer während des Zweiten Weltkriegs als Rückzugsort genutzt und später abgerissen worden war. Der Rest war immer schon natürlicher Wald gewesen, nach hinten hinaus unterbrochen von der Grundstücksgrenze und einem Zaun. Dort schloss sich noch ein Stückchen Staatsforst an, der aber von einer kleinen Straße zerschnitten wurde.
    Als begeisterter Gärtner hatte mein Großvater im Laufe der Jahrzehnte eine wunderbare Mischung aus Parklandschaft und wildem Wald erschaffen. Rund hundertjährige Buchen und Eichen mit entsprechen Stammesumfängen und Kronen waren hier mittlerweile zu finden. Zahlreiche Eichhörnchen und kleine Vögel tummelten sich in den Wipfeln und hinterließen beim Betrachter ein befriedigendes Gefühl von Idylle. Großvater war ein richtiger Baumliebhaber gewesen und hatte nach und nach die verschiedensten heimischen Arten im Garten angesiedelt. So fanden sich neben den auch im nahen Wald häufig anzutreffenden Kiefern, Buchen und Birken ebenfalls allerhand Bäume und Gehölze, die heutzutage viel seltener geworden waren, zum Beispiel Eschen, Linden, Ulmen oder Bruchweiden. Die Blütenpracht im Frühling war eine Augenweide, die riesigen Stauden im Sommer versetzten dagegen jeden Besucher in Bewunderung und Erstaunen. Es bedeutete aber auch eine Menge Arbeit und zwischen April und Oktober musste ich mir viel Zeit nehmen, um alles einigermaßen in Schuss zu halten.
    Überall war jetzt bereits geschäftiges Vogelgezwitscher zu hören und die meisten Büsche oder Bäume hatten schon grüne Knospen, die sich verstohlen aus den braun-grauen Rinden hervorwagten. Auf dem Hof vor dem Haus stellte ich den Motor ab und stieg aus. Bruno sprang mir mit einem gewaltigen Satz direkt an die Brust und stieß mich wieder in den Wagen zurück.
    »Ist ja gut!«, antwortete ich auf seinen Ansturm. »Gibt ja gleich was zu fressen! Und dann gehen wir eine Runde in den Wald zum Laufen. Was meinst du?«
    Bei dem Wort »Laufen« legte Bruno sofort die Ohren an und stieß mir seine Schnauze erneut in den Bauch.
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