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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Merkwürdig, wie diese selektive Wahrnehmung bei Hunden funktionierte: Einzelne Wörter wurden in einem komplexen Satzzusammenhang sofort erkannt, während andere klar und deutlich gesprochene Wörter wie »Sitz« oder »Komm« meist angeblich nicht verstanden wurden …
    »Ich beeile mich! Danach habe ich nämlich noch was hinterm Haus zu erledigen!«
    Das Innere des Hauses war ziemlich überschaubar, reichte für mich und Bruno aber natürlich mehr als aus. Ein alter gekachelter und offener Kamin zwischen Wohn-, Esszimmer und Küche bildete sein warmes Herz. Sowohl ich als auch der Hund hatten unsere Lieblingsplätze in seiner unmittelbaren Nähe eingerichtet. Im Winter verströmte er seine wohlige Wärme in alle Richtungen, begleitet vom beständigen Knacken des Feuers.
    Aber nicht nur der Kamin war alt, auch die gesamte übrige Einrichtung des Hauses hatte ich mehr oder weniger unverändert von meinen Großeltern übernommen. Um technisch ins 21. Jahrhundert zu gelangen, waren einige Anpassungen notwendig gewesen. Eine Satellitenschüssel im Garten sowie ein DSL-Anschluss für das Internet – und ich war schon zufrieden.
    Rüde drängelte sich Bruno jetzt an mir vorbei und stürmte in die Küche zu seinem Fressnapf, in dem natürlich noch nichts drin war. Er ging immer davon aus, dass ich bereits bei meiner Ankunft eine ordentliche Portion Fressen in seine Schüssel zaubern konnte, ohne überhaupt das Haus betreten zu müssen. Ein ums andere Mal stand er dann enttäuscht vor seinem Napf und warf mir vorwurfsvolle Blicke zu.
    »Ich komme ja schon, Bruno! Aber ich bin sicher, dass du zwischenzeitlich nicht verhungern wirst«, rief ich ihm belustigt zu. Doch er sah mich bloß auffordernd an und wedelte ungeduldig mit seinem buschigen Schwanz.
    Ich stopfte mir ebenfalls ein hastig zubereitetes Toastbrot in den Mund und zog mir dabei meine Turnschuhe an. Währenddessen verschlang Bruno schmatzend sein eigenes Mittagessen. Als er fertig war, hörte ich, wie der Fressnapf durch seine leckende Zunge noch polternd durch die halbe Küche geschoben wurde. Schwanzwedelnd sah er zu mir hoch. Er hatte mal wieder in Rekordgeschwindigkeit aufgefressen und wollte mir jetzt seine Bereitschaft für abenteuerliche Waldwanderungen signalisieren.
    Ich konnte es kaum erwarten, den komischen Fleck zu erkunden. Aber Bruno ging vor. Also griff ich ihm ins Nackenfell, schüttelte ihn sanft und raunte ihm ein leises »Wollen wir los?« ins Ohr. Daraufhin fing er wie wild mit seinem Schwanz zu schlagen an, stieß mir seine feuchte Nase in die Wange und streckte sich demonstrativ. Er war bereit!
    Mit einem großen Satz sprintete ich durch das Esszimmer und zur Terrassentür hinaus, sprang über das Blumenbeet, welches zu dieser Jahreszeit noch brachlag, und schreckte einen Buntspecht hoch, der über mir den abgestorbenen Ast einer Kiefer bearbeitete. Bruno hüpfte mir begeistert hinterher, mir dabei immer so dicht auf den Fersen, dass ich ständig Gefahr lief, lang hinzuschlagen.
    Im Wald war es durch die vielen Licht schluckenden Fichten und Kiefern kühl und dunkel. Wie immer nahm Bruno unseren Waldspaziergang äußerst ernst. Kaum etwas konnte ihn davon ablenken, jeden Strauch und jeden Baumstamm genauestens auf Markierungen anderer Hunde zu untersuchen. Trotzdem streifte mein Blick suchend zwischen den dünnen Bäumchen hindurch, um zu erkennen, ob sich jemand von der nächsten Wegkreuzung näherte. Bruno war auf fremde Rüden meist nicht sehr gut zu sprechen und so mussten wir immer ein wenig aufpassen. Aber die Luft schien rein zu sein. Wir liefen quer durch den Forst, bis wir freie Sicht auf das Klosterbachtal hatten. Hier endete der Wald abrupt und wich der riesigen Sandabbaustätte.
    Wir folgten einem kleinen Pfad zum Klosterbach, der in seinem engen, geraden Kanal, den die Landschaftsplaner ihm heutzutage leider nur noch gönnten, silbern schimmerte. Begeistert lief Bruno die letzten Meter zum Bach und stürzte sich die kurze, steile Böschung hinunter. Freudig planschte er wenige Sekunden später in dem kalten Wasser und schluckte dabei übermütig riesige Mengen davon mit weit aufgerissenem Maul. Im nächsten Moment schon versuchte er keuchend und rülpsend, seine Lunge von dem kühlen Nass wieder zu befreien. Die gedankenlose Freude am Augenblick, die diesen Hund trieb, amüsierte mich stets aufs Neue.
    Ich setzte mich ins kurze, braungrüne Wintergras und ließ meinen Blick über den Horizont schweifen. Mit dem leichten, noch
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