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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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kühlen Wind wurde der Hauch von strengem Güllegeruch herangetragen und stieg mir unangenehm in die Nase. Die Landwirtschaft bereitete sich also bereits auf die kommende Aussaat- und Erntesaison vor. Von irgendwoher hörte ich das nervtötende Kreischen einer Motorsäge.
    Dann passierte das Unvermeidliche: Bruno stellte sich natürlich genau vor mir breitbeinig auf, um sich ordentlich zu schütteln. So durfte ich regelmäßig ebenfalls ungefragt an seinem Badevergnügen teilhaben und sprang nun mit einem gellenden Schrei auf.
    Erstaunt sah Bruno mich an. Er fand wohl, dass ich mich immer ziemlich albern anstellte, wenn es um Wasser ging. Aber natürlich wollte ich nicht – durchgeschwitzt und jetzt auch noch halb durchnässt – in Gefahr geraten, mir eine Erkältung einzufangen. Also machten wir uns auf den Rückweg.
    Bruno hatte sich in den Dreck gelegt und schaute mir nun verwundert dabei zu, wie ich das tat, was ich ihm immer verbot: ein Loch graben. So etwas hatte er noch nicht erlebt! Er war es eigentlich gewohnt, dass ich seine eigenen Tiefbauwerke wieder zuschüttete, ohne sie je entsprechend zu würdigen. Und nun tat ich es selber!
    Die quadratische Verfärbung war in der Tat kaum sichtbar gewesen, wenn man direkt vor dem langen, flachen Sandhügel stand, der sich hinter meinem Haus erstreckte. Vom Boden aus würde man nie auf die Idee kommen, hier eine Form zu erkennen, doch mit den Bildern der Satellitenaufnahmen im Kopf … Ich hatte einen Moment davorgestanden und es unvermittelt erkannt. Danach war es ein Leichtes gewesen, die Verfärbung am Rande des sanften Hügels zu entdecken. Ich hatte seinen Umriss abgesteckt und angefangen zu graben.
    Es war mittlerweile richtig warm geworden und ich rieb mir den Schweiß von der Stirn. Ich hatte jetzt einen guten Meter ausgeschachtet, doch bisher war ich auf rein gar nichts gestoßen. Um mich besser in der Grube bewegen zu können, begradigte ich mit dem breiten Blatt der Sandschaufel die Ränder ein wenig. Dann wollte ich vielleicht noch dreißig Zentimeter tiefer graben, bevor ich mein Vorhaben aufgeben würde. Es war wohl doch eine Schnapsidee gewesen …
    »Trinken!«, murmelte ich und warf die Schaufel in den beachtlichen Sandhaufen, den ich bereits angehäuft hatte.
    Bruno sprang auf und beobachtete schwanzwedelnd, wie ich um die Hausecke herum verschwand.
    Als ich wieder zurückkehrte, sah ich das Hinterteil des Hundes aus der Grube ragen und den hellgelben Sand in hohem Bogen zwischen seinen Beinen hervorfliegen. Bruno war nicht untätig geblieben und hatte weitergegraben.
    »Braves Tier!«, ermunterte ich ihn.
    Mit einer Flasche Limonade in der Hand blieb ich neben dem Loch stehen und beobachtete für einen Moment fasziniert seine Grabtechnik. Plötzlich schabten seine Vorderkrallen über etwas Steinernes und Bruno wurde langsamer. Prima! Jetzt hatten wir einen dicken Felsbrocken entdeckt, oder was?
    Ich beugte mich zu Bruno hinab, der stürmisch versuchte, mir die Wange zu lecken.
    »Bäh! Lass das!«, wehrte ich ihn ab und hielt mir seinen zotteligen Kopf aus dem Blickfeld, um etwas erkennen zu können.
    Eine dunkle Wölbung war dort unten im Sand erschienen. Sie lief nach oben hin schlank zu. Ob das ein Stein war? Sah eigentlich nicht so aus …
    »Bruno! Komm raus da! Ich glaub, du hast was gefunden!«
    Der Hund tat, wie ihm geheißen, und machte mir Platz. Vorsichtig, ohne auf das Objekt zu treten, beugte ich mich auf den Boden der Grube. Mit der Hand strich ich über die bauchige Wölbung des Steins und wischte ein wenig Sand von seiner Oberfläche.
    Nein – dies war kein Stein! Fast wirkte es wie ein Tongefäß. Oder eine Amphore. Auf jeden Fall irgendein altes Behältnis. Wahrscheinlich ein Überbleibsel der Bauarbeiten an diesem Haus im vergangenen Jahrhundert, mutmaßte ich.
    Enttäuscht streckte ich mich durch. Dafür also die ganze Arbeit! Für eine alte Bierflasche oder einen Tonkrug, der vielleicht einmal Apfelmost enthalten hatte.
    Ein letztes Mal beugte ich mich hinunter. Aus dem Blickwinkel, den ich in diesem Moment einnahm, meinte ich, gezackte Linien auf der Oberfläche des Gefäßes erkennen zu können.
    Verwundert rieb ich mich am Hinterkopf. Gezackte Linien auf einer alten Tonflasche? Das passte nicht zusammen …
    »Bruno! Ich glaube doch nicht, dass dies bloß eine alte Bierbuddel ist!«, murmelte ich mehr zu mir selbst.
    Neugierig kam Bruno an den Rand der kleinen Grube und verdunkelte mit seinem großen Kopf die
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