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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma
Autoren: Robin Cook
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werde Ihnen jetzt etwas für den bevorstehenden Eingriff eingeben. Leiden Sie unter irgendeiner Allergie?«
    »Nein«, versicherte Marissa dem Mann. Sie war froh, daß ihr jemand Gesellschaft leistete und sie von ihren trüben Gedanken ablenkte.
    »Wahrscheinlich ist das gar nicht unbedingt notwendig«, sagte Dr. Arthur und suchte geschickt nach einer passenden Vene an Marissas rechtem Handgelenk. »Aber es ist auf alle Fälle besser. Falls Dr. Carpenter noch mehr Narkose für nötig hält, kann sie leichter verabreicht werden.«
    »Warum sollte er noch mehr Narkose für nötig halten?« erkundigte sich Marissa nervös. Sie sah zu, wie die Flüssigkeit in den engen Filter tropfte. Sie hatte noch nie eine Injektion bekommen.
    »Es könnte ja sein, daß er es für richtig hält, eine größere Gewebeprobe zu entnehmen als vorgesehen«, antwortete Dr. Arthur und verlangsamte die Zufuhr von Narkoseflüssigkeit. »Oder er könnte sich auch zu einem weitergehenden Eingriff entscheiden. Dann müßten wir Ihnen zusätzlich etwas verabreichen. Schließlich wollen wir es Ihnen doch so angenehm wie möglich machen.«
    Der Ausdruck »weitergehender Eingriff« ließ Marissa schaudern. Sie konnte nicht anders, sie platzte heraus: »Ich möchte hiermit eindeutig klarstellen, daß ich nur meine Genehmigung zu einer Gewebeprobeentnahme unterschrieben habe und nicht zu etwas Weitergehendem wie etwa einer Hysterektomie.«
    Dr. Arthur mußte lachen, entschuldigte sich aber gleich danach, daß er an ihrer Bemerkung etwas ulkig gefunden hatte. »In dieser Hinsicht brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Wir nehmen in diesem Behandlungszimmer bestimmt keine Hysterektomie vor. Er ist wirklich nur für kleine Eingriffe bestimmt.«
    »Was geben Sie mir eigentlich ein?« fragte Marissa verlegen.
    »Sie wollen die Namen der Drogen wissen, die ich verwende?« fragte Dr. Arthur.
    Marissa nickte. In der Klinik wußte keiner, daß sie Ärztin war. Das war ihr lieber so. Als sie sich zur Behandlung anmeldete, hatte sie ein Formular ausfüllen müssen, in dem jedoch nur nach ihrem Arbeitgeber gefragt wurde. Sie hatte das Boston Memorial eingetragen, weil sie zu dieser Zeit dort gerade ein Stipendiatsjahr im Fach der Endokrinologie in der Kinderklinik ableistete. Sie wollte jedoch kein Geheimnis daraus machen, daß sie Ärztin war, und wenn man sie direkt gefragt hätte, dann hätte sie es ihnen bestimmt gesagt. Aber es hatte sie niemand danach gefragt, und das nahm sie als weitere Bestätigung für den Grad an vertraulicher Behandlung, den sie in dieser Klinik erwarten durfte.
    Dr. Arthur war einen Augenblick verblüfft. Doch dann erwiderte er achselzuckend: »Ich benutze eine Mischung aus einer kleinen Dosis Valium und einem Medikament, das Ketamin heißt.« Er machte sich daran, die übrigen Injektionsgeräte zu reinigen. »Es ist ein guter kleiner Cocktail. Sehr wirkungsvoll gegen Schmerzen. Als zusätzlichen Bonbon sorgt er manchmal dafür, daß man sich hinterher an die ganze Sache nicht mehr erinnern kann.«
    Marissa war mit Ketamin vertraut. Im Boston Memorial wurde es häufig verwendet, wenn Kindern mit Verbrennungen Verbände angelegt wurden. Aber sie hatte noch nie gehört, daß man es auch bei ambulanten Patienten anwendete. Als sie dies gegenüber Dr. Arthur bemerkte, lächelte er väterlich.
    »Wohl ein bißchen darüber nachgelesen, wie?« sagte er in scherzhaftem Ton. Dann fuhr er mahnend fort: »Denken Sie daran, daß Halbwissen immer gefährlich ist! Tatsächlich ist es so, daß wir dieses Medikament hauptsächlich bei ambulanten Patientinnen anwenden.« Aufmerksam sah er Marissa an. »Meine Güte, Sie sind aber sehr nervös.«
    »Ich versuche ja schon, mich zu beruhigen«, sagte Marissa.
    »Na, dabei werde ich Ihnen helfen«, sagte Dr. Arthur. »Ich gebe Ihnen am besten gleich jetzt die kleine Dosis Valium mit dem Ketamin.« Er wandte sich ab und holte eine Spritze aus dem Instrumentenschrank. Über die Schulter sagte er zu ihr: »Diese Gewebeentnahme ist eine Kleinigkeit.«
    Marissa nickte ohne jede Begeisterung. Sie konnte den Ausdruck schon nicht mehr hören. Sie blieb jedenfalls nervös. Zwar hatte sie sich ein wenig besser gefühlt, als Dr. Arthur gekommen war. Doch jetzt ging es ihr wieder entschieden schlechter. Seine lässige Art, von weitergehenden Eingriffen zu sprechen, hatte durchaus nicht zu ihrer Beruhigung beigetragen. Wieder überkamen sie alarmierende Vorahnungen einer Katastrophe. Sie spürte den
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