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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma
Autoren: Robin Cook
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Anteilnahme gezeigt und sofort damit einverstanden gewesen war, als sie gesagt hatte, sie könne durchaus allein zur Klinik fahren. Ein Rundblick durchs Zimmer zeigte Marissa, daß die meisten anderen Patientinnen in Begleitung ihrer Ehemänner oder Freunde gekommen waren.
    Sie bemühte sich, ihre Gemütsaufwallung einzudämmen. Im Geist schalt sie sich: Du benimmst dich albern! Sie war über ihre Reaktion selbst überrascht und schämte sich ein wenig. Es war doch sonst nicht ihre Art, hysterisch zu werden. Sie schmeichelte sich sogar, daß sie so leicht nichts aus der Fassung bringen könnte. Im übrigen wußte sie ja auch, daß Robert gar nicht hätte mitkommen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Er hatte an diesem Vormittag eine wichtige Konferenz mit den leitenden Mitarbeitern seiner Firma für Gesundheitsvorsorge-Management, -Investierung und -Forschung. Es handelte sich um eine entscheidende Konferenz, die seit vielen Monaten geplant worden war.
    Eine Krankenschwester rief: »Marissa Blumenthal!«
    Marissa sprang auf, legte das Magazin auf den Nebentisch und folgte der Schwester einen langen, leeren weißen Korridor entlang. Dort wurde sie in einen Umkleideraum eingewiesen, dessen Innentür in eins der Behandlungszimmer führte. Von ihrem Platz im Umkleideraum konnte Marissa den Tisch mit seinen blitzenden Beinstützen aus rostfreiem Stahl sehen.
    Die Schwester drehte Marissas Handgelenk und prüfte ihre Erkennungsmarke. »Nur um sicherzugehen«, sagte sie. Nachdem geklärt war, daß es sich um die richtige Patientin handelte, klopfte sie mit der Hand auf einige Kleidungsstücke, die auf einer Bank lagen, und fuhr fort: »Ziehen Sie bitte das Nachthemd, die Pantoffeln und den Umhang an! Ihre eigenen Kleider hängen Sie in den Schrank. Wertsachen können in das verschließbare Fach gelegt werden. Wenn Sie fertig sind, gehen Sie dort hinein und setzen sich auf den Untersuchungstisch.« Sie sagte es mit einem berufsmäßig sachlichen Lächeln, doch nicht ohne Wärme. Dann schloß sie die Tür zum Korridor hinter sich.
    Maria entledigte sich ihrer Kleider. Der Fußboden war kalt unter den nackten Füßen. Während sie sich anstrengte, die Bänder des Nachthemds auf dem Rücken zu verschnüren, dachte sie daran, wie gut ihr die Angestellten dieser Frauenklinik gefielen, von der Empfangsdame bis zu ihrem Arzt. Doch hauptsächlich hatte sie die Klinik deshalb gewählt, weil sie privat betrieben wurde und daher besondere Vertraulichkeit bot. Jetzt vor dem Eingriff beglückwünschte sie sich noch einmal zu ihrer Wahl. Wäre sie in eins der großen Bostoner Krankenhäuser gegangen, etwa gar in ihr eigenes, das Boston Memorial, dann wäre sie dort unweigerlich Personen begegnet, die sie kannten.
    Marissa hatte immer besonderen Wert darauf gelegt, ihre Intimsphäre zu wahren. Sie wollte vermeiden, daß Dinge wie Geburtenkontrolle, jährliche Unterleibsuntersuchungen, ihre zwei Anfälle von Blasenkatarrh und ähnliches zum Thema von Kollegenklatsch wurden. Auch wenn es dazu nicht gekommen wäre, so wäre es ihr doch schon peinlich gewesen, ihrem Frauenarzt im Krankenhausflur oder in der Krankenhaus-Cafeteria zu begegnen.
    Der dünne Umhang, das am Rücken offene Krankenhausnachthemd und die Papierpantoffeln machten aus der Ärztin Marissa endgültig eine Patientin. Auf den schlecht passenden, nachschlappenden Pantoffeln schlurfte sie in das Behandlungszimmer und setzte sich, wie die Schwester sie angewiesen hatte, auf den Rand des Untersuchungstischs.
    Als sie die üblichen Einrichtungsgegenstände sah, zu denen ein Narkosegerät und die Instrumentenschränke gehörten, wurde sie erneut von Panik befallen. Abgesehen von ihrer Angst vor dem Eingriff und der möglichen Notwendigkeit einer Hysterektomie sie mußte sich immer wieder daran erinnern, daß es nur eine entfernte Möglichkeit war hatte Marissa auf einmal die Vorahnung einer Katastrophe. Jetzt kam ihr voll zu Bewußtsein, wie sehr sie gelernt hatte, ihr Leben zu schätzen, vor allem in den letzten Jahren. Mit ihrem jungverheirateten Ehemann Robert und ihrer kürzlichen Aufnahme in ein hervorragendes Team von Kinderärzten hatte es das Schicksal beinahe zu gut mit ihr gemeint. Sie hatte so viel zu verlieren, und das vermehrte ihre Furcht.
    Ein stämmiger Mann betrat mit berechnend schwungvollem Schritt das Zimmer. »Hallo, ich bin Dr. Arthur.« Er hielt mehrere in Zellophan gehüllte Päckchen und eine Injektionsflasche in der Hand. »Ich bin Narkosearzt und
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