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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma
Autoren: Robin Cook
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Zeitlupe. Als spürte Dr. Carpenter, daß ihr Blick auf ihm ruhte, hob er den Kopf.
    Eine Hand packte Marissa an der Schulter und drückte sie sanft wieder zurück. Doch als sie flachlag, spielte ihr benommener Geist ihr noch einmal das verschwommene Bild von Dr. Carpenters maskiertem Gesicht vor, und trotz ihrer Benommenheit rann ihr ein Schauer des Schreckens durch die Adern. Ihr war, als hätte sich ihr Arzt in einen Dämon verwandelt. Jetzt erschienen ihr seine Augen nicht mehr kristallblau. Sie waren verzerrt und schienen aus schwarzem Onyx, härter als Stein, zu bestehen.
    Marissa wollte laut schreien, beherrschte sich aber. Irgendwo in ihrem Hinterkopf war noch ein Rest Vernunft, die ihr sagte, daß alle ihre Wahrnehmungen durch die Medikamente verändert wurden. Sie versuchte sich aufzusetzen, um sich zu vergewissern, doch die Hände hielten sie fest. Sie wehrte sich dagegen, und wieder einmal sah sie sich im Geist in jenem Hotelzimmer in San Francisco, als sie mit dem Mörder hatte kämpfen müssen. Sie erinnerte sich, daß sie mit dem Telefonhörer auf den Mann eingeschlagen hatte. Und ihr fiel ein, wie alles voll Blut gewesen war.
    Nun konnte sich Marissa nicht länger beherrschen. Sie schrie. Doch aus ihrer Kehle kam kein Laut. Sie stand am Rand eines Abgrunds und rutschte langsam ab. Sie wollte sich festhalten, doch ihr Griff löste sich allmählich, und sie fiel in schwarze Finsternis…
      
      

    27. Februar 1988
     
    »Verflucht noch mal!« sagte Marissa. Suchend ließ sie den Blick durch ihr Arbeitszimmer schweifen. Es wollte ihr nicht einfallen, wohin sie ihre Autoschlüssel gelegt hatte. Zum zehntenmal zog sie das Mittelfach des Schreibtischs auf, in den sie sie sonst zu legen pflegte. Sie waren nicht da. Gereizt wühlte sie im Inhalt des Fachs und schob die Lade dann krachend zu.
    »Heiliges Kanonenrohr!« sagte sie nach einem Blick auf die Armbanduhr. Ihr blieben nicht einmal dreißig Minuten, um von ihrer Arbeitsstelle zum Hotel Sheraton zu fahren, wo sie eine Auszeichnung entgegennehmen sollte. Nichts schien heute zu klappen. Zuerst dieser dringende Notfall: die sechsjährige Cindy Markham mit einem schweren Asthmaanfall. Und jetzt konnte sie die Autoschlüssel nicht finden.
    Marissa verzog die Lippen und versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wo sie sie gelassen hatte. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie gestern abend einen Stapel von Tabellen mit nach Haus genommen hatte. Als sie jetzt zum Aktenschrank ging, fielen ihr die Schlüssel sogleich ins Auge. Sie nahm sie an sich und begab sich zur Tür.
    Sie kam nicht weit. Als sie die Hand auf den Türknopf legte, läutete das Telefon. Zuerst wollte sie es überhören. Doch da meldete sich ihr Gewissen. Es war immerhin möglich, daß es wieder um Cindy Markham ging.
    Mit einem Seufzer ging Marissa zum Schreibtisch zurück, beugte sich vor und nahm den Hörer ab. »Was ist?« fragte sie ungewohnt barsch.
    »Ist dort Dr. Blumenthal?« erkundigte sich der Anrufer.
    »Ja, am Apparat«, sagte Marissa. Sie hatte die Stimme nicht erkannt. Sie hatte eigentlich die Stimme ihrer Sekretärin erwartet, die von ihrer Zeitnot wußte.
    »Hier ist Dr. Carpenter«, sagte der Anrufer. »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Ja«, log Marissa. Ein Anflug von Angst überkam sie. Seit Tagen hatte sie seinen Anruf erwartet. Sie hielt den Atem an.
    »Als erstes möchte ich Ihnen zu der Auszeichnung heute gratulieren«, sagte Dr. Carpenter. »Ich wußte ja nicht einmal, daß Sie Ärztin sind, ganz zu schweigen davon, daß Sie für Ihre Forschungen einen Preis errungen haben. Es ist irgendwie peinlich, wenn man so etwas über eine seiner Patientinnen erst aus der Morgenzeitung erfährt.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Marissa. »Ich hätte es Ihnen sagen sollen.« Sie blickte wieder auf die Armbanduhr.
    »Wie in aller Welt kommt eine Kinderärztin dazu, Forschungen über das hämorrhagische Ebola-Fieber anzustellen?« wollte Dr. Carpenter wissen. »Das liegt doch ziemlich weit ab von Ihrem Gebiet. Lassen Sie mich nachsehen, ich habe die Zeitung vor mir! ›Der Peabody-Forschungspreis geht an Dr. Marissa Blumenthal für die Aufhellung der Umstände bei der Übertragung des Ebola-Virus von der ersten zur zweiten Kontaktperson.‹ Wau!«
    »Ich war zwei Jahre beim Center of Disease Control (CDC) Institut zur Eindämmung von Krankheiten in Atlanta«, erklärte Marissa.
    »Dort wurde mir ein Versuch übertragen, bei dem menschliche Versuchspersonen mit dem
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