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Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Titel: Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin
Autoren: Anne Scheller
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und unaufhaltsam. Nach wenigen Stunden waren die Infizierten freundliche und völlig harmlose Menschen geworden. Die böse Alien-Königin wurde vor lauter Ärger wahnsinnig.
    Das also war die Lösung: Ihre Pechsträhne konnte beendet werden, wenn von nun an jemand anders Pech hatte!Und für Marie gab es nur eine Person, die dieser Jemand sein konnte.

    Auf dem Weg ins Badezimmer begegnete sie Elias. Er trug nichts weiter als eine gestreifte Schlafanzughose, und seine dunklen Haare standen ihm in alle Richtungen vomKopf ab. Marie schaute zur anderen Seite. Wie peinlich, dass er schon wieder oben ohne herumlief!
    »Morgen, Marie«, gähnte er. »Gehst du ins Bad? Ich koche Kaffee und Kakao.« Papa stolperte die Treppe hinunter. Die Schlafzimmertür ließ er offen stehen. Marie warf im Vorübergehen einen Blick hinein. Das Bett war zerwühlt, die Rollos heruntergelassen. Alles wie immer, nur dass   – jemand seufzte.
    Erschrocken blieb Marie stehen.
    Die Bettdecke hob und senkte sich. Mittendrin lag Elias’ Schlafanzugoberteil und   – bewegte sich. Aus den blauen Streifen, die Marie eben noch auf Papas Hose gesehen hatte, erhoben sich blonde Haare und ein rundes Gesicht.
    »Marie!« Judith war mit einem Schlag hellwach und strahlte wie ein Glücksschwein bei der Ziehung des Hauptgewinns. »Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?«
    Als Marie nicht antwortete, setzte Judith sich auf und sah sich suchend um.
    »Wo habe ich bloß meine Brille? Wahrscheinlich im Bad. Würdest du mal kurz für mich nachsehen, Marie? Das wäre wahnsinnig lieb! Ohne Brille«, Judith lachte, »bin ich blind wie ein Grottenolm in der Wüste.«

    Marie fand irgendwo sehr tief in ihrem Inneren ihre Sprache wieder. »Brille«, krächzte sie. »Badezimmer. Klar.« Dann sprintete sie ins Bad, schlug die Tür hinter sich zu und blieb schwer atmend stehen, als hätte sie gerade einen Marathon gewonnen.
    In Papas Bett! Judith hatte in Papas Bett geschlafen! Wo sonst nur Marie bei schlechten Träumen, Unwettern oder langen Filmnächten Unterschlupf fand! In Papas Bett!
    Wollte Judith also einen Kampf? Käpt’n Marie gegen die Königin der Aliens? Das konnte sie haben.
    Am Spiegel lag eine dunkelrote Brille mit breitem Rand. Marie öffnete den Mülleimer, ergriff eine Handvoll nasses Toilettenpapier und schmierige Haarklumpen aus dem Abfluss und ließ die Brille darunter verschwinden. Dann schrubbte sie sich gründlich die Hände und Zähne und verließ das Bad.
    »Sorry, Judith!«, rief Marie im Vorbeigehen in Richtung der blauen Streifen. »Im Bad ist deine Brille nicht!«
    Beim Frühstück war Marie heute allein. Während sie ihr Müsli löffelte, nahmen Judith und Elias das Schlafzimmer, das Badezimmer und schließlich den Rest des Hauses auseinander. Elias wurde immer genervter (»Das gibt’s doch nicht! Himmel, Arm und Wetterfrosch!«) und Judith immer weinerlicher (»Ich sehe ja die Hand vor Augennicht!«), wahrscheinlich auch, weil sie sich alle paar Minuten irgendwo anstieß.
    Marie räumte das Müslischälchen in die Spülmaschine und schmierte sich ein Pausenbrot mit Himbeermarmelade. Da kam ihr eine Idee. Sie nahm die Ketchupflasche, füllte das halbleere Marmeladenglas mit der Tomatensoße auf und rührte kräftig um. Dann steckte sie zwei Scheiben Toast in den Toaster, stellte Teller, Messer, Butter und Ketchupmarmelade auf dem Tisch bereit und ging nach oben.
    Elias und Judith   – inzwischen nicht mehr in ein und denselben Pyjama gekleidet   – falteten gerade sämtliche Handtücher im Badezimmer auseinander und wieder zusammen.
    »Habt ihr die Brille immer noch nicht?«, fragte Marie.
    Judith schüttelte den Kopf. Sie lächelte nicht mehr so wie sonst. Irgendwie bekam Marie davon ein komisches Gefühl in der Magengegend.
    »Ich habe euch schon mal Frühstück gemacht«, sagte sie. »Toast, Butter, Marmelade   – es steht alles auf dem Tisch.«
    »Danke, Marie!« Jetzt lächelte Judith wieder. »Das ist wirklich lieb von dir! Wenn ich nur nicht immer so in den Wolken schweben und meine Brille verlieren würde, dannkönnten wir jetzt in aller Ruhe zusammen frühstücken. Aber das holen wir nach, ja?«
    Wieder das komische Gefühl im Bauch.
    »Ich muss los.«
    Im Hinausgehen stieß Marie gegen den Abfalleimer, der umkippte und seinen Inhalt auf die Fliesen ergoss.
    »Na, so was!«, rief Elias. »Deine Brille, Schatz! Du hast sie in den Müll geworfen.«
    Judith kicherte albern. Elias gab ihr einen Kuss.
    »Guten Appetit, ihr
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