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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition)
Autoren: Karo Stein
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Gegenseitigkeit.
    Ich wandte mich demonstrativ meinem Partner zu und sendete damit meinerseits eine stumme Botschaft an Jim: Kein Interesse.
    »Ich werd' dann mal langsam abhauen. Danke, Leute, hat echt Spaß gemacht.«
    Thompson nickte mir mit einem zufriedenen Grinsen zu. »Wenn du das nächste Mal trickst , Jordy, sorg' ich dafür, dass sie deine Leiche nie finden werden.«
    Ich schenkte ihm ein Lächeln und die international gültige Geste für Fick dich . Während die anderen noch über diesen Teil der nonverbalen Kommunikation lachten, schaute ich in die Runde.
    »Da ich nicht trinke, bin ich mit dem Auto da. Wenn jemand ein Taxi braucht, stehe ich gern zur Verfügung. Fahr auch 'nen Umweg, kein Problem.«
    Jim gähnte – gefühlt mit seinem kompletten Körper – und schüttelte den Kopf. »Nee, ich werd' noch einen Abstecher in eine Bar die Straße runter machen.«
    »Du meinst wohl den Block runter, oder? Idiot...« Ben verzog das Gesicht, bevor er mich ansah. »Ich brauch' auch keins, danke. Geh' noch eine Runde in meine Stammkneipe.« Er langte an mir vorbei und versetzte Steven einen Schlag auf die Schulter.
    Der zuckte unter der groben Behandlung zusammen und rieb sich die schmerzende Stelle mit einem tiefen, wütenden Grollen. »Und unser Stevie wird hier pennen, nachdem seine Wohnung von seiner Ex-Frau besetzt ist und –«
    »Wir sind noch nicht geschieden, du Wichser! Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!«, brüllte Steven ihn an. Es war klar, dass er zu viel getrunken hatte. Neben seinem Stuhl lagen leere Bierflaschen herum und in seinem Glas konnte man noch den Schaum vom letzten sehen.
    Oh Mann, Cops mit kaputten oder bröckelnden Ehen und einem ernsthaften Alkohol-Problem. Immer das gleiche. Immer. Ein paar Dinge änderten sich nie, egal, wo man hinkam.
    »Okay, okay! Ganz ruhig!« Ben hob beschwichtigend die Hände und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Ganz offensichtlich fühlte sich Ben ein bisschen für Steven verantwortlich. Es kümmerte ihn, obwohl der Kerl nicht mal sein Partner war. Sie mussten schon seit geraumer Zeit befreundet sein, zumindest sah es von außen danach aus.
    Persönliche Probleme wirkten sich tendenziell auch auf den Job aus und auch auf die wenigen langjährigen Freundschaften, die Polizisten pflegten. Wenn es nicht die langen Schichten waren, die die Leute vertrieben, waren es die zahllosen Gefahren, denen man jeden Tag aufs Neue ausgesetzt war.
    Bei einigen Einheiten war es schlimmer als bei anderen: Das Rauschgiftdezernat hielt die Versuchung durch Drogen und Alkohol bereit, die Sitte die Verlockung von Sex und der sexuellen Verdorbenheit vieler Menschen und die Mordkommission sah die Menschheit in ihrer schlimmsten Form.
    Und alle brachten es irgendwie mit nach Hause – auch ohne Worte. Der Job konnte tatsächlich alles zerstören, was dir etwas bedeutete, weil nur die, denen es genauso ging, es auch wirklich verstehen konnten.
    Okay, also kein Jordan-Taxi für sie. Ich sah zu Sebastian hinüber, dem es sichtlich unangenehm war, Zeuge von Stevens betrunkenem Ausbruch geworden zu sein. Ich sicherte mir seine Aufmerksamkeit, indem ich mit der Hand vor ihm auf und ab wedelte – was ihm offensichtlich gar nicht passte, da er mich verärgert anstarrte.
    »Was ist mit dir, Sebastian? Lust, mit dem Feind mitzufahren?«
    Erst dachte ich, dass er ablehnen würde, weil er mich so stocksauer ansah. Aber dann schielte er in Stevens Richtung, der inzwischen begonnen hatte, in sein Bierglas zu heulen, während die anderen ihn mit äußerst männlichem Schulterklopfen aus sicherer Entfernung trösteten.
    Sebastian nickte stumm in meine Richtung, was ich an meinen Partner weitergab. Ein ganzes Gespräch mit so wenigen Gesten. Sebastian erhob sich und wir verließen die Runde.
     
     
     
     
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