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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition)
Autoren: Karo Stein
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völlig normal.« Jetzt war er an der Reihe, mich zu mustern, als ob mein Körper ihm verraten könnte, warum ich mich so verhielt. »Warum?«
    Plötzlich schien er sich zu ärgern, dass er die Frage überhaupt gestellt hatte, und er kaute wieder auf der Innenseite seiner Unterlippe oder Wange. Schien eine nervöse Angewohnheit von ihm zu sein – was ich inzwischen wusste und womit ich ziemlich zufrieden war. Verdammt, das hätte ich auch machen können. Das Knabbern, meine ich. Naja, vielleicht später. Wenn ich ihn in meinen Fängen hatte.
    Ich lachte wieder, diesmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während ich mich vorlehnte und meine Ellenbogen auf dem Tisch abstützte. »Weil du mit Abstand die blauesten Augen hast, die ich jemals gesehen habe. Wie Eis. Wie wolkenloser Himmel im Sommer. Wie Saphire.« Ich zuckte die Schultern, wandte den Blick aber nicht ab. »Schöne Augen.«
    Jepp, ich kam der Sache definitiv näher. Sebastian blinzelte ein paar Mal, als wären seine Augen trocken. Flüchtig fragte ich mich, ob er nicht vielleicht doch hetero sein könnte. War immerhin nicht völlig ausgeschlossen. Nur weil jemand rot wurde, wenn man ihn anstarrte, musste das noch lange nichts heißen, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
    Schwule Polizisten neigten in Großstädten dazu, sich zusammenzurotten, als würden sie Zuflucht vor dem Rest der Welt oder ihrem Job suchen. Der Grund dafür war nicht unbedingt Angst, sondern einfach nur die Tatsache, dass sie bei ihren Kollegen nicht sie selbst sein konnten – was verdammt schade war.
    Es war zwar nicht so, dass alle Heteros uns feindlich gesinnt oder engstirnig waren, aber die meisten stellten sich auch nicht sofort mit Begeisterung hinter einen. Und manchmal war es einfach gut zu wissen, wo man stand.
    Das Spiel ging weiter, während Sebastian etwas Unverständliches als eine Antwort auf meinen Kommentar murmelte. Eine ehrliche Reaktion, aber schwer einzuschätzen. Damit war immer noch nicht klar, ob er nun schwul war oder nicht. Ich hätte wahrscheinlich auch einfach fragen können, aber es machte mir Spaß, bei ihm ein bisschen zu raten. Es machte die Jagd... aufregender und zu einer Herausforderung.
    Wenn er hetero war, wäre es möglich, ihn zur dunklen Seite zu bekehren? Könnte ich ihn in Versuchung führen? Scheiße, ich würde es auf jeden Fall probieren!
    Ich wartete, bis er wieder unsicher in meine Richtung blickte, worauf ich nicht lange warten musste. »Aus welcher Abteilung bist du eigentlich?«
    Er schaute auf meine Lippen und schien aufgrund des harmlosen Gesprächsthemas ruhiger zu werden. »Ich bin jetzt in der Beweismittelverwaltung, arbeite in der Asservatenkammer. Vorher hab' ich mich um das Archiv der ungelösten Fälle im Keller gekümmert, aber ich bin diese Woche nach oben versetzt worden.«
    Oh Mann, ich stand auf diese unmelodische Stimme. So tief, so dunkel. Ein bisschen nuschelig, aber er bewegte die Lippen mehr als normale Menschen, hatte eine deutlichere Aussprache. Sein ausdrucksstarker Mund war dabei überaus hypnotisch, wenn man ihn ansah.
    »Man sollte jemand so hübsches wie dich nicht in ein Kellerloch stecken. Freut mich, dass du jetzt oben bist. Dann werden wir uns ja wohl öfter sehen.« Ich unterstrich meine zweideutige Aussage mit einem ebenso zweideutigen Grinsen.
    Seine Brauen zogen sich verärgert zusammen und er kaute auf seiner Unterlippe, als würde er überlegen, ob ich ihn einfach nur verarschen wollte. Und je unsicherer er war, desto mehr gefiel er mir.
    Ich mochte diese zornig gerunzelte Stirn, das nervöse Knabbern, die entnervten Blicke, die er mir unter seinen dichten Wimpern hervor zuwarf. Ich würde ihm keine Chance geben, seine Aufmerksamkeit von mir abzuwenden, deswegen verpasste ich ihm die nächste Breitseite.
    »Kannst du auch ASL ?« Jetzt war sein Gesichtsausdruck vollkommen ratlos. Okay, ich musste also darauf achten, keine Abkürzungen zu benutzen. » American Sign Language … Gebärdensprache.«
    Sebastian schnaubte abfällig, nickte aber und starrte auf meine Lippen. Er vermied es absichtlich, nach oben und mir in die Augen zu sehen. Interessant. »Ja, natürlich.«
    »Du kannst verdammt gut Lippenlesen.« Das Kompliment war absolut ernst gemeint.
    Ein unsicheres Lächeln huschte über seine Lippen. Eher ein Zucken. »Danke...«
    Als ich nichts weiter sagte und ihn nur freundlich anlächelte, entspannte er sich ein bisschen und mein Lächeln vertiefte sich. Ich wollte gerade
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