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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary
Autoren: Woelffe
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er.
»Gefallen.« Nur das bringt er zustande: kurze, einfache Aussagen.
    »Gefallen? Er sollte sich schämen«,
sagt Morgan.
    Kat sagt: »Das Schämen hat
Gott ausgelassen, als er meinen Vater gemacht hat.«
    Er sagt: »Weil. Nur eine Meile
entfernt. Er kann leicht.«
    »Auf dich losgehen? Soll er
nur!« Morgan führt noch einmal seine Faust vor: seinen kleinen nervösen
walisischen Faustschlag.
     
    Nachdem Kat ihn versorgt hatte
und Morgan Williams mit seiner Prahlerei und der Rekonstruktion des Angriffs
fertig war, legte er sich eine Stunde oder zwei hin, um sich zu erholen. In der
Zeit kam Walter mit ein paar Bekannten vorbei, und ein gewisses Maß an Geschrei
und Tritten gegen Türen ertönte, obwohl es nur gedämpft zu ihm heraufdrang und
er glaubte, es vielleicht nur geträumt zu haben. Nun fragt er sich, was soll
ich tun, ich kann nicht in Putney bleiben. Zum Teil, weil seine Erinnerung an
die Prügelei von vorgestern zurückkehrt, und er meint, dass ein Messer im Spiel
gewesen sein könnte; und wer immer es auch abbekommen hat, er war es nicht;
heißt das, dass er selbst es benutzte? All das ist ihm unklar. Klar ist jedoch
seine Meinung zu Walter: Ich habe genug davon. Wenn er mich noch einmal
angreift, töte ich ihn, und wenn ich ihn töte, hängen sie mich auf, und wenn
sie mich hängen, dann will ich einen besseren Grund dafür haben.
    Von unten ihre Stimmen, mal
lautet, mal leiser. Er kann nicht jedes Wort verstehen. Morgan sagt: Er hat
alle Brücken hinter sich abgebrochen. Kat bereut ihr Angebot, die Arbeit als
Schankhilfe, Mädchen für alles und Rausschmeißer, denn, wie Morgan sagt:
»Walter wird immer hier vorbeikommen, oder? Und dann: »Wo ist Tom, schick ihn
nach Hause, wer hat denn den verdammten Priester bezahlt, der ihm Lesen und
Schreiben beigebracht hat, ich war's, und du erntest jetzt den verdammten
Lohn, du lauchfressende Schlampe.<«
    Er kommt nach unten. Morgan
sagt fröhlich: »Du siehst gut aus, in Anbetracht der Umstände.«
    Die Wahrheit über Morgan
Williams ist - und er mag ihn deshalb um keinen Deut weniger -, die Wahrheit
ist: Diese Absicht, seinen Schwiegervater eines Tages zusammenzuschlagen, gibt
es bloß in seinem Kopf. In Wirklichkeit hat er genauso viel Angst vor Walter
wie eine ganze Menge anderer Leute in Putney - und, um genau zu sein, in
Mortlake und Wimbledon.
    Er sagt: »Ich mach mich dann
mal auf den Weg.«
    Kat sagt: »Du musst heute
Nacht hierbleiben. Du weißt, dass der zweite Tag am schlimmsten ist.«
    »Wen wird er schlagen, wenn
ich weg bin?«
    »Nicht unser Problem«, sagt
Kat. »Bet ist verheiratet und raus aus der ganzen Sache, Gott sei Dank.«
    Morgan Williams sagt: »Wenn
Walter mein Vater wäre, würde ich abhauen, sage ich dir.« Er wartet. »Zufällig
haben wir etwas Bargeld da.«
    Eine Pause.
    »Ich zahle es zurück.«
    Morgan sagt lachend,
erleichtert: »Und wie willst du das anstellen, Tom?«
    Er weiß es nicht. Das Atmen
fällt ihm schwer, aber das hat nichts zu sagen, es ist nur das geronnene Blut
in seiner Nase. Sie scheint nicht gebrochen zu sein; prüfend betastet er sie,
und Kat sagt: Vorsicht, das hier ist eine saubere Schürze. Ein gequältes
Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht, sie will nicht, dass er geht, aber sie
wird Morgan Williams nicht widersprechen, oder etwa doch? Die Williamsens sind
wichtige Leute in Putney, in Wimbledon. Morgan vergöttert sie; er erinnert sie
stets daran, dass sie Mädchen hat, die sich ums Backen und Brauen kümmern,
warum setzt sie sich nicht oben hin, näht wie eine Dame und betet für seinen
Erfolg, wenn er nach London geht, um in seinem Stadtrock Geschäfte zu machen?
Zweimal am Tag könnte sie in einem guten Kleid durchs Pegasus rauschen und die Dinge
richten, die nicht in Ordnung sind: Das ist Morgans Vorstellung. Und obwohl
sie, soweit er das sehen kann, genauso hart arbeitet, wie sie es seit ihrer
Kindheit immer getan hat, findet sie anscheinend doch Gefallen daran, wenn
Morgan sie ermahnt, sich hinzusetzen und eine Dame zu sein.
    »Ich zahle es zurück«, sagt
er. »Vielleicht werde ich Soldat. Ich könnte euch einen Teil meines Lohnes
schicken, und eventuell bekomme ich Kriegsbeute.«
    Morgan sagt: »Aber es gibt
keinen Krieg.«
    »Irgendwo wird es einen
geben«, sagt Kat.
    »Oder ich könnte Schiffsjunge
werden. Aber Bella, wisst ihr - meint ihr, ich sollte zurückgehen und sie
holen? Sie hat gejault. Er hatte sie weggesperrt.«
    »Damit sie ihm nicht in die
Zehen beißt?«, sagt Morgan. Er macht
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