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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary
Autoren: Woelffe
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geglaubt, er sei nur wegen des Essens gekommen?
    »Pob Iwc«, sagt Motgan langsam. Viel
Glück.
    Er sagt: »Ist es gut, wenn ich
den Fluss entlanglaufe?«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Zum Meer.«
    Einen Augenblick sieht Morgan
Williams traurig aus, weil es so weit gekommen ist. Er sagt: »Wirst du es
schaffen, Tom? Ich sage dir, wenn Bella kommt und nach dir sucht, schicke ich
sie nicht hungrig nach Hause. Kat wird ihr eine Pastete geben.«
     
    Er muss sich das Geld gut
einteilen. Er könnte den Weg flussabwärts zurücklegen; aber er hat Angst, dass
er gesehen wird und Walter ihn dann mit Hilfe seiner Freunde und Kontakte
erwischt; Männer, die alles tun würden, wenn sie dafür etwas zu trinken
bekommen. Zuerst denkt er daran, sich auf eines der Schmugglerschiffe zu stehlen,
die in Barking oder Tilbury ablegen. Aber dann denkt er, in Frankreich, da
haben sie Kriege. Ein paar Leute, mit denen er spricht - er kommt leicht mit
Fremden ins Gespräch -, sind derselben Meinung. Als o Dover. Er macht sich auf
den Weg.
    Wenn man dabei hilft, einen
Wagen zu beladen, wird man mitgenommen, meistens jedenfalls. Es gibt ihm zu
denken, wie ungeschickt sich die Leute beim Beladen von Wagen anstellen. Es
gibt tatsächlich Männer, die versuchen, mit einer breiten Holztruhe geradewegs
durch eine enge Toreinfahrt zu kommen. Eine einfache Drehung des Gegenstands
kann eine Menge Probleme lösen. Und dann Pferde: Er hat immer mit Pferden zu
tun gehabt, auch mit scheuen Pferden, denn wenn Walter am Morgen nicht die
Folgen des starken Gebräus ausschlief, das ihm selbst und seinen Freunden
vorbehalten war, wandte er sich seinem zweiten Gewerbe zu, dem des
Hufschmieds; und ob es nun sein fauler Atem war oder seine laute Stimme oder
generell seine Vorgehensweise, selbst Pferde, die gut zu beschlagen waren,
begannen den Kopf hochzuwerfen und vor der Hitze zurückzuweichen. Wenn Walter
ihre Hufe festhielt, zitterten sie; seine Aufgabe war es, ihren Kopf zu halten
und mit ihnen zu sprechen, die samtige Stelle zwischen ihren Ohren zu
streicheln, ihnen zu erzählen, dass ihre Mütter sie lieben und immer noch über
sie sprechen und dass Walter bald vorbei sein wird.
     
    Etwa einen Tag lang isst er
nichts; es tut zu weh. Aber als er in Dover ankommt, hat sich die tiefe
Schnittwunde auf seinem Kopf geschlossen, und er vertraut darauf, dass sich
die empfindlichen Teile in seinem Inneren selbst geheilt haben: Nieren, Lunge
und Herz.
    Die Art, wie die Leute ihn
ansehen, verrät ihm, dass er immer noch Prellungen im Gesicht hat. Morgan
Williams hatte noch eine Inventur gemacht, bevor er aufbrach: die Zähne (wie
durch ein Wunder) noch vorhanden, und zwei Augen, die wie durch ein Wunder
sehen konnten. Zwei Arme, zwei Beine: Was willst du mehr?
    Er läuft im Hafen umher und
fragt die Leute: Wisst ihr, wo gerade Krieg herrscht?
    Jeder Mann, den er fragt,
starrt ihn an, tritt zurück und sagt: »Das frage ich dich!«
    Darüber freuen sie sich so,
sie lachen so herzlich über ihren Witz, dass er mit seinen Fragen fortfährt,
nur um den Leuten eine Freude zu machen.
    Erstaunt stellt er fest, dass
er Dover reicher verlassen wird, als er dort angekommen ist. Er hat einen Mann
beim Drei-Karten-Trick beobachtet, und als er ihn beherrschte, ist er selbst
in das Geschäft eingestiegen. Weil er jung ist, bleiben die Leute stehen und
versuchen ihr Glück. Vergeblich.
    Er verrechnet, was er hat und
was er ausgegeben hat. Abzüglich einer kleinen Summe für ein kurzes
Zusammentreffen mit einem Freudenmädchen. Etwas, das man in Putney, Wimbledon
oder Mortlake nicht tun könnte. Nicht ohne dass die Familie Williams davon
erfahren und auf Walisisch darüber reden würde.
    Er sieht drei ältere
Niederländer mit ihren Bündeln kämpfen und geht hinüber, um zu helfen. Die
Pakete sind weich und unförmig, Muster von Wollstoffen. Ein Hafenbeamter macht
ihnen Schwierigkeiten wegen ihrer Dokumente und schreit sie an. Er lümmelt
hinter dem Mann herum, tut so, als sei er ein holländischer Tölpel, und zeigt
den Kaufleuten durch Hochhalten seiner Finger, was er für eine angemessene
Bestechungssumme hält. »Bitte«, sagte einer von ihnen in fehlerhaftem Englisch
zu dem Mann, »könnten Sie mir diese englischen Münzen abnehmen? Ich benötige
sie nicht mehr.« Plötzlich strahlt der Hafenbeamte über das ganze Gesicht.
Auch die Niederländer strahlen über das ganze Gesicht; sie hätten viel mehr
gezahlt. Als  sie an Bord gehen, sagen sie: »Der Junge gehört zu
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