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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia
Autoren: Catherine Banner
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Geschichte, Annas, die des Prinzen und meine.
    Mit dem Tag, an dem du zurückgekommen bist, Ald e baran, habe ich aufgehört, an England zu denken. Am Ende hatte es keine Bedeutung mehr für mich. Ich konnte die Magie, die dieses Land früher umwoben hatte, nicht mehr finden. Die Rückkehr des Prinzen ging an mir vo r bei. Wer auch immer das Land regierte, Stirling war noch immer tot – Ahira ebenso. Aber das habe ich dir nicht gesagt.
    Die Dinge hatten sich gewandelt. Selbst wenn die R e volution für mich zu spät kam, veränderte sie trotzdem vieles. Marias Vater war von der Grenze zurückgekehrt. Sein Bein war für immer steif, und er lächelte nicht mehr, aber er ist am Leben und nicht da draußen auf diesem Friedhof in Ositha begraben. Anselm besucht nun die Herz-Jesu-Vorschule anstelle der West-Kalitzstad- Militär akademie – und auch wenn sie dort zu wenig B ü cher und zu viele Einschusslöcher in den Außenmauern haben, wird er lesen und schreiben lernen und nicht, wie man eine Waffe abfeuert. Sie schlossen die Hochsicherheit s schulen und schickten die Kinder, die magische Kräfte hatten, nach Hause. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich meine magischen Fähigkeiten weiter ausbilden kö n nen. Großmutter wurde immer gebrechlicher, aber ni e mand kam, um sie abzuholen. Sie kann jetzt nicht mehr weit gehen, deshalb tragen wir manchmal ihren alten Scha u kelstuhl runter in den Hof. Er ist noch immer ein trister Ort. Der Hof hat sich nicht verändert; nichts an diesem Haus hat sich verändert. Man sagte, dass der König nach seiner Rückkehr sämtliche Häuser mit fli e ßendem Wasser versorgen wollte. Bisher hat er das nicht getan.
    Aber sie haben die Königlichen Gärten geöffnet. Die Menschen, denen es leichter fällt als mir, zu leben und zu vergessen, machen dort Picknicks.

 
    W ährend ich das hier jetzt lese, erkenne ich, dass ich nicht erklärt habe, warum ich es tat. Ich habe es überhaupt nicht erklärt. Je mehr ich es versuchte, de s to weniger verstand ich es. Für eine Sekunde hatte ich mir Ahiras Tod gewünscht, aber ich wollte, dass die K u gel ihr Ziel verfehlt. Wie kann ich erklären, warum ich etwas Böses getan habe? Warum ich eine Schuld auf mich g e laden habe, die mein Leben für immer zerstören würde? Es gibt viele Gründe, und es gibt keinen Grund. Ich will keine Ausflüchte machen, Aldebaran. Ich habe e i nen Fehler begangen. Ich werde den Rest meines Lebens d a für büßen. Er wird niemals verschwi n den. Wenn mir nur irgendjemand das Gewehr a b genommen hätte; wenn Ahira nur einen anderen Weg als den über die Zit a dellstraße g e wählt hätte –
    Aber was kann ich sonst noch sagen? Nichts.
    Ich habe die Geschichte heute zu Ende gebracht. Sie hat mich fünf Jahre gekostet. Ich bin jetzt zwanzig. Heute habe ich zum ersten Mal wieder gesprochen, und ich ha t te vor, dir das Buch zu zeigen – aber ich habe es nicht g e tan. Ich konnte nicht, als es so weit war. Du hast mich nicht darum gebeten. Stattdessen wolltest du, dass ich dich auf die Burg begleite. Ein Ball für die Gäste des Königs, hast du als Grund genannt.
    Ich hatte erwartet, dass ich ablehnen würde. Aber dann sagte ich plötzlich: »Ich werde mitkommen.« Meine Stimme überraschte mich. Sie war nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung hatte, als ich fünfzehn war.
     
    Das ist es, wo ich jetzt bin. Auf der Burg. Sobald ich hier war, habe ich mir gewünscht, ich wäre nicht hergeko m men. Ich habe mir nie viel aus Festen und dem Tanzen gemacht, selbst früher nicht, als ich noch wusste, wie man lächelt und lacht und spricht. Aber ich bin mitg e kommen, um dir eine Freude zu machen, Aldebaran, denn es gibt noch andere Dinge im Leben als das pe r sönliche Glück. Andere Dinge, für die es sich zu leben lohnt.
    Also versuchte ich, in dem Saal zu stehen und mit di e sen Fremden zu reden. Aber plötzlich hatte ich das G e fühl zu fallen. Ich habe mich wirklich bemüht, Aldebaran, aber ich konnte nicht. Ich dachte, ich würde in Tränen ausbrechen. Ich ging hinaus auf den Dachgarten, wo es ruhig war. Die Musik und das Licht schwappten durch die offene Tür nach draußen. Ich trat in die Dunkelheit und sah zu den Sternen hoch.
    Sie benennen die Erleuchteten nach den Sternen, nicht währ? All die Magiegelehrten, die einen neuen Namen annehmen, holen ihn sich von den Sternen. Aber ich war schon immer nach einem Stern benannt. Leo ist ein Stern; in England ist es sogar ein ganzes Sternbild. Als ich sie von diesem
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