Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia
Autoren: Catherine Banner
Vom Netzwerk:
Finger die bereits verheilende Wunde an ihrer Wange nach.
    »Anna?«, fragte er plötzlich. »Sag mir, wie dein Leben sein wird, nachdem ich fort bin. Ich möchte es wissen.«
    Also blieben sie am Fenster stehen, und sie erzählte es ihm. In den Jahren danach würde er immer wieder vers u chen, es sich vorzustellen – die Wohnung am Stadtrand, in der sie lebte; der Sportplatz, wo sie am frühen Morgen ihr Tanztraining absolvierte; ihre ältesten Freunde und wo deren eigene Wohnungen lagen – nebenan oder ein Stockwerk höher oder im gegenüberliegenden Gebäude.
    »Erzähl weiter«, bat er. »Ich versuche, mir alles ei n zuprägen, was du sagst.«
    Aber dann brach sie ab. Jemand kam über die Straße auf das Hotel zu. Eine hochgewachsene Gestalt, die mit gleichmäßigen Schritten in ihre Richtung ging. Jenseits der Rasenfläche blieb Aldebaran stehen und sah zu ihrem Fenster hoch.
    Im gleichen Augenblick klopfte es an der Tür. »Anna, bist du wach?«, fragte Monica. »Komm und hilf mir, das Frühstück vorzubereiten.«
    Ryan warf Anna einen Blick zu. »Ich hole meine S a chen, dann bin ich weg«, flüsterte er. »Du kannst runte r gehen und Monica helfen. Wir werden in Lakebank auf dich warten.«
     
    Das Haus war verschlossen und still, als Anna dort a n kam. Plötzlich rief jemand ihren Namen, und sie drehte sich um. Ryan kam zwischen den Bäumen hindurch auf sie zu. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie.
    »Gehst du jetzt?«, fragte sie schließlich.
    »Ich kann nirgendwo hingehen ohne deine Kette.«
    Sie tastete mit der Hand danach und hätte beinahe g e lacht, doch ihr Gesicht wurde gleich wieder ernst. »Das hab ich bei all dem anderen ganz vergessen.«
    »All das andere … Ja. Letzte Nacht …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum hast du diese Sachen an? Sind sie malonisch?«
    Er nickte. »Sie sind fast genauso wie meine engl i schen. Ich werde mich an sie gewöhnen.«
    Einen Moment später stand Aldebaran neben ihnen. »Wir werden in ein paar Minuten aufbrechen«, sagte er zu Ryan. »Ich habe strikte Vorkehrungen getroffen, um Probleme zu vermeiden. Die Armee ist noch nicht so e r fahren, wie ich es mir wünschen würde.«
    Ryans Augen verharrten noch immer auf Anna. Ald e baran wandte sich nun ihr zu. »Unsere Leute waren b e reits hier und haben alles mitgenommen, was wir bra u chen. Da wir uns nicht wiedersehen werden …«
    »Nein?«
    »Ich werde nicht zurückkehren. Hier gibt es nichts für mich zu tun. Für niemanden von uns. Ryan wird England jetzt ve rg essen müssen.« Er sah sie an. »Nicht völlig ve r gessen, aber wir werden nicht zurückkommen.«
    Ryan suchte Annas Blick und wollte etwas sagen, u n terließ es dann aber.
    Aldebaran legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich werde an dich denken, Anna. Du bist während der let z ten Tage in eine seltsame Geschichte verwickelt wo r den. So wie wir alle. Aber ich bin stolz, eine Nichte wie dich zu haben. Eines Tages wirst du eine große Tänzerin sein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach. Ich weiß solche Dinge immer.«
    Anna starrte ihn an, aber er drehte sich schnell zu R y an um. »Ich werde auf dich warten. Komm möglichst schnell nach.« Er nahm die Hand von ihrer Schulter. »Lebewohl, Anna.«
    Aldebaran stapfte hügelaufwärts durch die Bäume d a von. Sie beobachteten, wie er zwischen dem dichten G e äst vom Schatten ins Sonnenlicht wechselte und wieder zurück. Oben bei der Kapelle drehte er sich um und ließ den Blick über das Tal wandern. Einen Moment später war er aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Anna glaubte, ihn dann noch einmal kurz hinter einem Fenster zu sehen, aber obwohl sie minutenlang nach oben starrten, tauchte er nicht wieder auf.
    Ryan drehte sich wieder zu ihr um.
    »Hier«, sagte sie, als sie ihre Halskette abnahm. Sie zwang ihre Hände, sie Ryan umzulegen, aber für eine Sekunde weigerten sie sich loszulassen.
    »Möglicherweise werden wir eines Tages doch noch heiraten. Wir sollten zusammen sein.«
    »Vielleicht sollten wir das.« Das Herz tat ihr so weh, dass sie noch nicht mal nach seiner Hand greifen konnte.
    »Anna, wegen letzter Nacht … Ich habe nicht nachg e dacht. Ich hätte …« Er brach ab und setzte dann von Neuem an. »Was, wenn du …«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    Er sah aus, als wollte er weitersprechen, aber dann gab er kopfschüttelnd auf. Er zog etwas aus der Tasche. Es war seine eigene Halskette mit dem Edelstein, der in A n nas fehlte. »Behalte die hier. Es macht keinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher