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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen
Autoren: A. E. van Vogt
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allein und hing erneut seinen Gedanken nach.
    Warum tut man mir das an, dachte er. Ausgerechnet mir? Was natürlich eine typische Stevensche Reaktion war. Irgendwie hätte das doch irgendeinem anderen passieren müssen. Was den anderen zustieß, machte ihnen selbst doch gar nichts aus. Davon war Steven tatsächlich überzeugt. Dieser Pöbel mußte schließlich geradezu froh sein, wenn jemand ihn erschlug und so seinem Elend ein Ende machte.
    Aber langsam erfüllte ihn das Bewußtsein, daß er etwas unternehmen müsse. Und während er einschlief und den Rest der Nacht verbrachte, wuchs dieses Gefühl.
     

 
4.
     
    »Heh, Mark – Steven – schau doch!«
    Steven drehte sich während des Servierens zu Jess Reichter um und folgte dessen ausgestrecktem Finger. Ein Rolls-Royce hielt eben neben der Ellbogenfreiheit.
    Steven stellte das Tablett ab und schritt eilig durch die Tür, gerade als der Chauffeur – Steven kannte ihn als Brod – aus dem Wagen stieg.
    »Hallo, Brod! Ich bin Steven. Hat mein alter Herr Sie geschickt?«
    Der Fahrer zögerte merklich. Er hatte von der unglaublichen Geschichte dieses Mark Bröhm gehört und wußte nun offenbar nicht recht, wie er sich ihm gegenüber benehmen sollte.
    »Sind Sie – uh – Mark Bröhm?« fragte er schließlich.
    Steven nickte.
    »Ich soll Sie nach New York zu Mr. Masters bringen, wenn Sie mitkommen wollen.«
    Steven stellte sich vor die hintere Wagentür und wartete. Mit weißem Gesicht öffnete Brod sie für ihn und schloß sie wortlos. Dann setzte er sich ein wenig zitternd wieder hinter das Steuer und fuhr ab.
    Überraschenderweise drehte Steven sich um und winkte zu Reichert und den Gästen der Ellbogenfreiheit zurück, die alle aufgeregt auf den Bürgersteig gestürzt waren und ihm nachblickten.
     
    Das Kombinationsschloß der Apartmenttür war auf sein Geburtsdatum eingestellt. Steven drehte das Rädchen, und als die Tür sich öffnete, trat er siegesbewußt ein.
    Masters sen. folgte ihm. Steven spürte, daß der Ältere ihn musterte, als er zuerst auf eine, dann die andere Tür deutete und angab, was dahinter lag – die Küche, die Schlafzimmer, das Musikzimmer und die Bibliothek.
    Plötzlich wurde ihm die Erniedrigung bewußt, etwas so Primitivem überhaupt ausgesetzt zu sein. »Zum Teufel«, knurrte er. »Wenn du noch mehr Beweise brauchst, dann such sie dir doch selbst!«
    Wütend ließ er sich in einen der überdimensionalen weichen Sessel fallen. Hinter sich hörte er das nur allzu vertraute Räuspern.
    »Hast du dir dieses verdammte Geräusch immer noch nicht abgewöhnt?« brummte er. »Wozu hast du deine Hausärzte? Sie sollen sich deinen Hals endlich einmal gründlich ansehen, da muß doch etwas dagegen zu machen sein.«
    »Der Mann, mit dem du auf eine so abfällige Weise sprichst«, kam die tiefe Stimme Masters sen. von hinter ihm, »ist immerhin für seine Logik, sein Verständnis menschlicher Fehler bekannt, und auch dafür, daß er sich von niemandem ausnehmen oder zum Narren halten läßt, außer von seinem Sohn. Auf gewisse Weise hast du einen Fall aus der verrücktesten Geschichte gemacht, die ich je hörte. Deshalb gestatte ich dir einstweilen, in diesem Apartment zu wohnen, und gestehe dir während dieser Zeit auch ein Taschengeld zu.«
    Wieder räusperte er sich. »Ich möchte dich jedoch darauf hinweisen, daß meine Anwälte und Freunde deine Geschichte als völlig unglaublich bezeichnen. Doch wie ich Steven gelegentlich erklärte, habe ich eine Philosophie ...«
    »... daß jedes getane Unrecht«, unterbrach Steven ihn molierend, »seine gerechte Strafe findet.« Er gähnte. »Hör doch auf, Dad, du langweilst mich.«
    »Ich bin zu dem Schluß gekommen«, fuhr sein Vater ungerührt fort, »gerade die Art dessen, was dir zustieß, ist Beweis dafür, daß du Mark Bröhm tatsächlich Unrecht tatest.« Er blickte Steven scharf an. »Du hattest dir die Geschichte über ihn damals doch nur zusammengelogen, stimmt's?«
    »Heh!« rief Steven überrascht. Er hatte die beiden Vorfälle bisher noch nicht in Beziehung zueinander gebracht. Woran er sich mit einem Schock erinnerte, war nicht der lange zurückliegende Rufmord an Mark Bröhm, sondern die Tatsache, daß Bröhm der letzte gewesen war, an den er gedacht hatte, ehe der Körperaustausch stattfand.
    Schnell und aufgeregt, in wilder Wut auf Bröhm und auch auf seine Eltern, daß sie je einen solchen Angestellten duldeten, wirbelte er herum und beschrieb Masters sen. den Ablauf der
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