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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen
Autoren: A. E. van Vogt
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Ereignisse.
    »Vielleicht funktioniert dieses – dieses Mutterzeug so«, schloß er. »Sie versetzen den Geist in die Person, an die man gerade denkt.«
    Die vertrauten grauen Augen beobachteten ihn scharf, während er wütete. Und als Steven fertig war, fuhr Masters fort, als hätte der andere ihn überhaupt nicht unterbrochen. »Ich habe im Vertrauen erfahren, daß eine weitere Expedition nach Mittend geschickt wird. Ich habe beschlossen, daß du mit einem der Rettungsschiffe fliegst. Es wird deine Aufgabe sein, den Körper Steven Masters' auf Mittend zu finden und ihn, in welcher Lage er sich auch befindet, zurückzubringen. Seine Mutter besteht zwar darauf, daß ich persönlich mitkomme, doch das wäre lächerlich. Wenn deine Geschichte tatsächlich der Wahrheit entspricht, hast du damit die sicher einmalige Aufgabe, dich selbst zu befreien.«
    Plötzlich entspannte sich das ernste Gesicht Masters sen. »Na, wie klingt das?« Er lächelte.
    Es klang sehr bestimmt und wenig erfreulich. Der alte Fuchs meinte es wirklich. Steven spielte wieder einmal abwesend. Währenddessen holte Masters sen. zusammengefaltete Papierbögen aus seiner Brusttasche und warf sie Steven auf den Schoß.
    »Der Report der Psychiater«, erklärte er. »Er wird dich gewiß interessieren.« Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Auf meinen Vorschlag hin gingen sie auf meine Hypothese ein, du wärest tatsächlich Steven. Und hier ist der Befund.«
    Steven nahm die Papiere mit spitzen Fingern und legte sie auf den nächsten Sessel. »Ich werde sie bei Gelegenheit lesen«, murmelte er gelangweilt.
    Sein Vater zögerte. Es sah fast so aus, als würde er darauf bestehen, daß Steven es sofort tat. Doch dann überlegte er es sich offenbar anders. Er schritt zur Tür und sagte ruhig: »Einige der Stellen, die sich mit der Expedition befassen, werden mit dir in Verbindung treten. Sollte es mir zu Ohren kommen, daß du nicht kooperierst, fliegst du innerhalb von vierundzwanzig Stunden aus diesem Apartment.«
    »Das darf die alte Dame aber nicht hören«, brummte Steven.
    Die grauen Augen betrachteten ihn kühl. »Immerhin«, erklärte Masters sen., »ist deine Geschichte wirklich völlig irr.« Mit diesen Worten verließ er den Raum.
    Steven fand es nicht nötig, ihn zur Wohnungstür zu begleiten. Er blieb in seinem Sessel sitzen. Nach einer Weile überraschte ihn die Erkenntnis, daß er eigentlich überhaupt nichts zu tun hatte. Was habe ich früher gemacht, überlegte er. Vage kam ihm die Erinnerung an Tage und Nächte, die er mit Schlafen, Sex, Saufen, Tennis, Schlemmen und in Nachtklubs verbracht hatte. Keine wirkliche Betätigung. Kein echtes Interesse an irgend etwas. Einfälle, denen er nachgab. Plötzliche Wutausbrüche. Augenblicke intensivsten Hasses. Und eine Art ständigen Wartens, daß sich jemand mit ihm anlegen würde.
    Es wurde ihm klar, daß er nun, mit Mutter auf den Fersen, keine Zeit mehr für derartige Dinge hatte.
    Während diese Erkenntnis ihn durchströmte, starrte er widerstrebend auf den Bericht der Psychiater. Schließlich, nach Minuten der Unentschlossenheit, griff er danach. Ohne große Begeisterung lehnte er sich zurück und las:
     
    Dieser Befund beruht auf der Voraussetzung, daß der Hauptzweck des Egos die Schaffung einer Wirklichkeit ist, die es dem Individuum ermöglicht, mit seiner Welt in Einklang zu kommen. Die Welt des in den Reichtum geborenen Steven Masters bot eine überdurchschnittliche Auswahl an Möglichkeiten. Aus diesen wählte Steven, was in moderner Terminologie am besten als Elefantiasis des Egos zu bezeichnen ist – das heißt, absolute Ichbezogenheit, die lediglich durch seine offenbare Erkenntnis etwas gemindert wurde, daß es gefährlich wäre, Mord zu begehen oder anderen körperlichen Schaden zuzufügen. Nur aus letzterem Grund wurde er nicht zum absoluten Diktator, der sich das Recht über Leben und Tod anderer anmaßt. Innerhalb dieser Grenzen benutzte er jedoch seinen Reichtum gnadenlos für seine selbstherrlichen Zwecke und zeigte kein erkennbares Gefühl für irgend jemanden, nicht einmal für seine Eltern.
    Zusammengefaßt, wurde Steven Masters einer der krassesten Egoisten unserer Zeit, der offenbar nicht einmal versuchte ...
     
    Als Steven zu dieser Zeile kam, dachte er: Die müssen sich ganz schön auf den Schlips getreten gefühlt haben, über das, was ich im Krankenhaus sagte.
    Fast, gleichzeitig kam seine zweite Reaktion: Wut.
    Ihr seht es völlig falsch, dachte er. Es war harte
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