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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen
Autoren: A. E. van Vogt
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Arbeit ... Die Wahrheit war, daß er sich oftmals gefragt hatte, weshalb er nicht ganz einfach ebenfalls versumpfte wie die anderen Idioten.
    Bei allen guten Geistern, dachte er verärgert, es ist gar nicht so einfach, sich die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen. Gar nicht so einfach, neue Weiber zu erobern, wenn die alten noch allzu bereit waren, mit ihm ins Bett zu gehen. Und so schön war es auch nicht, um Mitternacht zu frühstücken und um neun Uhr zu dinieren. Diese Ungerechtigkeit ergrimmte ihn so sehr, daß er den Bericht von sich schleuderte.
    Aber er war froh, wieder in seinem Apartment zu sein. Der Gedanke daran gab ihm neuen Aufschwung. Er spielte ein paar seiner Lieblingsplatten und überlegte: Vielleicht sollte ich Marks Lisa anrufen und sie einladen, mich hier zu besuchen?
    Da entsann er sich des Messers. Nein, das war keine gute Idee. Mutter hatte sie in ihren Krallen. Sie ist Gift für mich.
    Die Erinnerung ernüchterte ihn. Er schaltete den Plattenspieler ab. Die grimmige Erkenntnis erfüllte ihn, daß er besser Mark Bröhms Bekannten fernblieb.
    Es wurde allmählich dunkel. Er konnte die Dienstboten im hinteren Teil des Apartments rumoren hören. Das erinnerte ihn, daß er sie angebrüllt und beschimpft hatte, alle drei, die beiden Männer und auch die Frau. Es war gar nicht so leicht gewesen, einen Grund dafür zu finden, denn sie waren ein ausgesprochen fähiges Trio.
    Steven beunruhigte die Möglichkeit, daß in irgendeinem verdammten kosmischen Ressort für Gerechtigkeit seine verbalen Beleidigungen als schändliche Handlungen angesehen worden waren. Die Tatsache, daß dieses gewisse Amt für Gerechtigkeit seinen Sitz irgendwo in seinem eigenen Kopf hatte, kam ihm gar nicht.
    Jedenfalls war er plötzlich besorgt. Der Gedanke, den ganzen Abend und die gesamte Nacht allein mit seinen drei Feinden in der Wohnung zubringen zu müssen, behagte ihm überhaupt nicht.
    Hastig zog er sich in sein Schlafzimmer zurück und durchsuchte es und das Badezimmer sorgfältig nach versteckten Gefahren.
    Später, als die Köchin ihm über Haustelefon unterwürfig mitteilte, sein Abendessen sei bereit, erwiderte er höflich, er habe keinen Hunger, statt sie wie üblich anzuschnauzen, daß er bestimme, wann er zu essen gedenke.
     

 
5.
     
    Steven erwachte am nächsten Morgen auf sehr untypische Weise. Vermutlich war es das für Mark Bröhm übliche Erwachen. Eine Art Frieden erfüllte ihn, ja sogar innere Freude.
    Steven, der als Steven normalerweise beim Schlafen mit den Zähnen knirschte – wie seine Bettgefährtinnen ihm erzählten – und der sofort, nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte, auf irgend etwas wütend war, blickte hinauf zur hohen Zimmerdecke. Es schien ihm alles so normal, daß er mehrere Sekunden lang nicht einmal daran dachte, wütend zu sein.
    Während dieser Sekunden nahmen seine Augen die kostbaren Vorhänge auf, die luxuriösen Teppiche, die unbezahlbaren alten Möbelstücke, und die von Künstlerhand geschaffene Wand- und Deckenbemalung. Dann kehrte sein Blick mit der gleichen Bewunderung zum Bett zurück, mit den weißen Leinenlaken aus Irland und den flauschigen Wolldecken aus der Schweiz.
    Selbst als die entsetzliche Erinnerung erwachte, versank er weder in Selbstmitleid noch in Wut.
    New York, dachte er. Er hatte es entgegen aller Wahrscheinlichkeit innerhalb von fünf Tagen geschafft.
    Ich sehe nicht einmal wie Steven Masters aus. Aber hier bin ich, und man erkennt mich an. Nicht eine einzige Lüge mußte ich mir deshalb einfallen lassen.
    Von sich und seiner Umgebung beeindruckt, kuschelte er sich in die Decken. New York war jenseits der Fenster hinter den dichten Vorhängen. Mit jedem Tag würde es dort draußen nun kälter werden, aber warm und angenehm hier drinnen bleiben. Man mußte schon verdammt überzeugend wirken, um sich hier einnisten zu können, wenn man aussah wie ein früherer Angestellter.
    Der Gedanke an Mark Bröhms Äußeres brachte ein momentanes Unbehagen. Er hatte es bisher sorgfältig vermieden, sich mit Marks Aussehen zu befassen. Spiegel und anderen reflektierenden Flächen war er, so gut es ging, ausgewichen. Doch trotz seiner Vogel-Strauß-Taktik war er bereits mehrmals mit der Wirklichkeit konfrontiert worden. Heute, dachte er, sobald ich aufgestanden bin und mich noch so wohl fühle, werde ich mir diesen Mark-Körper richtig ansehen.
    Wie es sich herausstellte, gab es keine große Überraschung, als er sich schließlich in dem türgroßen Spiegel im
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