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Mann der 1000 Namen

Mann der 1000 Namen

Titel: Mann der 1000 Namen
Autoren: A. E. van Vogt
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Bad betrachtete. Was er vorher gegen seinen Willen flüchtig gesehen und nicht hatten glauben wollen, war tatsächlich so. Marks Gesicht war das (für Stevens Begriffe zumindest) eines alten Mittdreißigers. Es war ein fleischiges Gesicht, nicht fest und sonnengebräunt und gutaussehend wie sein eigenes gewesen war.
    Unbehaglich zwang er sich dazu, sein Aussehen kritisch zu mustern. Schließlich brummte er resigniert vor sich hin. »Okay, Dad, okay. Du hast gewonnen. Das ertrage ich nicht. Ich werde noch einmal nach Mittend fliegen ...«
    Ehe er sich ankleidete, rief er die Küche an und bestellte das Frühstück.
    »Jawohl, Sir. Sofort, Sir«, erwiderte eine devote Männerstimme.
    Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, dachte er über seine ungewohnte Höflichkeit – sowohl gestern abend als auch jetzt – nach, und er fragte sich, ob es nicht unvorsichtig gewesen sei. Immerhin mochten diese Leute als Zeugen gegen ihn verwendet werden und aussagen, er sei nicht der Steven, den sie kannten.
    Er zuckte die Schultern. Zum Teufel mit ihnen. Wenn ich es nicht länger für eine gute Idee halte, jemanden mit Wort oder Tat zu beleidigen, ist das schließlich einzig und allein meine Sache.
    Auf eigenartig wirre Weise war er darüber erbost, daß man tatsächlich von ihm Verletzendes erwarten könnte, wenn das doch auch früher nie wirklich der Fall gewesen war. Ein so unkomplizierter Gedanke hatte ihn immer beherrscht, nämlich der, daß diese Menschen nicht zählten, daß niemand zählte außer ihm. Und war es nicht unmöglich, jemandem, der gar nicht zählte, einen Schaden zuzufügen oder ihm sonst Unrecht zu tun?
    Beim Ankleiden begann er plötzlich vor Wut zu kochen, als ihm bewußt wurde, daß dort draußen in der Wildnis des Weltraums jemand ihn auf die gleiche Stufe mit diesen Nullen stellte.
    Er aß das Frühstück, das ihm von dem unterwürfigen und unbehaglich dreinblickendem Trio serviert wurde, das während Stevens Reise nach Mittend in seinem Apartment nach dem Rechten gesehen hatte.
    Welch ein Schock es doch für sie sein mußte, dachte Steven, daß sie plötzlich wieder arbeiten müssen.
    Doch er selbst trug ebenfalls einen Schock davon. Die drei Domestiken, die er einmal für uralt gehalten hatte, waren möglicherweise sogar noch etwas jünger als Mark Bröhm. Was ihn daran jedoch am meisten schockierte, war die Erinnerung, daß er sich oftmals geschworen hatte: »Wenn ich erst einmal so alt aussehe wie sie, jage ich mir eine Kugel durch den Kopf.«
    Steven stießen Menschen ab, die älter als fünfunddreißig aussahen. Nach seiner Meinung waren diese ältlichen Typen an all den Unfällen auf den Highways verantwortlich. Und die Vierzigjährigen und noch älteren nahmen einem alle guten Plätze in den besseren Restaurants weg und waren im Weg.
    Die Ängste des vergangenen Abends schienen vergessen. Er glaubte nicht mehr wirklich, daß die Köchin und die beiden Diener Agenten von Mutter waren. Hätte er darüber nachgedacht (was er jedoch nicht tat), wäre ihm vielleicht aufgefallen, daß sein Gedankengang, mit dem er sie als Bedrohung eliminierte, derart war, daß früheres Unrecht zu existieren aufhörte, sobald er beschloß, es nicht wiederzutun.
    Steven beendete sein Frühstück und setzte sich in das Musikzimmer. Zufällig fiel sein Blick auf den ärztlichen Bericht, den er am Abend zuvor von sich geschleudert hatte. Er hob ihn auf und las erneut die erste Seite.
    Großer Gott, dachte er abfällig, diese Psychiater haben zwölf Jahre studiert, und dann verzapfen sie einen solchen Unsinn ...
    Der Ärger raubte ihm die Ruhe. Er schob den Bericht in eine Schublade und hob den Hörer. Wie sie ihm gerade einfielen, rief er alte Bekannte und Saufkumpane an.
    Der Anfang jedes Gesprächs frustrierte Steven zusehends. Jeder der Angerufenen zögerte, als er die unbekannte Stimme Mark Bröhms sagen hörte: »Hier ist Steven Masters in seinem neuen Körper. Komm mich besuchen.« So kurz das Zögern auch war, Steven schien es zu lang. Jedesmal explodierte er. Das verärgerte einige der Leute, sie wurden entweder wütend oder legten einfach auf.
    Trotzdem ließen sich gegen Spätnachmittag mehrere alte Bekannte, zu Paaren oder allein, sehen. Jeder Neueintreffende zuckte kaum merklich zusammen, als er Mark Bröhms Körper sah. Aber Steven hatte bereits einiges getrunken und so störte ihn Marks »häßlicher Kadaver« – wie er ihn ungerührt bezeichnete – nicht mehr.
    Bald ging es in der Wohnung zu wie in alten
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