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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben
Autoren: Jessica Warman
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sehr für ihn, dass ich fast erschauere.
    Während Frank sein Essen auspackt, fangen Alex und ich an, meine Freunde zu belauschen.
    Caroline starrt sehnsüchtig einen glänzenden roten Apfel an, den sie von einer Hand in die andere nimmt. »Ich habe heute schon sechshundert Kalorien gegessen«, sagt sie. »Wie viele Kalorien hat ein Apfel?«
    »Achtzig«, sage ich bei mir. Woher weiß ich das?
    »Achtzig«, informiert sie mein lebendiges Selbst. »Aber Äpfel sind gut für dich, Caroline. Sie enthalten Ballast- und Nährstoffe. Nur zu. Iss ihn.«
    Sie mustert meinen gertenschlanken Körper, der ungeachtet des Umstands, dass ich sitze, sehr mager wirkt. Ich trage eine ärmellose Bluse; meine Arme sind dünn und muskulös. »Du musst dir ja auch keine Sorgen machen, dass du fett werden könntest, Liz. Du hast gute Gene.«
    Josie schnappt Caroline den Apfel aus der Hand. »Ich dachte, du versuchst, am Tag nicht über zwölfhundert Kalorien zu kommen. Wenn du den hier isst, sind das heute schon fast siebenhundert Kalorien. Und du weißt, dass du nach dem Cheerleader-Training hungrig sein wirst.«
    Caroline runzelt die Stirn. »Dann esse ich ein leichtes Abendbrot.«
    »Als ich das letzte Mal bei dir zu Abend gegessen habe«, erinnert Josie sie, »hat deine Mom Pizzas selbst gemacht. Mit Weißbrot.« Sie hält inne, um den folgenden Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Und Vollfett käse.« Josie nimmt selbst einen großen Bissen von dem Apfel. »Ich tue dir bloß einen Gefallen«, erklärt sie der etwas verzweifelt dreinschauenden Caroline mit vollem Mund. »Vertrau mir, später wirst du mir dafür danken.« Josie schaut sich um. »Denkt ihr, die haben hier Erdnussbutter? Ich liebe Äpfel mit Erdnussbutter. «
    »Du«, informiere ich meine Stiefschwester, »wirst aufgehen wie ein Hefekloß, wenn du nicht aufpasst. Zwei Esslöffel Erdnussbutter haben zweihundert Kalorien, und das Zeug ist reines Fett.«
    Josie hält mitten im Kauen inne und sieht mich an. »Du hast gehört, was Caroline gesagt hat. Wir haben gute Gene.«
    Ich antworte nicht, sondern starre sie nur schweigend und irgendwie düster an. Die anderen am Tisch verstummen vorübergehend, und ihr Unbehagen ist beinahe greifbar.
    »Ich dachte, sie ist deine Stiefschwester«, sagt Alex zu mir.
    »Ist sie auch.«
    »Und warum sagt sie dann, dass ihr beide gute Gene habt? Ihr seid nicht blutsverwandt.«
    »Stimmt. Ich weiß das auch. Aber Josie denkt … Ach, vergiss es. Es ist lächerlich.«
    »Ich möchte es wissen«, drängt er. »Josie denkt was?«
    Ich schüttle den Kopf. »Komm schon, Alex. Du hast dein ganzes Leben lang in Noank gelebt, richtig? Du musst von den Gerüchten gehört haben.« Aber ich habe keine Gelegenheit, weiter auf das Thema einzugehen.
    Alex und Frank sitzen an den einzigen leeren Tischen in der ganzen Kantine. Alex fängt an, sein Mittagessen auszupacken. Er lässt sich tief in seinen Stuhl sinken, fast, als würde er versuchen, sich unsichtbar zu machen. Frank tut dasselbe.
    Bei Alex funktioniert es, aber nicht bei Frank. Plötzlich nimmt Topher Notiz von ihm.
    »Hey, seht mal. Da ist ja Mamas Liebling.« Tophers Grinsen ist breit, seine Zähne so weiß, dass sie beinahe glänzen. »Frankie«, ruft er, »was hat Mami dir heute denn eingepackt?«
    Frank antwortet nicht.
    »Er ist so gemein«, murmle ich. »Warum macht er das?«
    »Weil er es kann. Weil er ein Rüpel ist«, entgegnet Alex.
    »Aber Frank macht überhaupt nichts falsch. Er belästigt niemanden.«
    Alex starrt mich an, als könne er meine Verwirrung beim besten Willen nicht begreifen. »Liz, die Kantine war so was wie ein Schlachtfeld. Du und deine Freunde, ihr habt an diesem Tisch gesessen, als wärt ihr die verfluchten Herrscher über die Schule.« Er hält inne. »Sieh weiter zu.«
    Caroline, Josie und ich tauschen ein süffisantes Lächeln, als Topher weiter auf Frank herumhackt, aber wir sagen nichts dazu. Bloß Richie schaut unbehaglich drein.
    »Komm schon«, sagt er zu Topher. »Gönn dem Jungen mal ’ne Pause. Es ist nicht seine Schuld, dass …«
    »Oh mein Gott.« Topher lehnt sich so weit mit seinem Stuhl zurück, dass er bloß noch auf zwei Beinen steht, und klatscht in die Hände.
    »Ich wünschte, er würde auf sein dämliches Gesicht fallen«, sagt Alex leise zu mir.
    Doch das tut er nicht. Stattdessen erhebt er sich und spaziert zu Franks Tisch hinüber. Topher dreht einen Stuhl um, setzt sich rittlings darauf und fängt an, den Inhalt von Franks
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