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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck
Autoren: Maike Hempel
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Wetter, das ist alles.«
    Männer! Wir hatten gerade einige Nächte miteinander verbracht und schon bildete Mann sich ein, dass ich ohne ihn nicht mehr leben konnte. Aber, wenn ich ehrlich war, wollte ich das auch nicht wirklich.
    »Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen.« Tom drängte sich vor mir durch die Menge und zog mich an der Hand hinter sich her, bis er schließlich vor einem leeren Schaufenster am Rande des Marktplatzes stehen blieb. »Da, schau mal rein«, forderte er mich auf.
    Ich legte die Hände an die Scheibe und versuchte durch die schmutzigen Fenster etwas zu erkennen. Der Raum war schmal, aber lang. Am hinteren Ende befand sich nochmals eine Tür mit Glasscheiben, die auf einen Innenhof führte in dem ein Baum - war es ein Zitronenbaum? - Schatten spendete. Ich zog die Brauen in die Höhe. »Schön. Und warum zeigst du mir das?«
    Tom zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und steckte ihn in das verrostete Schloss der Eingangstür, die sich kurz darauf quietschend öffnete. »Willkommen in meiner Inmobiliaria«, verkündete er stolz. Zögernd trat ich ein.
    Das Haus musste seit Ewigkeiten leer gestanden haben. An den Balken der hohen Decke hingen riesige Spinnweben und von den Wänden blätterte der Putz ab. Staub bedeckte den Fußboden, doch als ich mit dem Schuh darüber strich, zeigte sich darunter das Muster wunderschöner alter Fußbodenfliesen. In meiner Inmobiliaria , hatte Tom gesagt. »Sag jetzt nicht, das Haus gehört dir?«, fragte ich zweifelnd.
    »Doch«, bestätigte Tom. »Ich habe es kurz nach dem Kauf meiner Finca entdeckt. Und vor einigen Jahren waren die Immobilienpreise hier noch erschwinglich. Es war so günstig, dass ich sofort zugeschlagen habe. Für den Notfall sozusagen.«
    Schöner Notfall, dachte ich und durchschritt die gesamte Länge des Hauses. Dieser Notfall würde Tom zukünftig ganz schön weit von Köln entfernt leben lassen. Das passte mir überhaupt nicht.
    Versonnen betrachtete ich den lang gestreckten Raum eingehend. Doch, hier würden problemlos drei oder vier Schreibtische hinein passen. Man würde zwar noch jede Menge Arbeit in das alte Gemäuer stecken müssen, aber dann …
    Die hintere Tür schloss nicht richtig und ließ sich leicht öffnen. Hier könnte ein neuer Türrahmen wahre Wunder wirken, beschloss ich kurzerhand. Holz, ja, ich würde hier eine dieser wunderschönen rund geschwungenen Olivenholztürrahmen einsetzen lassen und eine Glastür, damit der Blick auf den Hinterhof und den – wie ich nun erkannte – Zitronenbaum, erhalten blieb. Der Hof müsste rund um die in der Mitte stehende Zisterne mit neuen Sandsteinplatten ausgelegt werden, ein paar Blumentöpfe, ein schöner Tisch und ein paar Stühle, fertig.
    »Und? Steht die Planung?«
    Aufgeschreckt fuhr ich herum.
    »Ich kenne dich, Lisa«, warnte Tom. »Ich weiß, dass du, spätestens als du die Hintertür erreicht hattest, schon ein komplettes Bild vor Augen hattest. Jede Wette.«
    Wette gewonnen. Er kannte mich einfach zu gut. Na welch Wunder. Es wäre nicht das erste Haus, das wir gemeinsam geplant und verändert hatten. Nur waren in der Firma die Voraussetzungen anders gewesen.
    »Will heißen, du machst hier deine eigene Firma auf?«, fragte ich und wollte die Antwort nicht hören.
    Tom pflückte eine Zitrone vom Baum und hielt sie mir entgegen. »Es muss nicht immer ein Apfel sein.«
    Himmel, wirkte der Mann verwegen aus mit seinem Dreitagebart. Und er hielt mir diese Zitrone entgegen, als wäre sie der Apfel aus dem Paradies.
    »Auch Männer sind manchmal ganz gut, wenn es darum geht, jemanden in Versuchung zu führen.«
    Hatte ich es doch geahnt. Was kam jetzt?
    »Also:« Beschwörend legte Tom die zitronenfreie Hand auf sein Herz. »Ich suche dringend Mitarbeiter: Sie beherrschen Deutsch, Spanisch und Englisch in Wort und Schrift, haben Vorkenntnisse in der Branche und gehen gerne mit Menschen um? Sie sehen gut aus, haben Charme und Charisma und sind nicht abgeneigt, sich mit ihrem Chef auf eine verhängnisvolle Affäre einzulassen? Dann melden sie sich bitte!«
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte. »Du bist verrückt!«, war alles, was mir in diesem Augenblick einfiel.
    Gekränkt verzog Tom die Mundwinkel. »Du verschmähst also meine ungespritzte, natürlich gereifte Zitrone?«, lamentierte er theatralisch.
    »Tom, du Spinner, ich habe Kinder, schon vergessen? Ich kann in Deutschland nicht einfach die Biege machen. So gerne ich das auch tun würde.«
    Von der
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