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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott
Autoren: Christine Lehmann
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Hass erschießen will.«
    Richard wurde blass und zog sein Handy aus dem Jackett.
    »Bleibt nur die Frage«, nahm ich seinen Einwand vorweg, »wo Ruben schießen gelernt hat.«
    »Beim Bund«, antwortete Richard. »Ruben ist in Stet ten am Kalten Markt als Einzelkämpfer ausgebildet worden, hat aber wegen einer schweren Knieverletzung bald den Dienst quittiert.«
    »Oh! Hättet ihr Geheimnisträger mir das mal eher gesagt!«
    Richard zog die Brauen hoch. »Und dieses Wissen hät te dir mehr genützt als der Polizei?«
    Na gut.
    Er hatte inzwischen die Nummer gefunden und hielt sich das Telefon ans Ohr. Sein Gespräch mit Staatsanwältin Meisner klang ganz anders als meines mit Christoph. Da fielen mit großer Aussicht auf Realisierung solche Worte wie Fahndung, SEK und Bundespolizei. Die größte Schwierigkeit war, dass um halb sechs auch Polizeipräsidenten gemeinhin Feierabend hatten und wir uns in Hessen befanden. Außerdem gab es Unwägbarkeiten wie den Personenschutz für Staatsminister und den Sicherheitsdienst der Messe.
    Ich fischte derweil mein Handy aus der Tasche, um Lola anzurufen, und entdeckte, dass ich die SMS an Ruben noch nicht abgeschickt hatte. War es ein Fehler, wenn ich sie schickte? Vermutlich nicht. Immer noch besser, Ruben fühlte sich entdeckt, ergriff die Flucht und musste mit internationalem Haftbefehl gesucht werden, als er ballerte hier herum. Ich schickte die SMS auf die Reise. Vermutlich erreichte sie ihn ohnehin nicht rechtzeitig, wenn es zu seinen Vorsichtsmaßnahmen gehörte, während seiner Aktionen sein Handy ausgestellt zu las sen, damit man ihn nicht orten konnte.
    Lola nahm leider auch nicht ab. Wozu, verdammt noch mal, genossen wir den Luxus, jederzeit überall erreichbar zu sein, wenn wir das Telefon nicht hörten? Ich schickte ihr eine Nachricht, in der ich sie dringend aufforderte, sich zum Yggdrasil-Stand zu begeben und auf mich zu warten. »Geh nicht zur Preisverleihung. Todesgefahr!«
    Inzwischen hatte Richard sein Telefonat beendet. Die Sonne war irgendwo verschwunden. Die meisten Raucher hatten ihre letzte Zigarette gelöscht und die Terrasse verlassen. Noch zwanzig Minuten!
    »Ich habe Lola gesimst, dass sie umgehend zum Yggdrasil-Stand kommen soll«, informierte ich Richard.
    »Dann gehst du am besten auch gleich dorthin. Ich ge he rüber ins Forum und versuche Marie … äh … Frau Bran del zu finden und mit dem Sicherheitsdienst der Messe Kon takt aufzunehmen. Nach meinem Dafürhalten sollte die Preisverleihung verschoben werden.«
    Wir trennten uns innen an der Tür. Richard eilte davon in Richtung des Treppenhauses und der Laufbänder, ich hetzte durchs Gewinkel der Stände, in denen die Verleger und Verlagsassistentinnen zusammenpackten.
    Bei Yggdrasil war nur der selig lächelnde Julius Hezel, dessen Pressetante den Kaffeeautomaten auseinandernahm und reinigte.
    »Lola und ihr Vater wollten noch bei Klett vorbei und sich dann allmählich auf den Weg ins Forum machen«, teilte er mir mit. »Sie sind gerade weg. Gibt’s ein Problem?«
    »Ja. Der Scharfschütze ist hier …«
    Hezel lachte gemütlich. »Der ist doch eine Erfindung!«, sagte er. »Dieses ganze Drohszenario haben Michel und ich uns in einer Schnapslaune ausgedacht. Was muss man machen, damit eine Autorin bekannt wird, die nicht die geringste Chance hat, im Buchbetrieb wahrgenommen zu werden, nicht bei einem so kleinen Verlag wie dem meinen?, haben wir uns gefragt. Sie wissen ja, wie Journalisten ticken. Ein Schulfreund von Lola hat ein paar Drohbriefe geschrieben und Michel hat Sie als Bo dyguard engagiert, weil bekannt ist, dass Sie immer viel Wirbel um nichts machen, und es der Presse gesteckt.«
    »Ja«, sagte ich, »ich hatte schon immer den Eindruck, dass ihr zwei rechte Bachnahsoicher {25} seid. Hat Michel auch das Feuer bei Ursprung gelegt?«
    »Nein. Das allerdings nicht. Das war ja wohl eine hei ße Geschäftsaufgabe, würde ich sagen.«
    »Hat Michel Durs Ursprung erschossen?«
    »Um Gottes willen, nein!«
    »Pech für ihn. Denn genau der, der Durs Ursprung erschossen hat, ist jetzt hier, um Ihren Freund Michel und seine Tochter Lola zu töten.«
    Hezels Mund wurde flach. »Echt jetzt? Kein Witz?«
    »Ich scherze nie! Und nun springen Sie, Sackzement! Holen Sie Lola und ihren Vater hierher. Die Polizei wird hoffentlich auch gleich kommen und sie hier abholen und rausbringen. Haben Sie mich versanden?«
    Julius Hezel nickte, huschte aus seinem Stand und lief los.
    »Und wenn nicht«,
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