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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben
Autoren: George Zebrowski
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Jenseits nach ihm sehen …
    In der jüngsten Makroform verschwindet John Bulero langsam. Die Nützlichkeit seines Willens, seiner genau eingestellten Energie, ist vorbei. Seine Beschränktheit, seine uralten menschlichen Schmerzen gehen in einen offenbar größeren Traum ein. Er weiß jetzt, daß Wissen niemals endgültig sein kann, sondern daß es mit der Entfaltung des Universums wächst. Sein Wissensdurst, sein Hunger danach, zu sehen und zu erfahren, müssen sich mit der Endgültigkeit der Endlosigkeit, mit der Weisheit, die die Akzeptierung der Logik der Unendlichkeit lehrt, zufriedengeben. Die Aufdeckung der Illusion der letzten Dinge sollte zumindest versucht werden, sagt die Logik der Unendlichkeiten. Die Finsternis der Unrealität versteckt die letzten Dinge besser als jeder wirkliche Umhang.
    Und doch: Warum existiert etwas? Warum entstehen Universen? Welchem größeren Prozeß verdanken diese hellen Funken ihre Existenz? Wo lag das Tal seines Ursprungs? Wie kam es, daß die Grausamkeit des Todes für ihren einzigartigen Wert verantwortlich ist? Waren sie wirklich unwiederholbar? Diese Fragen würde er in das umfassendere Bewußtsein mitnehmen. Vielleicht konnte er dann die Tatsache akzeptieren, daß Niedergang und Zerstörung dazu dienen, Neues zu schaffen – neue Individuen, neue physikalische Zyklen, die Art intensiver Entwicklung, die anders nicht aufrechterhalten werden konnte. Selbst das Makroleben mit seiner Kontinuität von Alt und Neu braucht natürliche Universen für die Zufuhr neuer Geister und für die Mittel, mit denen es die eigene Schöpfung ernähren kann. Als John Bulero hatte er den Preis mit Verlust bezahlt, um bis zur Mitternacht zu leben, durch jene flüchtigen Sekunden, in denen die Nacht sich in einen glühenden Morgen verwandelt und ihm nur die Asche der Erinnerung ließ …
    Still vergißt John Bulero sich selbst. Das Universum ist genau in dem Augenblick wieder voller Geheimnisse, in dem seine heftigen Prozesse ihm verständlich geworden sind. Plötzlich ist jegliches Wissen altes Wissen, nicht mehr bemerkenswert oder eine Freude, sondern nur alt und sich wiederholend. An einer anderen Stelle ruht das Wissen, das bemerkenswert und neu ist, das von den Hungrigen eingesammelt werden muß, für die das Geheimnis der Existenz immer ihre größte Schönheit bleiben wird.
    Alles, was ihn herabgezogen hatte, war verschwunden.
    Das jüngste Makroleben hat seine erste Reife überlebt und eine neue Geduld gelernt, mit der es seine Neugier befriedigen kann. Und in dieser Geduld des endlosen Wissens hat es seine eigene dauerhafte Art von Schönheit gefunden.



 
Nachwort
     
    Das physische Konzept des Makrolebens als „Gesellschaftscontainer“ entstammt nicht dem Werk einer Person. Dandridge Cole hat den Begriff „Makroleben“ erfunden und es in „The Ultimate Human Society“ (1961) beschrieben. Konstantin Ziolkowski und J.D. Bernal hatten schon weit früher von diesem Konzept einer Raumkolonie gesprochen und dabei die Verwendung des Sonnenraums als energiereiche Umwelt für die Zivilisation betont. Künstliche Planeten sind im Werk von Olaf Stapledon und anderen aufgetaucht. Die Vorstellung selbständiger Raumsiedlungen als Alternativen ist außerdem mit der Vorstellung „Generationen-Sternenschiff“, einer Art Arche Noah zur Kolonisierung der Sterne, verwandt.
    Ich bin von Coles hohlem Asteroiden ausgegangen und habe seine Entwicklung über dieses Stadium hinaus projiziert. Ich habe einen Asteroiden verwendet, weil er vielleicht dadurch sicher ist, daß er Schutz vor solarer Strahlung bietet und außerdem Rohstoffe enthält. Gerard O’Neils Raumzylinder sowie andere Konstruktionen, die von einem völligen Neubau ausgehen, scheinen mir im Moment zu unsicher, aber vielleicht täusche ich mich. O’Neills Behandlung der Vorstellung von einer Raumsiedlung jedoch erscheint mir eine genau durchdachte Vision von der näheren Zukunft zu sein. Ich vermute, daß Raumsiedlungen auf alle möglichen Arten gebaut werden könnten.
    Auch Isaac Asimovs vernachlässigte Version der Entwicklung einer langfristigen Raumsiedlung („There’s no Place Like Spome“, 1965), Nachdruck in Is Anyone There? (1975) sowie G. Harry Stines The Third Industrial Revolution haben mich sehr beeinflußt. Mr. Stine trägt eine gewisse Verantwortung für die Existenz dieses Buches, weil er sich 1961 darüber beschwert hat (in „Science Fiction Is Too Conservative“, Analog), daß Konzepte wie Coles Makroleben
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