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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben
Autoren: George Zebrowski
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lehrten sie nur zu fragen – all die alten Fragen, all die neuesten Fragen und den Kontext, in dem sie gestellt werden mußten. Es gab Fragen mit Antworten. Manche hatten mehr als eine Antwort. Andere hatten keine Antwort. Und von anderen wußte man nicht, ob es Antworten auf sie gab oder nicht.
    Die Bäume und das Moos in dem geschwungenen Hohlraum waren an Fragen oder Antworten nicht interessiert. Die Tiere, die man seit dem Untergang der Erde erhalten hatte, waren hier leicht zufriedenzustellen. Die Bäume schienen sich nur um die Schönheit ihrer stolzen Gestalt zu kümmern. Das Moos schien zu träumen, wenn die Sonne darauf schien …
    Er riß sich los und eilte durch die Äonen hindurch in die Gegenwart. Ein Universum von Intelligenzen stand an seiner Schulter, ebenso wie ein Universum, in dem jedes Schwarze Loch ein weiteres Leck in einem sinkenden Schiff war, so unausweichlich, wie jedes graue Haar auf einem menschlichen Kopf, das im kleinen das Schicksal jedes Atoms in jedem Stern und Stein voraussagte. Die Zeitlinie jedes Materiestückchens wölbte sich nach vorn, in das letzte Schwarze Loch, das sich nun bildete.
    Er versuchte angestrengt, die Dunkelheit zu durchdringen, und seine Augen nahmen ein schwaches Licht auf. Es wurde heller, und es wurde ihm klar, daß er das wachsende Leuchten des titanischen Quasars sah, der sich am Ende der Zeit bildete. Die gesamte verbleibende Materie der Galaxis stürzte sich in das Schwarze Loch, während es mit einem Kernloch nach dem anderen verschmolz. Das Universum wurde immer heißer. Er wußte, daß das Makroleben nun die Ergosphäre verließ und sich in eine sichere Entfernung zurückzog, bis der Quasar sich für den letzten Zusammenbruch beruhigte.
    Die Energie hellte den Himmel auf, der nun weiß wurde und das zusammengeschrumpfte Universum in Strahlung und Hitze badete. Das Schutzfeld jeder Makrowelt wurde umspült, als spiele eine Flut mit glatten Steinen. Die Zeit verflog, und dann war es vorbei. Es gab keine Materie mehr, die in das Zentrum hineingezogen werden konnte. Der Quasar war tot, unfähig, weitere Energie zu erzeugen …
    John spürte, wie die Welten nachgaben und sich in die Ergosphäre des letzten Schwarzen Lochs, aber nicht näher, ziehen ließen. Alles, was je existiert hatte, befand sich nun hier, der Regenbogen und die Rosen, Berge und Wolken, alles Verlangen und seine Verweigerung, ein individuelles Universum von Licht und Leben, das nie zurückkehren sollte.
    Obwohl es schien, als verginge eine Ewigkeit, wußte er doch, daß nur Mikrosekunden verflossen, während die Singularität in ihren Gravitationsradius zusammenbrach. Sie trugen ihre Ergosphäre, die gesamten Überreste des Makrolebens, während die Galaxien zu unendlicher Dichte zusammengeschoben wurden …
    Er trat unwillkürlich aus, da er sich an die uralte Angst vor geschlossenen Räumen erinnerte …
    Plötzlich hatte er das Gefühl, als sei ein riesiges Gewicht von ihm genommen worden. Die superdichte Masse hatte nun den Punkt ihres stärksten Zusammenbruchs erreicht. Sie beugte die Raumkrümmung bis zur Unendlichkeit und hatte sich als ein Weißes Loch in einem neuen Raum einen Ausweg geschaffen. Niemand würde je den expandierenden Feuerball sehen können. Man erlebt die eigene Geburt nicht bewußt, obwohl es Gefühle von Zug, Druck und dann Erleichterung gibt, an die man sich nur rudimentär erinnert.
    Der Weg war geöffnet, den ich die zusammenbrechende Masse nach außen gebahnt hatte. Er würde aber nicht lange offen bleiben. Seine Sensoren streckten sich nach den glühenden Punkten der ihn begleitenden Welten aus, die wie bewegungslose Kerzen in windstiller Mitternacht glühten. Er sah, wie sie schwächer wurden, während sie auf einen gemeinsamen Mittelpunkt zustürzten. Sie wurden aus der Ultimaten Vergangenheit in die Zukunft gezogen und verloschen nacheinander. Er reiste blitzschnell durch die Welten und sah aus jeder von ihnen heraus, während sie in der Unsichtbarkeit verschwanden, in der keine elektromagnetische Strahlung sie mehr erreichen konnte. Die letzte Welt verschwand und nahm ihm damit seinen letzten Beobachtungspunkt.
    Jegliches Gefühl einer Vorwärtsbewegung stellte sich ein, und wieder fragte er sich, ob das alles umsonst war – Milliarden, vielleicht fast Trillionen von Jahren, von Leben und kontinuierlicher Zivilisation, die in den letzten Augenblicken verschwendet wurden …
    ::Es gab keinen anderen Weg:: sagte das Aggregat und unterbrach seine lange
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