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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben
Autoren: George Zebrowski
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ein Universum, das von toten Welten und kranken Gehirnen angefüllt war.
    Er dachte an die Expansion einer Wasserstoffgaswolke nach der Geburt eines Universums: Die Gravitation, die Kraft, die später Zeit und Raum zusammenbrechen lassen wird, ist schon am Werk, versammelt Gas in Galaxien, bildet in den Spiralarmen Sterne, steckt Feuer an, die eine Zeitlang der Kraft des Zusammenbruchs durch die Hitze thermonuklearer Expansion Widerstand leisten werden. Ein Universum von Sternen und Galaxien entsteht, das Leben beginnt, und eines Tages erschreckt es sich selbst durch Eigenbewußtsein, wächst an Wissen und Verwirrung, als habe jemand die Natur als letztendlich unwißbar konstruiert, zu gleicher Zeit aber einen endlosen Fluß von wißbaren Einzelheiten geliefert. Die zentrale Triebfeder kosmischer Evolution ist die Energie, die durch den von der Gravitation bedingten Zusammenbruch freigesetzt wird. Sie bringt die Sterne zum Leuchten und wartet auf ihr Erlöschen. Das Ende ist von Anfang an da. Der Antrieb hinter bewußter Intelligenz ist die ständige Unfähigkeit, das Wissen zur Vollendung zu bringen. Die Sinnlosigkeit des Strebens ist der Treibstoff für seine Bewegung. Die Unfähigkeit, gedanklich bestimmte, eingebaute Hindernisse zu überwinden, ist der zentrale Faktor der Existenz. Wir haben uns gefragt, ob es jemals irgendwo anders sein könne. Was bedeutet die Existenz von perfektem Wissen, durchscheinender Wahrnehmung und vollständiger Macht? Fast hatte es den Anschein … Wollte man selbst ein Universum entwerfen, müßte es teilweise undurchsichtig, unvollständig und für sein intelligentes Leben nur in kleinen Stücken erkennbar sein. Es hätte keinen Sinn, alles von Anfang an zu enthüllen. Das Wissen mußte sich in den Geistern der Beobachter zusammen mit dem Universum ausweiten, nur um dann zusammen mit dem Universum zusammenzubrechen. Das Versagen des Wissens lag in seiner unmöglichen Hoffnung auf Vollendung, da im Herzen jeglicher Materie der universelle physische Zusammenbruch wartete. Es konnte keinen anderen Status geben als Unvollkommenheit. Es wurde ihm klar, daß all dies auch dann seine Wahrheit behielt, wenn sie das Ende dieses Zyklus überstehen sollten. Die letzte erklärende Kraft mußte Wissenschaftssystemen, die von begrenzten Intelligenzen erstellt waren, immer verschlossen bleiben. Und doch, dachte er, ist so vieles bekannt. Einen Augenblick lang überlegte er sich, ob etwas den Zyklus eines Universums überstehen könne. Gab es einen Weg, diese Möglichkeit zu untersuchen?
    Verzweiflung überflutete ihn. Vielleicht war diese Art von Überleben unmöglich? Vielleicht war auch hier eine Art von natürlicher Selektion am Werk, und jene sollten überleben, die das Problem am besten verstanden. Vielleicht hatte das Leben, das jetzt noch blieb, zu lange gewartet. Er sah in die Dunkelheit hinaus, jenen Ort, wo der gesamte Rahmen der Natur zerschmettert und zerstört werden sollte, und er fühlte sich klein. So wie die Natur die bewußte Intelligenz und das Makroleben geboren hatte, so trug nun das Makroleben die gesamten Überreste der lebenden Natur in sich. Im gesamten Verlauf seines Aufstiegs war der Geist durch den Gott Natur beherrscht und von den Grausamkeiten und Sackgassen der Natur gequält worden. Keine Anbetung war genug gewesen. Die Hindernisse der Natur waren mit ihrer ganzen Macht zurückgenommen.
    Ein kalter, unpersönlicher Ärger wuchs nun in ihm und bekräftigte seinen früheren Entschluß, auszuhalten und zu siegen. Wenn der entropische Niedergang dieses Zyklus überwunden werden konnte, dann konnte der beschränkende Gott Natur immer wieder besiegt werden. Es war möglich, daß die überlebenden Intelligenzen ihre Entwicklung fortführen konnten, selbst wenn ihr Aufstieg mitten zwischen den Absurditäten des Mangels erfolgte und er durch den Mord an anderen Lebensformen vor sich ging, wenn der Bewußtwerdungsprozeß von einem Gefühl der Vertreibung begleitet war, dem Bodensatz der adaptiven Programme der Evolution.
    Er sah sich selbst, wie er in den grünen Wäldern der Hohlwelt spielte. Gelbes Sonnenlicht bemalte den moosbewachsenen Boden mit schrägen Strahlen. Er war wieder zehn Jahre alt, nur einen Augenblick war es her, eine seltsame Kreatur in der Morgendämmerung der Zeit. Er wußte bereits, daß er nicht sterben mußte oder alt und nutzlos werden sollte. Er konnte alles lernen, was er wissen wollte, solange ihm die richtigen Fragen einfielen. In der Schule
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