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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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„Iiiaaa“-Schluchzen.
    „ Was ist denn mit dem los?“ fragte Armgard Müller entgeistert. Der Professor fühlte sich als medizinischer Fachmann angesprochen und diagnostizierte: „Also, obwohl ich kein Tierarzt bin, und ohne eine genaue Untersuchung ist es wirklich nur eine sehr vorläufige Diagnose ... „
    Alle hielten den Atem an, was würde der Professor feststellen?
    „ Also, mir will scheinen, dass ich nicht gänzlich fehl gehe in der Vermutung, dass dieser Esel, äh, wie soll ich sagen, mächtig einen in der Krone hat.“
    „ Wollen Sie damit etwa andeuten, dass Xaver unter Alkoholeinfluss steht?“ fragte Norbert Müller ungläubig.
    „ Gewiss,“ nickte der Professor bedächtig. „Ein gewisses Maß an Alkoholmissbrauch halte ich hier für des Rätsels Lösung.“
    Beatrice schnupperte und meinte leise zu Peter: „Da könnte was dran sein. Ich finde Xaver hat eine Fahne.“
    „ Die Trikolore ist nichts dagegen!“ bestätigte Peter.
    Sie hatten natürlich sofort Dieter in Verdacht, aber der weilte ja nicht mehr unter ihren Gästen, also hatte er ausnahmsweise mal ein bombensicheres Alibi.
    Der wahre Täter verriet sich jedoch sofort durch eine Fahne, die Xavers bei weitem übertraf, als er schwankend durch die Stalltür trat und lauthals „No, Xaverl, hamma no an Durscht!“ lallte. Hinter ihm erklang eine weibliches Kichern, das auch nicht gerade für absolute Nüchternheit sprach.
    Nachdem der Professor meinte, für Esel sei ein echter Rausch zwar eher selten, würde aber doch vermutlich harmlos verlaufen, da bei Tieren auch in der Natur der Genuss vergorener Säfte nicht selten vorkam. Mit dieser beruhigenden Auskunft versehen wünschten alle dem reichlich dämlich glotzenden Xaver eine gute Nacht und gingen wieder schlafen.
    Am nächsten Morgen beichteten ihnen dann der Meisel Sepp und seine entflammte Hebamme. Sie hatten die verschiedenen Möglichkeiten folkloristischer Liebe nach dem missglückten Fensterln durchgekaut und waren dabei auf ein romantisches Tete-a-tete im Heu verfallen, und zwar bei Xaver im Stall. Zur Verbesserung ihrer guten Laune hatten sie sich noch drei Flaschen Wein mitgenommen, von denen eine leider umgekippt und in Xavers Wassertrog geflossen war. Dieser Teil der Geschichte erschien ihnen reichlich mysteriös, da ihnen das nur zufällige Ausfließen einer Weinflasche in den halb hohen Trog völlig unmöglich erschien. Sie hatten da eher die Hebamme mit ihren folkloristischen Ideen in Verdacht, Xaver einen kleinen Schlafmittel von dem Liebespaar im Hau abgelenkt zu haben.  Jedenfalls hatte Xaver seinem Wasser-Wein kräftig zugesprochen und dann mit ein wenig Verspätung lautstarke Wirkung gezeigt.
    „ Mir ham uns halt nix dabei denkt, ja mei, des bisserl Wein!“ meinte der Meisel Sepp mit Unschuldsmiene und griente sie an.
    An diesem Morgen musste der arme Xaver übrigens noch für die nächtlichen Eskapaden des Liebespaares büßen. Obwohl das bei Eseln eigentlich schwer feststellbar ist, meinten wir unter Xavers Augen dunkle Ringe zu entdecken. Außerdem trottete er immer wieder zu seinem Wassertrog, was auf einen ziemlichen Brand schließen ließ.  Er blinzelte und ging der Sonne aus dem Weg, außerdem legte er bei jedem lauten Geräusch die Ohren an - nach übereinstimmender Meinung der überraschend zahlreichen Experten unter ihren Gästen, Zeichen eines ziemlichen saftigen Katers.
    Immerhin, nach zwei Tagen schien Xaver wieder voll hergestellt. Beatrice entschied, dass Xavers Wohl nun vorgehen sollte. Um weiteren Aktionen des tollen Liebespaares etwas vorzubeugen, teilte Peter der Hebamme daher diskret mit, wo sich ihr VW-Käfer derzeit befand. Da der Meisel Sepp sehr zu seinem Bedauern nun auch abreisen musste, war er nicht wenig überrascht, als ihm die Hebamme einen Sitzplatz zur Heimfahrt in ihrem so überraschend plötzlich reparierten VW anbot.
    Mit viel Gelächter und guter Laune brausten die beiden am nächsten Tag davon - die Hebamme am Steuer und der Meisel Sepp mit seiner unvermeidlichen Kamera auf dem Schoß auf den ultimativen Schuss lauernd, den er „nicht missen“ könnte.
     

 
    Der schwarze Bomber
     
    Bald waren sie Xavers einzige Gefährten, das Haus war für den Rest des Jahres geschlossen. Schneller als sie es sich hatten träumen lassen, war der Oktober gekommen.
    Sie hatten in ihren ersten Wochen als „Hoteliers“ wirklich viel gelernt. Als besonders folgenreich hatte sich die Tatsache erwiesen, dass sich ihre Gäste in drei
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