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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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Angebeteten.
    Wie lange sie ihn darin behalten wollte, erfuhren wir am nächsten Tag, als die beiden mal wieder mit der Ente unterwegs waren. Um die Mittagszeit fuhr ein uns wohlbekannter blauer VW-Käfer in unsere Einfahrt, dem Albert Murgot, der schnauzbärtige Besitzer der örtlichen Autowerksatt entstieg.
    „ Ich bringe den Wagen von Madame Schmalfeldt jetzt doch schon zurück.“
    „ Wiese jetzt doch schon? Was heißt das?“ wollte Beatrice wissen.
    „ Alors, sie hat mich zwar vorgestern gebeten, ihn erst in zwei Wochen fertig zu stellen, und keinesfalls vorher. Aber ich brauche einfach Platz auf meinem Hof und hier kann er doch genauso gut stehen. Ich verstehe sowieso nicht, warum es so lange dauern sollte. Sonst kann’s den Leuten nie schnell genug gehen.“
    Peter und Beatrice sahen sich an, denn der Grund war ihnen klar.  Sie nahmen die Rechnung entgegen und versprachen, Madame Schmalfeldt zum Bezahlen zu schicken.
    Peter fand die ganze Angelegenheit so komisch, dass er beschloss, den Spaß mitzumachen und den VW in ihre private Garage zu fahren. Das Tor schloss er sorgfältig ab, damit auch wirklich niemand es bemerken konnte.
    Am Abend, als die Hebamme und der Meisel Sepp bester Laune von ihrem Ausflug zurückkehrten, fragte Peter scheinheilig: „Verehrte Frau Schmalfeldt, wissen sie eigentlich schon, wie lange sie uns noch die Freude ihrer Anwesenheit bereiten werden? Sie sagten anfangs etwas von ein paar Tagen.?“
    Ohne zu erröten kam die Antwort: „Das hängt eigentlich nicht von mir ab, ich bin auf die Werkstatt angewiesen. Aber Monsieur Murgot sagte gestern noch, es werde sicher noch eine Woche oder sogar länger dauern, um das betreffende Ersatzteil zu beschaffen.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Außerdem gefällt es mir wirklich gut hier, und es gibt noch viel zu erleben.“
    „ Das freut uns,“ sagte Peter lächelnd und ergänzte mit einem winzigen Seitenblick auf den Meisel Sepp: „Uns alle!“
    Nein, sie erfreute damit wirklich nicht nur ihre Wirte und den Meisel Sepp allein. Auch Professor Gotthold von Geusenstamm und seine Frau amüsierten sich über das bayerisch-preußische Paar. Sie hatten gute Gründe dafür. Ein Grund war, dass beide in Wahrheit gar nicht verheiratet waren, aber, wie sie später erfuhren, auf Grund der Umstände als Paar durchgehen konnten. Sie waren beide innerhalb weniger Monate Witwer geworden. Wobei das Pikante an der Situation war, dass sie ursprünglich mit seinem älteren Bruder verheiratet gewesen war. So trugen sie beide denselben Namen und behielten das auch bei. Sich anfangs gegenseitig über den Schmerz hinweghelfend, war eine neue Liebe erblüht, die nun im ersten gemeinsamen Urlaub noch weiter reifen sollte.
    Peter und Beatrice bekamen dabei Gelegenheit, einige neue Erfahrungen über menschliche Verhaltensweisen zu machen. Der Chirurg, er wirkte nach außen eher langweilig, war nämlich in Wahrheit sehr aktiv, während seine „Frau“ zwar so aktiv zu wirken versuchte, in Realität aber eher ein stilles Wasser war.
    Zum ersten Mal fiel ihnen das auf, als der Professor ganz ruhig am Abend vor einem Ausflug mehrere zusätzliche Vorschläge machte und charmant aber bestimmt durchsetzte, das so aus der geruhsamen Besichtigungsfahrt ein hektischer Sightseeing-Marathon wurde. Obwohl seine Frau Veronika die Vorschläge des Professors scheinbar lebhaft unterstützte, war sie gleichzeitig diejenige, die das alte, ruhige Programm durch kleine Zweifel zu retten versuchte. Die dabei verwendeten Überredungskünste waren Meisterstücke des Versuchs, möglichst unauffällig erfolglos zu sein. Peter war sprachlos vor Bewunderung, obwohl er einer der Leidtragenden war.
    In der Nacht nach einem derart anstrengenden Ausflugstag erwachten Peter und Beatrice von höchst seltsamen Geräuschen. Aus dem Garten ertönte Xavers „Iiiaaaa“ in allen Tonlagen und Lautstärken, unterbrochen von Lauten, die den Verdacht aufkommen ließen, ihr braver Esel leide an einem Schluckauf. Sie rannten zu der Scheune, die als Xavers Stall diente - gefolgt von einer rasch anwachsenden Schar von Gästen aus allen Zimmern des Hauses.
    Im Licht der Taschenlampen präsentierte sich unser braver Esel als eine Mischung aus Matrose und schnulzigem Schlagersänger: Xaver stand schwankend und breitbeinig im Heu, auf dem Kopf thronte seine Baskenmütze und seiner zuckenden Brust entrang sich abwechselnd ein hickender Schluckauf und ein immer kläglicheres
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