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Maigrets Nacht an der Kreuzung

Maigrets Nacht an der Kreuzung

Titel: Maigrets Nacht an der Kreuzung
Autoren: Georges Simenon
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ü ßen.
    Dort im Sprechzimmer traf Maigret drei Monate später Andersen, der mit dem Direktor diskutierte, seine Heiratsurkunde vorlegte und die Genehmigung forde r te, die Verurteilte sehen zu dürfen.
    Er hatte sich kaum verändert. Er trug immer noch ein schwarzes Monokel. Lediglich seine rechte Schulter war ein wenig steifer geworden.
    Als er den Kommissar erkannte, wandte er verlegen den Kopf ab.
    »Haben Ihre Eltern Sie wegreisen lassen?«
    »Meine Mutter ist gestorben. Ich habe geerbt.«
    Es war also seine Limousine, die fünfzig Meter vor dem Gefängnis parkte und von einem livrierten Chauffeur gesteuert wurde.
    »Und Sie wollen trotz allem nicht von ihr lassen?«
    »Ich werde mich in Paris niederlassen.«
    »Um sie besuchen zu können?«
    »Sie ist meine Frau.«
    Mit seinem einen Auge forschte er in Maigrets Gesicht, fürchtete, darin Ironie oder Mitleid zu finden.
    Der Kommissar aber drückte ihm nur die Hand.
    Zur gleichen Zeit trafen im Hauptgebäude des Gefängnisses von Melun zwei Frauen zur Besucherstunde ein, die wie unzertrennliche Freundinnen wirkten.
    »Er ist kein schlechter Kerl!« sagte Oscars Frau. »Er ist sogar zu gut, zu großzügig. Den Kellnern im Café gibt er zwanzig Francs Trinkgeld! Das hat ihn zugrunde g e richtet. Das und die Frauen.«
    »Mein Mann«, sagte Madame Michonnet, »hätte, bevor er dieses Weib kennenlernte, keinen seiner Kunden auch nur um einen Centime betrogen … Aber letzte Woche hat er mir geschworen, daß er nicht einmal mehr an sie denkt.«
    In seiner Todeszelle verbrachte Guido Ferrari seine Zeit damit, auf das Erscheinen seines Anwalts zu warten, der ihm seine Begnadigung mitteilen würde. Doch eines Morgens kamen fünf Männer. Er schrie und wehrte sich mit Händen und Füßen, als sie ihn abführten.
    Er lehnte die Zigarette und das Glas Rum ab und spuckte vor dem Gefängnisgeistlichen aus.
     
    Château de la Minaudière, La Ferté-Alais, April 1931
     
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