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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher
Autoren: Georges Simenon
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komisch dreinschauen, wenn wir ihm seine Angeberei von gestern vorspielen würden.«
    »Wie lange ist der junge Mann dageblieben?«
    »Eine knappe halbe Stunde.«
    »Hat er nur einen Cognac getrunken?«
    »Ja. Er hat sogar einen Rest im Glas gelassen.«
    »Haben Sie nichts mehr gehört, nachdem er gegangen ist?«
    »Nichts. Nur den Wind und das Geplätscher von der Regenrinne draußen.«
    »War vor ihm kein anderer Gast da?«
    »Abends habe ich nur offen wegen des Kartenspiels, wissen Sie, da kommen lediglich ein paar Stammgäste. Bei uns ist immer nur vormittags viel los, mit Kaffee, Croissants, gespritztem Weißwein. Wenn im Viertel gebaut wird, kommen gegen halb elf Arbeiter zu einem Imbiss. Das Hauptgeschäft ist der Aperitif am Mittag und am Abend …«
    »Besten Dank …«
    Auch hier hatte Janvier das Gespräch mitstenographiert, und der Bistrowirt hatte ihm fortwährend zugeblinzelt.
    »Er hat mir nichts Neues mitgeteilt«, seufzte Maigret. »Er hat mir nur bestätigt, was ich schon wusste.«
    Sie stiegen wieder in das Auto ein. Einige Frauen sahen ihnen zu, denn es hatte sich schon herumgesprochen, wer sie waren.
    »Wo fahren wir jetzt hin, Chef?«
    »Zuerst ins Büro.«
    Ganz umsonst waren seine beiden Gespräche in der Rue Popincourt nicht gewesen. Der Neapolitaner hatte ihm immerhin den Tathergang geschildert. Demnach hatte der Mörder zunächst mehrmals zugestochen. Dann hatte er sich ein erstes Mal entfernt, um aus einem unerklärlichen Grund kehrtzumachen und trotz des Ehepaars, das auf dem Gehsteig näher kam, nochmals zuzustechen. Hatte er ganz sichergehen wollen, dass sein Opfer auch tot war, bevor er endgültig weglief? Er hatte einen hellen Regenmantel mit Gürtel getragen. Das war alles, was man über ihn wusste.
    Kurz nachdem Maigret am Quai des Orfèvres in seinem wohlig warmen Büro angekommen war, rief er bei den Pagliatis an.
    »Kann ich kurz Ihren Mann sprechen? Kommissar Maigret am Apparat.«
    »Ich hole ihn, Herr Kommissar.«
    Dann die Stimme Ginos:
    »Ja, Herr Kommissar?«
    »Sagen Sie … Etwas habe ich vergessen, Sie zu fragen. Hatte der Mörder einen Hut auf?«
    »Eben hat mich ein Journalist dasselbe gefragt … Schon der dritte heute Vormittag … Ich musste auch erst die Chefin fragen. Sie ist wie ich. Sie will nichts behaupten, aber sie ist sich fast sicher, dass er einen dunklen Hut getragen hat. Es ist alles so schnell gegangen, wissen Sie.«
    Der helle Regenmantel mit Gürtel schien auf einen ziemlich jungen Mann hinzuweisen, der Hut hingegen legte die Vermutung nahe, dass er doch schon etwas älter war. Nur wenige junge Menschen tragen ja noch Hüte.
    »Sag mal, Janvier, kennst du dich mit diesen Dingern aus?«
    Maigret war bei solchen Geräten völlig hilflos, genauso wie bei Fotoapparaten oder beim Auto, weshalb auch immer seine Frau fuhr. Abends vor dem Fernseher schaffte er es gerade eben, auf ein anderes Programm umzuschalten.
    »Mein Sohn hat denselben …«
    »Pass auf, dass du die Aufnahme nicht löschst.«
    »Keine Bange, Chef.«
    Janvier lächelte und drückte auf eine Taste. Man hörte Stimmengewirr, Besteck- und Tellergeklapper, undeutliche Stimmen im Hintergrund.
    » Und für Madame? …«
    »Haben Sie gekochtes Rindfleisch?«
    »Selbstverständlich …«
    »Bitte mit viel Zwiebeln und sauren Gurken. «
    »Du weißt aber, was der Arzt gesagt hat! Keinen Essig! «
    »Ein Steak, einmal gekochtes Rindfleisch mit viel Zwiebeln und sauren Gurken … Möchten Sie Salat dazu?«
    Die Aufnahme war alles andere als technisch perfekt, und wegen der ständigen Hintergrundgeräusche war nicht jedes Wort zu verstehen.
    Eine Pause. Dann ein Seufzer, sehr vernehmlich.
    »Du kannst auch nie konsequent sein. Heute Nacht musst du dann wieder aufstehen und Natron schlucken …«
    »Stehst du nachts auf oder ich? … Du schnarchst ja seelenruhig weiter …«
    »Ich schnarche nicht …«
    »Und wie du schnarchst! Vor allem, wenn du so viel Wein getrunken hast, wie du heute Abend wieder trinkst …«
    »Ein Steak … Das Rindfleisch kommt sofort. «
    »Zu Hause rührst du das Essen kaum an …«
    »Wir sind nicht zu Hause …«
    Man hörte, wie ein Getränk eingeschenkt wurde. Eine Stimme forderte:
    »Garçon! Garçon! Könnten Sie sich vielleicht mal zu uns bemühen …«
    Dann plötzlich nichts mehr. Offenbar war das Gerät abgeschaltet worden. Dann sprach eine sehr deutliche Stimme anscheinend direkt ins Mikrophon:
    »›Brasserie Lorraine‹ , am Boulevard Beaumarchais. «
    Kein
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