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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen
Autoren: Georges Simenon
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war noch nicht wach … Als ich das Fenster aufriss, sah ich, dass im Badezimmer der Ricains immer noch Licht brannte …«
    »Haben Sie sich nicht darüber gewundert?«
    »Eigentlich nicht … So was kommt schon mal vor … Ich war dann im Studio, wo ich bis ein Uhr zu tun hatte, mittags war ich mit einem Kollegen kurz was essen. Anschließend war ich mit einem amerikanischen Schauspieler im ›Ritz‹ verabredet, der mich eine Stunde warten ließ. Als er dann auftauchte, hatte er es so eilig, dass ich keine gescheiten Fotos von ihm machen konnte … Jedenfalls bin ich dann gegen vier Uhr wieder nach Hause gekommen …«
    »Hatte Ihre Frau inzwischen die Wohnung verlassen?«
    »Ja, sie war einkaufen gegangen … Nach dem Mittagessen hat sie sich wieder hingelegt … Sie hat noch geschlafen …«
    Er merkte nun selber, wie komisch dieses Leitmotiv klang.
    »Und da brannte immer noch das …«
    »… Licht, ja …«
    »Haben Sie nochmals bei den Ricains angeklopft?«
    »Nein … Ich habe versucht, sie anzurufen, aber niemand ist drangegangen … Ich habe vermutet, dass Ricain inzwischen zurückgekommen war, geschlafen hatte und mit seiner Frau ausgegangen war, ohne das Licht auszumachen …«
    »Kam das öfter bei ihnen vor?«
    »Das passiert jedem … Lassen Sie mich nachdenken … Ich bin mit Jocelyne auf den Champs-Élysées ins Kino …«
    Maigret war drauf und dran einzuwerfen:
    ›Ist sie da auch eingeschlafen?‹
    Die Katze rieb sich an seinem Hosenbein und blickte zu ihm auf, als wollte sie gestreichelt werden. Doch als Maigret sich zu ihr hinunterbeugte, machte sie einen Satz und miaute aus sicherer Entfernung.
    »Wem gehört sie?«
    »Keine Ahnung … Allen … Die Leute werfen ihr Fleischbrocken runter … Sie lebt draußen …«
    »Um wie viel Uhr sind Sie am Donnerstagabend nach Hause gekommen?«
    »Gegen halb elf … Nach dem Film waren wir noch in einer Brasserie, um etwas zu trinken, und dort haben wir einen Bekannten getroffen.«
    »Und das Licht?«
    »Hat natürlich gebrannt … Aber da schien mir die Sache ganz in Ordnung, denn inzwischen konnten die Ricains ja nach Hause gekommen sein. Trotzdem habe ich bei ihnen angerufen … Ich muss zugeben, dass ich es doch etwas merkwürdig fand, als sich wieder niemand gemeldet hat …«
    »Nur etwas merkwürdig?«
    »Wie sollte ich denn ahnen, was wirklich los war? … Wenn man jedes Mal an Mord denken müsste, sobald jemand vergisst, das Licht auszumachen …«
    »Kurz …«
    »Da sehen Sie! … Schon wieder lässt er das Licht brennen … Ich glaube kaum, dass er jetzt arbeitet …«
    »Und was war am nächsten Morgen?«
    »Ich habe natürlich noch mal angerufen, und dann noch zweimal im Laufe des Tages, bis ich dann aus der Zeitung die Nachricht von Sophies Tod erfahren habe … Ich war gerade in den Studios von Joinville, um Aufnahmen von den Dreharbeiten zu machen.«
    »Hat sich niemand gemeldet?«
    »Doch … Eine mir unbekannte Männerstimme … Ich habe mich lieber nicht zu erkennen gegeben und nach ein paar Sekunden wieder aufgelegt.«
    »Haben Sie nicht versucht, Ricain woanders zu erreichen?«
    Huguet schwieg. Dann zuckte er die Achseln und machte wieder sein Clownsgesicht.
    »Na, hören Sie mal, ich bin doch schließlich nicht vom Quai des Orfèvres!«
    Maigret, der in Gedanken versunken auf das Licht hinter der Milchglasscheibe geblickt hatte, rannte unvermittelt auf Ricains Wohnungstür zu. Der Fotograf, der den Grund ahnte, folgte ihm.
    »Während wir uns da unterhalten …«
    Wenn Francis nicht schlief und auch nicht arbeitete, wenn das Licht an diesem Abend brannte …
    Er hämmerte gegen die Tür.
    »Machen Sie auf! Maigret …«
    Er verursachte einen solchen Lärm, dass ein Nachbar in seiner Tür erschien. Verdutzt sah er die beiden Männer an.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los? Kann man uns denn nicht …«
    »Laufen Sie zur Concierge … Sie soll Ihnen ihren Hauptschlüssel geben!«
    »Sie hat keinen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich war neulich schon einmal bei ihr, als ich meinen Schlüssel vergessen hatte … Ich musste einen Schlüsseldienst rufen.«
    Für einen Mann, der den Naivling spielte, blieb Huguet erstaunlich gefasst. Er wickelte ein Taschentuch um seine Faust und versetzte der Milchglasscheibe einen kräftigen Schlag, so dass sie in tausend Scherben zersprang.
    Er warf einen Blick ins Badezimmer und keuchte:
    »Schnell …«
    Maigret sah ebenfalls durch die zerbrochene Scheibe. Ricain saß mit seinen
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