Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
noch nicht losgegangen, um sich ein Taxi zu besorgen. Wenn sie an jenem Abend mit einem Taxi zurückgekommen wäre, hätten wir den Fahrer ermittelt. Mit anderen Worten: Bevor sie das Haus verließ, hat sie ihre Meinung geändert und sich in Ihr Büro begeben. Warum?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie geben zu, dass sie Sie noch einmal aufgesucht hat?«
    »Nein.«
    »Sie machen einen Fehler, Serre. Es gibt nur äußerst wenige Fälle in der Kriminalgeschichte, bei denen eine Leiche nicht früher oder später gefunden worden wäre. Wir werden Marias Leiche finden! Und ich bin nun auch überzeugt, die Autopsie wird ergeben, dass sie durch eine oder mehrere Kugeln getötet worden ist. Unklar ist mir nur noch, ob es eine Kugel aus Ihrem oder aus Marias Revolver war.
    Danach richtet es sich, ob Ihr Fall mehr oder weniger schwerwiegend ist. Handelt es sich um eine Kugel aus ihrer Waffe, wird man daraus folgern, dass sie aus irgendeinem Grund auf die Idee gekommen ist, von Ihnen eine Abrechnung zu verlangen und Sie zu bedrohen.
    Ging es um Geld, Serre?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Sie stürzen sich auf sie, entwaffnen sie und drücken, ohne es zu wollen, auf den Abzug. Eine weitere Hypothese ist, dass sie Ihre Mutter und nicht Sie bedroht hat. Eine Frau empfindet leichter Hass gegen eine andere Frau als gegen einen Mann.
    Eine letzte Hypothese ist schließlich, dass Ihr eigener Revolver sich nicht in Ihrem Schlafzimmer befunden hat, wohin Sie ihn erst später gelegt haben, sondern in der Schublade Ihres Schreibtisches.
    Maria kommt herein. Sie ist bewaffnet. Sie bedroht Sie. Sie reißen die Schublade auf und schießen als Erster.
    In dem einen wie dem anderen Fall geht es nicht um Ihren Kopf. Die Vorsätzlichkeit fehlt, denn es ist nicht ungewöhnlich, in einer Schreibtischschublade einen Revolver aufzubewahren.
    Sie können sogar auf Notwehr plädieren.
    Es bleibt nur noch zu klären, warum Ihre Frau unmittelbar vor der Abreise mit einer Waffe in der Hand zu Ihnen hereingestürzt ist.«
    Er lehnte sich zurück und stopfte sich langsam eine Pfeife, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen.
    »Was denken Sie darüber?«
    »Das kann noch lange dauern«, sagte Serre mit einer Art Widerwillen.
    »Sind Sie immer noch entschlossen zu schweigen?«
    »Ich beantworte bereitwillig Ihre Fragen.«
    »Sie haben mir nicht gesagt, warum Sie geschossen haben.«
    »Ich habe nicht geschossen.«
    »Also war es Ihre Mutter?«
    »Meine Mutter war in ihrem Schlafzimmer.«
    »Während Sie mit Ihrer Frau eine Auseinandersetzung hatten?«
    »Es gab keine Auseinandersetzung.«
    »Das ist schade.«
    »Tut mir leid.«
    »Schauen Sie, Serre, ich habe mich bemüht, alle Gründe zu finden, die Maria gehabt haben könnte, um von Ihnen eine Abrechnung zu fordern und Ihnen zu drohen.«
    »Sie hat mich nicht bedroht.«
    »Behaupten Sie das nicht so steif und fest, diese Aussage könnte Ihnen später leid tun. Vielleicht sind Sie es dann, der mich oder die Geschworenen anfleht, Ihnen zu glauben, Ihr Leben oder das Leben Ihrer Mutter habe auf dem Spiel gestanden.«
    Serre lächelte ironisch. Er war erschöpft, ein wenig in sich zusammengesunken; sein Kopf war zwischen die Schultern gesackt, aber er hatte nichts von seiner Kaltblütigkeit eingebüßt. Seine Bartstoppeln ließen die Wangen bläulich schimmern. Der Himmel hinter den Fenstern war schon nicht mehr ganz so dunkel, und die Luft im Zimmer wurde frischer.
    Maigret fröstelte als Erster; er ging hin und schloss das Fenster.
    »Sie hatten keine Lust, eine Leiche auf dem Hals zu haben. Ich meine: eine Leiche, die man nicht vorzeigen konnte. Sie verstehen mich doch?«
    »Nein.«
    »Als Ihre erste Frau starb, da ist das auf eine Weise geschehen, dass Sie Doktor Dutilleux rufen konnten, damit er den Totenschein ausstellte.
    Maria hätte genauso sterben sollen, eines allem Anschein nach natürlichen Todes. Auch sie war herzkrank. Was bei der einen gutgegangen war, hätte auch bei der anderen klappen müssen.
    Die Sache hatte aber einen Haken.
    Merken Sie jetzt, worauf ich hinauswill?«
    »Ich habe sie nicht umgebracht!«
    »Und Sie haben auch nicht ihre Leiche irgendwohin gebracht, ebenso wie ihr Reisegepäck und das Werkzeug des Einbrechers?«
    »Es war gar kein Einbrecher da.«
    »Ich werde Sie ihm wahrscheinlich in wenigen Stunden gegenüberstellen.«
    »Haben Sie ihn ausfindig gemacht?«
    Es klang jetzt doch Besorgnis aus seiner Stimme.
    »Wir haben in Ihrem Arbeitszimmer seine Fingerabdrücke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher