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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange
Autoren: Georges Simenon
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Mutter schockiert gewesen sei, als sie davon hörte, und mich flehentlich gebeten, meinen Plan aufzugeben.
    Zufällig stand gerade die Schublade meines Nachttisches etwas offen. Er hat rein mechanisch einen Blick hineingeworfen, und ich habe gesehen, dass er ganz blass wurde.
    › Was ist das denn?‹ , hat er gestottert und auf den kleinen Trommelrevolver mit dem Perlmuttgriff gedeutet, den ich mir vor meiner Ägyptenreise gekauft hatte.
    Erinnerst Du Dich? Ich hatte es Dir damals erzählt. Man hatte mir gesagt, eine allein reisende Dame sei in diesen Ländern da unten schutzlos.
    Ich weiß nicht mehr, warum ich ihn in diese Schublade gelegt hatte. Ich habe ruhig geantwortet:
    › Das ist ein Revolver. ‹
    › Ist er geladen?‹
    › Das weiß ich nicht mehr. ‹
    Ich habe ihn herausgenommen und im Magazin nachgesehen. Es war leer.
    › Hast du auch die Patronen dafür?‹
    › Irgendwo müssen noch welche sein. ‹
    Eine halbe Stunde darauf ist meine Schwiegermutter unter einem Vorwand hereingekommen. Sie kommt nämlich nie ohne Grund in mein Zimmer. Sie hat ebenfalls lange drumherum geredet und mir dann erklärt, es gehöre sich nicht für eine Frau, eine Waffe zu besitzen.
    › Aber das ist doch mehr ein Spielzeug‹ , habe ich geantwortet. ›Ich hebe es als Andenken auf, weil der Griff so hübsch ist und meine Initialen darin eingraviert sind. Ich glaube übrigens nicht, dass man damit viel Unheil anrichten kann. ‹
    Sie hat sich dann schließlich beruhigt. Aber erst habe ich ihr die Schachtel mit den Patronen aushändigen müssen, die hinten in der Schublade lag.
    Das Drolligste ist, dass ich, kaum dass sie draußen war, in meiner Handtasche eine weitere Packung Patronen gefunden habe, die ich ganz vergessen hatte. Das habe ich ihr natürlich nicht gesagt …
     
    Maigret, der die Cognacflasche in der Hand hielt, schenkte dem Übersetzer ein und ging dann weiter zu dem Stenographen und bot ihm ebenso einen Schluck an wie dem Inspektor, der, um sich die Müdigkeit zu vertreiben, Männchen auf seine Schreibunterlage malte.
    Als er wieder in sein eigenes Büro kam, das Janvier automatisch verließ, begann eine neue Runde im Ring.
    »Ich habe mir das Ganze überlegt, Serre. Ich gelange langsam zu der Überzeugung, dass Sie doch nicht so viel gelogen haben, wie ich zunächst vermutete.«
    Er hatte die Anrede »Monsieur« weggelassen, als sei nach solch stundenlangem Beisammensein eine gewisse Vertraulichkeit angebracht. Der Zahnarzt begnügte sich damit, ihn argwöhnisch zu mustern.
    »Maria durfte ebenso wenig verschwinden wie Ihre erste Frau. Es lief Ihren Interessen zuwider, dass sie Sie verlassen wollte. Sie hatte ihre Koffer gepackt und ihre Heimreise nach Holland angekündigt. Sie war fest entschlossen, den Nachtexpress zu nehmen.
    Ich weiß nicht, ob sie in Ihrem Haus oder erst draußen sterben sollte. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Guillaume Serre antwortete mit keinem Wort, aber sein Blick verriet zunehmendes Interesse.
    »Anders ausgedrückt: Sie sollte eines natürlichen Todes sterben, ich meine, eines Todes, der als natürlich angesehen werden konnte.
    So ist die Sache aber nicht abgelaufen, denn sonst hätten Sie keine Veranlassung gehabt, ihre Leiche und ihr Gepäck spurlos verschwinden zu lassen.
    Dann ist da noch ein anderes Detail, das keinen Sinn ergibt. Sie hatten einander Lebewohl gesagt. Also brauchte Maria nicht noch einmal Ihr Arbeitszimmer zu betreten. Ihre Leiche hat aber trotzdem zu einer bestimmten Zeit während der Nacht dort gelegen.
    Ich will gar nicht, dass Sie mir jetzt antworten, sondern dass Sie meinen Ausführungen folgen. Ich habe eben erst erfahren, dass Ihre Frau einen Revolver besaß.
    Ich bin bereit zu glauben, dass Sie in Notwehr geschossen haben. Dann sind Sie von Panik ergriffen worden. Sie haben die Leiche liegenlassen, während Sie Ihren Wagen aus der Garage holten. Bei dieser Gelegenheit, ungefähr um Mitternacht, hat die Concierge Sie beobachtet.
    Was ich gern wissen möchte, ist, wodurch sich Ihre und Marias Pläne geändert haben. Sie waren in Ihrem Arbeitszimmer, nicht wahr?«
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    »Das haben Sie aber gesagt.«
    »Das ist möglich.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass Ihre Mutter nicht in ihrem Schlafzimmer war, sondern sich bei Ihnen aufhielt.«
    »Sie war in ihrem eigenen Zimmer.«
    »Daran erinnern Sie sich noch genau?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie wohl auch noch, dass Sie sich in Ihrem Arbeitszimmer befanden? Ihre Frau war
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