Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Hände festzuhalten, weil er Angst hatte, der andere könnte seinen Revolver ziehen. Aber da kam auch schon Colombani und versetzte dem Tschechen, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Tritt ins Gesicht.
    Francine Latour, die immer noch um Hilfe rief, hatte endlich die Haustür erreicht und läutete Sturm. Jetzt kamen auch die beiden Inspektoren, und das Handgemenge ging noch ein paar Augenblicke weiter. Maigret erhob sich als Letzter, weil er zuunterst gelegen hatte.
    »Ist niemand verletzt?«
    Im Licht der Scheinwerfer sah er Blut auf seiner Hand. Er blickte sich um und merkte, dass Bronskys Nase heftig blutete. Man hatte ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, so dass er etwas nach vorn gebeugt dastand. Aus seinem Gesicht sprach ungezügelter Hass.
    »Schweinebande!«, fluchte er.
    Als ihm ein Inspektor aus Rache für diese Beleidigung gegen das Schienbein treten wollte, sagte Maigret, indem er seine Pfeife aus der Tasche holte:
    »Lass ihn doch Gift spucken. Das ist das Einzige, was er von jetzt an noch tun darf.«
    Fast hätten sie Janvier und seinen Kollegen vergessen, die bestimmt brav bis zum Morgen in der Wohnung auf der Lauer gelegen hätten.

10
    Der Leiter der Kriminalpolizei wurde als Erster verständigt, was Coméliau, wenn er es erfahren hätte, bestimmt nicht erfreut hätte.
    »Ausgezeichnet, mein Lieber. Und jetzt tun Sie mir den Gefallen und gehen Sie schlafen. Mit allem Übrigen befassen wir uns morgen. Sollen wir die beiden Bahnhofsvorsteher kommen lassen?«
    Die beiden Bahnhofsvorsteher, von Goderville und von Moucher. Sie sollten dem Mann gegenübergestellt werden, den der eine am 9. Januar aus dem Zug steigen, der andere einige Stunden später wieder hatte einsteigen sehen.
    »Colombani hat das schon erledigt. Sie sind bereits unterwegs.«
    Jean Bronsky saß bei ihnen im Büro auf einem Stuhl. Noch nie hatte es so viele Gläser Bier und Sandwiches auf dem Tisch gehabt. Was den Tschechen am meisten wunderte, war, dass man anscheinend gar nicht daran dachte, ihn zu verhören.
    Auch Francine Latour war da. Sie selbst hatte darauf bestanden mitzukommen, denn sie war felsenfest überzeugt, dass sich die Polizei geirrt hatte. Also hatte ihr Maigret die Akte Bronsky in die Hand gedrückt, wie man einem Kind ein Bilderbuch in die Hand gibt, damit es ruhig bleibt. Sie las in der Akte, wobei sie ihrem Geliebten hin und wieder einen entsetzten Blick zuwarf.
    »Was machst du jetzt?«, fragte Colombani.
    »Ich rufe noch den Herrn Untersuchungsrichter an, und dann gehe ich schlafen.«
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«
    »Danke. Lass dich bitte meinetwegen nicht aufhalten.«
    Maigret schwindelte schon wieder, und Colombani wusste es. Er gab dem Chauffeur laut die Adresse am Boulevard Richard-Lenoir an, aber kaum waren sie losgefahren, klopfte er an die Scheibe:
    »Fahren Sie an der Seine entlang. In Richtung Corbeil.«
    Er erlebte so den Anbruch des neuen Tages. Er sah, wie sich die ersten Angler an der Flussböschung niederließen, von der ein feiner Nebel aufstieg; er sah die ersten Schleppkähne, die sich vor den Schleusen stauten, und die Rauchsäulen, die von den Häusern zum perlmuttfarbenen Himmel aufzusteigen begannen.
    »Ein bisschen weiter stromaufwärts werden Sie einen Gasthof finden«, sagte er zu dem Chauffeur, nachdem sie Corbeil hinter sich gelassen hatten.
    Und da war er auch schon. Die schattige Terrasse ging auf die Seine hinaus, und rings um das Haus sah man kleine Lauben, in denen sich am Sonntag wahrscheinlich die Gäste drängten. Der Wirt, ein Mann mit lang herunterhängendem roten Schnurrbart, war gerade dabei, ein Boot auszupumpen, und auf der Brücke waren Fischernetze zum Trocknen ausgebreitet.
    Es tat gut, nach der Nacht, die er hinter sich hatte, durchs taufeuchte Gras zu gehen, den Geruch der Erde und der im Kamin knisternden Scheite zu riechen und das noch ungekämmte Mädchen in der Küche hantieren zu sehen.
    »Gibt’s schon Kaffee?«
    »Bald. Eigentlich haben wir noch nicht offen.«
    »Kommt die Dame, die bei Ihnen wohnt, gewöhnlich früh herunter?«
    »Ich höre sie schon eine Zeitlang in ihrem Zimmer auf und ab gehen. Horchen Sie mal.«
    Über der Zimmerdecke mit den dicken Holzbalken hörten sie tatsächlich Schritte.
    »Ich mache gerade den Kaffee für sie.«
    »Decken Sie den Tisch für zwei Personen.«
    »Sind Sie ein Freund von ihr?«
    »Ganz bestimmt. Es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre.«
    Und er war es auch wirklich. Es ging alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher