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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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springen, in ein Chaos aus Verkehr und Menschenmassen, in dem ein Rudel Wölfe ein heilloses Durcheinander bedeutete.
    Hier ist eine Pforte. Ich weiß das, ich war daran nicht unbeteiligt. Da geht ihr durch.
    Wir. Ein schlanker roter Wolf schob sich neben Mattim.
    Wir?
    Du wirst nicht wahnsinnig werden. Vertrau mir.
    Bela schubste das Mädchen ein paar Schritte nach vorne.
    Es ist gefährlich für sie, ihr müsst euch beeilen. Ich ziehe sie zurück auf diese Seite, sobald ihr drüben seid.
    Er stupste Mirita auffordernd an. Sie sah ihm in die Augen und glaubte zu verstehen.
    »Ist es hier? Na gut. Dann viel Glück.«
    Sie fiel nach vorne. Der schwarze Wolf schnappte nach ihrer Tunika und hielt sie fest, während die anderen Wölfe an ihr vorbeiströmten.

VIERUNDDREISSIG
    Budapest, Ungarn
    Hanna und Réka stiegen am Heldenplatz aus. Ein scharfer Wind wehte über das offene Gelände. Wie immer hatten sich hier zahlreiche Touristen eingefunden, und niemand würde unbemerkt an die Mädchen herankommen.
    »Es wird schon dunkel«, stellte Réka fest. »Ich möchte, dass du es tust. Hier.«
    »Vor allen Leuten?«
    »Da vorne ist niemand. Dort, unter dem Engel.«
    »Hier habe ich dich schon einmal verloren«, murmelte Hanna. Und Mattim hatte ihr eröffnet, dass er gescheitert war. Vielleicht war es deshalb ein angemessener Ort. Um wieder und wieder festzustellen, dass Siegen nur etwas für Helden war.
    Réka lehnte sich gegen den Absatz unter dem Denkmal. Sie zitterte und rieb sich die Oberarme.
    »Schau mich nicht so mitleidig an, das kann ich nicht ausstehen. Himmel, Hanna, muss dir denn immer alles so leidtun? Mach es einfach.«
    Hanna setzte sich neben ihre Freundin und zögerte; sie war sich nicht sicher, wie sie vorgehen sollte. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und legte Réka die Hände auf die Schultern. Sie beugten sich vor, bis sie sich an der Stirn berührten.
    »Ich nehme meine Seele zurück«, flüsterte Hanna.
    Sie verhielten so. Wie zwei Liebende. Wie siamesische Zwillinge, aneinandergeschmiedet, in Erwartung der Operation, die sie endlich trennen würde.
    »Ich spüre nichts«, sagte Réka schließlich.
    »Ich auch nicht«, gab Hanna zu. »Aber das habe ich beim letzten Mal auch nicht. Bist du sicher, dass es nicht funktioniert hat? Die Schatten merken auch nicht immer sofort, was mit ihnen los ist.«
    »Es hat nicht geklappt«, behauptete Réka. »Sag es noch einmal. Du musst irgendetwas machen.«
    »Ich habe keine Ahnung, was«, sagte Hanna. »Ich weiß ja nicht einmal, wie es das letzte Mal passiert ist. Es war … es fühlte sich so richtig an.«
    »Diesmal nicht?«
    Hanna seufzte.
    »Versuchen wir es noch mal.« Sie konzentrierte sich auf das Mädchen, dem sie einen Teil ihrer Seele gegeben hatte. Gib sie mir zurück , dachte sie, gib mir meine Seele zurück.
    Sie flüsterte es, einmal, mehrmals.
    »Hm«, machte Réka schließlich. »Das habe ich eigentlich nicht erwartet. Es schien so leicht zu sein.«
    »Ich weiß auch nicht, warum es nicht geht.«
    Sie saßen unter dem Denkmal und seufzten. Die Herbstdunkelheit fiel nun immer schneller herab und drückte das Restlicht auf die Steine. Der Platz leerte sich nicht. Stattdessen rückten die Touristen näher.
    Hanna hob den Kopf, als Réka ihre Hand fester packte.
    Es waren gar keine Touristen. Die meisten dieser Leute hatte sie nie zuvor gesehen, aber einige Gesichter waren ihr durchaus vertraut.
    Die beiden Mädchen standen auf. Réka klammerte sich schutzsuchend an Hannas Arm. »Es wäre besser, wenn du mich ganz schnell verwandeln könntest. Für uns beide.«
    »Dazu müsste ich ein Schattenwolf sein. Anders geht es einfach nicht.«
    Aus der Reihe der Schatten trat ihnen eine Frau entgegen, eine hochgewachsene Rothaarige, deren vormals so makelloses Gesicht durch einige unschöne Narben verunstaltet war. Hanna bezweifelte, dass sie sich oft hier blicken ließ, denn sie zog die Aufmerksamkeit auf eine andere Art auf sich als früher.
    »Szia, Atschorek.«
    »Hanna.« Die Stimme der Schattenfrau klang seidig und gefährlich ruhig. »Wer hätte gedacht, dass du dich hertraust?«
    »Ich habe sie gerufen«, erklärte Réka. »Kunun muss seine Befehle zurückziehen. Hanna kann nichts dafür. Ich wollte, dass sie kommt.«
    »Dachtet ihr, hier wärt ihr sicher?«, fragte Atschorek, ohne auf den Einwurf einzugehen. »Möchtet ihr wissen, wie viele Schatten nötig sind, um jedes Gedächtnis an ein Verbrechen auf dem Heldenplatz auszulöschen? Ist
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