Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
sich hartnäckig das Gerücht, aus dem Zoo seien wilde Tiere ausgebrochen. Es sind zu viele Fotos gemacht worden, zu viele Kameras waren vor Ort, als dass wir die Sache hätten vollständig vertuschen können. Die Liste der Augenzeugen, die sich bei der Polizei gemeldet haben, habe ich Ihren Leuten gegeben, wie man es von mir verlangt hat. Alle haben von Vampiren Besuch bekommen. Soviel ich weiß, ist eine generelle Amnesie im Umlauf, die sich ausbreitet wie eine ansteckende Krankheit. Doch die Bilder, die im Internet sind, kann man nicht mehr zurückrufen. Man wird alles, was unerklärlich aussieht, für eine Fälschung halten, das ist mein einziger Trost.« Mit bebenden Fingern zwirbelte er nervös seinen Schnauzbart.
    »Frau Szigethy hat mich wiederholt nach dem Au-pair-Mädchen gefragt, aber ich kann ihr da leider keine Auskunft geben. Zum Glück ist wenigstens ihre Tochter wieder zu Hause.« Fragend blickte er den Vampir an, als erwartete er eine Erklärung – er sprach jedoch nicht aus, was ihm sonderbarer erschien, das Verschwinden der jungen Deutschen oder die Tatsache, dass Réka nicht ebenfalls untergetaucht war.
    »Ist das junge Mädchen jetzt auch …? Das heißt, sie lebt so wie – Sie?«
    Darauf erhielt er keine Antwort. »Ein wichtiges Puzzlestück fehlt«, sagte der dunkle Prinz, der wohl darauf gewartet hatte, dass sein Gegenüber zu einem Ende kam. »Was ist mit dem jungen Mann, der am Morgen nach dem … Aufruhr in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist? Ein junger Mann, ungefähr achtzehn, den man, wie ich aus zuverlässiger Quelle hörte, unbekleidet am Ufer der Donau aufgegriffen hat?«
    »Die Polizei erfährt nicht von jedem Menschen, der ins Krankenhaus kommt«, wehrte Bartók sich, doch seine Stimme zitterte leicht.
    »Wenn es um Schussverletzungen geht, wohl doch. In welcher Klinik hat man ihn operiert? Aus dem Krankenhaus, in das er zuerst gebracht wurde, ist er wieder verschwunden. Ich hoffe sehr, Sie können mir Genaueres berichten.«
    Bartók hob den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß von nichts.«
    »Wissen Sie es nicht, oder haben Sie es … vergessen? Vielleicht wollten Sie es sogar vergessen?«
    »Ich werde mich stets für das Erinnern entscheiden«, meinte der Kommissar. Er hielt dem finsteren Blick des Vampirs stand und ignorierte das dumpfe Gefühl in seinem Magen.
    »Kann jemand wie mein Bruder Freunde haben?«, fragte Kunun. »Sie können sich nicht vorstellen, was er angerichtet hat. Nun, vielleicht doch – schließlich waren Sie einer der Ersten am Heldenplatz.«
    Bartók wurde blass. »Was ich gesehen habe«, flüsterte er. »Menschen, zerfleischt von Tieren, Menschen, die immer noch lebten, die immer noch kämpften, obwohl ihnen das Fleisch von den Knochen gerissen wurde … Seit wie vielen Nächten habe ich nicht geschlafen? Tag und Nacht verfolgen mich diese Bilder. Ich kann mich nicht einmal damit trösten, dass sie keine Schmerzen empfunden haben, denn ich habe die Schreie gehört und das Röcheln derer, die keine Kehle mehr hatten.« Er hob den Kopf und schien doch durch Kunun hindurchzublicken, gefangen in den Erinnerungen, von denen ihn niemand befreite. »Glauben Sie wirklich, ich würde denjenigen schützen, der diesen Horror zu verantworten hat?«
    Kunun sah ihn lange an und nickte schließlich. »Na gut«, sagte er. »Ich werde ihn finden, ob mit oder ohne Ihre Hilfe. Was auch immer mit ihm passiert ist, ich finde ihn.«
    »Nein. Oh nein, du bleibst schön liegen!«
    Mattim lächelte schwach, als er wieder ins Kissen gedrückt wurde. Seine Pflegerin war unerbittlich. Wenn es nach ihr ging, musste er noch ein halbes Jahr im Bett verbringen.
    Nicht dass das so ein schlechter Platz gewesen wäre. Wenn sie sich an seine Seite kuschelte, konnte man es hier glatt aushalten … Das war der Vorteil, nicht in einem richtigen Krankenhaus zu sein.
    »Ich weiß gar nicht, warum du so ungeduldig bist«, sagte Hanna und strahlte ihn an. Wie immer war ihr Lächeln zum Dahinschmelzen. Sie war so süß, dass er bereit war, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nun ja, für manche Wünsche musste er erst richtig gesund werden. »Nein, grins nicht so. Du bist gerade erst dem Tod von der Schippe gesprungen. Wieso siehst du immer so aus, als würde draußen vor der Tür dein Schimmel warten, auf dem du gleich wegreitest?«
    »Ich habe nicht vor zu verschwinden«, versicherte er und hob den Arm, an dem jede Menge Schläuche befestigt waren. Seufzend ließ er ihn wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher