Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
sollte ihr eine völlig Fremde so etwas schenken? Warum sollte sie ihr überhaupt etwas schenken? Was wollte die Frau von ihr?
    »Das kann ich nicht annehmen.« Réka brachte die Worte nur mit Mühe heraus, sie zwang sich, es zu sagen, aber noch während sie es aussprach, kam es ihr vor, als wäre da etwas, was sie vergessen hatte. Ein goldenes Herz … und ein Gefühl von Freude, von grenzenloser Freude.
    »Du hast es schon angenommen«, sagte Atschorek. »An deinem Geburtstag. Das ist so lieb von dir, Kunun … Deine Worte.« Sie lächelte alle drei an. »Ich rechne mit euch. Jederzeit.«
    Valentina starrte der Frau nach, als sie aus dem Café rauschte. »Du kennst die russische Gräfin, Réka? Das hättest du uns auch gleich sagen können.«
    »Wer ist Kunun?«, wollte Dorina wissen.
    »Kunun ist mein Freund.« Réka hatte das Herz umgedreht und fuhr mit dem Finger über die eingravierten Buchstaben. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass er ihr die Kette geschenkt hatte. An nichts, was an ihrem fünfzehnten Geburtstag geschehen war, hatte sie irgendeine Erinnerung.
    »Sag bloß! Und das verrätst du uns erst jetzt?«
    »Unsere Réka«, meinte Valentina. »Mindestens ebenso geheimnisvoll wie die rothaarige Gräfin. Wer hätte das gedacht!«
    Sie hatte ihren Freundinnen absichtlich nichts von Kunun erzählt. Und auch von ihren merkwürdigen Gedächtnislücken würde sie ihnen nichts sagen.
    »Kunun«, flüsterte sie. »Réka und Kunun.«

ERSTER TEIL
    STADT AM FLUSS

EINS
    Budapest, Ungarn
    »Woher hast du das?«
    Hanna, das deutsche Au-pair-Mädchen der Familie Szigethy, wurde bleich, als Réka etwas Aufblitzendes, Goldenes in ihrer Schreibtischschublade versenkte. »Réka, woher …?« Mit ein paar raschen Schritten war sie am Fenster und riss die Lade wieder auf.
    »He!«, empörte Réka sich. »Wie kannst du es wagen!«
    Mit spitzen Fingern hob Hanna die Kette aus ihrem Versteck, als wäre es eine giftige Schlange. In diesem Moment zählte nicht, dass sie nur deshalb noch hier war, weil Réka sich für sie eingesetzt hatte. Die gerade Fünfzehnjährige hatte ihre Mutter einige Stunden lang angebettelt, Hanna nicht zurück nach Deutschland zu schicken, obwohl diese sich nach der Meinung von Mónika Szigethy als unzuverlässig und verantwortungslos erwiesen hatte. Bestimmt war es keine gute Idee, sich mit Réka anzulegen, aber das hier war einfach zu wichtig.
    »War Atschorek bei dir?«, fragte sie alarmiert.
    Atschorek. Zwei in Aufregung und Angst verbrachte Wochen lang hatte Hanna damit gerechnet, der Schattenfrau plötzlich wieder gegenüberzustehen. Denn Atschorek war nicht nur eine der schönsten, reichsten und unnahbarsten Frauen von ganz Budapest, sondern ein mörderisch gefährlicher Vampir.
    »Sie sagte, ich hätte die Kette bei ihr vergessen.« Réka musterte Hanna, als wollte sie die Wahrheit, an die sie sich selbst nicht mehr erinnern konnte, aus ihr herausbrennen. »Sie hat behauptet, es ist ein Geschenk von Kunun.« Sie wartete auf Hannas Reaktion und fuhr fort: »Du hast mir erzählt, er wäre fort. Er wäre in sein Land zurückgekehrt. Seit zwei Wochen heule ich mir die Seele aus dem Leib. Was ist hier eigentlich los, Hanna? Wer ist Atschorek? Kommt er ihretwegen nicht mehr zu mir zurück?«
    Es gab niemanden, über den Hanna so ungern redete wie über Atschorek und Kunun. Mit diesen beiden Namen kamen Bilder in ihr hoch, die zu schmerzlich waren, um sie auszuhalten. Réka, bleich und reglos vor dem Kaminfeuer, getötet von dem Mann, dem sie vertraute …
    »Bleib weg von ihr«, sagte sie schroff. »Atschorek ist nicht das, was sie zu sein scheint.«
    In Rékas Augen sammelten sich Tränen. »Kunun liebt sie, oder? Sie ist einfach wunderschön … Und das, was ist das? Mein Abschiedsgeschenk?«
    Sie hielt Hanna das goldene Herz vor die Nase. » Réka und Kunun – zum Abschied?« In ihrer Stimme zitterte die Wut. »Lüg mich nicht an, Hanna, wag es ja nicht. Was ist passiert an meinem Geburtstag? Sag es mir. Er hat mir das gegeben und dann? Haben wir uns gestritten?«
    Er hat dich gebissen. Er hat dir eine Nadel ins Herz gejagt und dein Blut in einen Krug fließen lassen, um seinen Vampirsoldaten davon zu trinken zu geben. Er hat dich mit in die Welt geschleppt, aus der er stammt, um dich dort am Ufer eines Flusses zu töten. Dein Opfer sollte ihm die Kraft verleihen, das Wasser zu überqueren und die Stadt einzunehmen, in der er herrschen will.
    Wie hätte sie irgendetwas davon aussprechen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher