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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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jetzt … Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Eine Erschütterung, etwas, das wie ein Stein in einem Teich Wellen schlug.
    Der große schwarze Wolf sprang auf. Mattim?
    Ich muss zurück. Jetzt.
    Du kannst nicht zurück.
    Ich kann nicht? Und ob ich kann!
    Er war schon einige Meter gerannt, als er merkte, dass Bela ihm folgte. Hinter ihnen hetzten die anderen Wölfe.
    Du musst nicht mitkommen.
    Ach nein? Sei still. Du kommst nie rechtzeitig, wenn du nicht durch den Traum springst.
    Wenn ich was?
    Das Lächeln hinter den Wolfszähnen, ein gefühltes Lächeln.
    Folge mir, kleiner Bruder.
    »Ich halte das nicht aus«, sagte Réka. »Hier herumzusitzen und zu warten. Bis zum Abend. Können wir nicht ins Labyrinth, und du verwandelst mich dort? Das ist ja wohl dunkel genug.«
    Hanna hielt das nicht für die beste Idee, aber auch sie fand es unerträglich, den ganzen Tag im Haus zu verbringen. Möglicherweise war das auch gefährlich. Vielleicht war es jedoch einfach nur ihr Herz, das es ihr unmöglich machte, hier auf den Abend zu warten. Die Sehnsucht rief sie zu all den Orten, an denen sie mit Mattim gewesen war. Oben an die Burg. Kununs Haus, ja, selbst dorthin. Oder war es dieselbe Sehnsucht, die Réka so unruhig machte? Wer fühlte Angst, und wer war süchtig danach, ein Gefühl einzufangen, ein prickelndes Empfinden von Nähe, so als ob es möglich wäre, die Hand auszustrecken und einen Jungen zu berühren, der hinter einer unsichtbaren Grenze wohnte?
    Gleichzeitig sprangen beide Mädchen auf.
    »Mir ist, als würden die Schatten jederzeit aus den Wänden treten. Lass uns irgendwo hingehen, wo viele Menschen sind.«
    Réka lachte. »Das habe ich schon einmal gehört. Nein, das habe ich selbst gesagt, oder? Und dann sind wir zum Heldenplatz gefahren.« Sie runzelte die Stirn. »Das war an meinem Geburtstag … Ich erinnere mich daran, weil du dich daran erinnerst!«
    »Vielleicht sind wir dort tatsächlich sicherer als hier. Aber es könnte auch Kunun sein, der dich dorthin ruft. Der in einem schwarzen Wagen auf dich wartet, oder?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn nicht mehr finden – nicht so. Ich bin ein Schatten gewesen … die Verbindung durch das Blut ist weg. Sonst wäre ich ihm doch schon längst wieder begegnet. Wenn er überhaupt nach Budapest kommt … Hanna, wirklich, hier werde ich noch verrückt.«
    »Na gut. Fahren wir.«
    Sie legte den Arm um Rékas Schultern. Im Moment benahm diese sich völlig normal, fast hätte man glauben können, dass es gar nicht nötig war, sie wieder zu verwandeln. Aber Hanna hatte die vergangene Nacht nicht vergessen.
    »Mach nicht so ein Gesicht. Wir haben nur die Wahl zwischen verschiedenen Katastrophen.«
    »Ich weiß.«
    Réka schloss die Haustür hinter ihnen ab. Sie hielt ihr Gesicht der Sonne hin. »Wenn ich die nur mitnehmen könnte … Kannst du nicht einfach zurückfahren, und wir tun es nicht?« Sie seufzte. »Aber das fragst du dich ja auch schon die ganze Zeit.«
    »Irgendwie bist du mir ein bisschen unheimlich«, stellte Hanna fest.
    »Ich mir auch.«
    Auf dem Weg blieben sie stehen, und Hanna atmete tief ein, sog die Luft in ihre Lungen, als könnte sie so viel Kraft und Leben wie möglich tanken, bevor sie daran ging, Réka zurück in den Schatten zu stoßen.
    Mirita rannte. Aus Gewohnheit wartete sie darauf, dass sie Seitenstechen bekam oder dass ihr die Füße wehtaten, aber völlig mühelos glitt sie dahin. Ja, es hatte auch seine Vorteile, ein Schatten zu sein. Sie lief nach Norden, der Fluss zu ihrer Linken. Wo waren die Wölfe? Konnten sie ihr überhaupt dabei helfen, Mattim zu rufen? Würden sie ihr gehorchen, wenn er nicht dabei war? Sie war sich nicht sicher, doch sie musste es wenigstens versuchen. Früher waren sie ihm gefolgt, auch gegen Kununs ausdrückliche Anweisungen, aber damals war der Jäger auch noch nicht König gewesen. Ob das die Wölfe kümmerte?
    »Wölfe! Wo seid ihr?«, rief sie ins Dunkel. »Ich brauche euch! Es ist wichtig!«
    Da brach ein Wolf aus der Nacht heraus, erst einer, dann ein zweiter. Ein ganzes Rudel. Leuchtende Augen beobachteten sie durch die Zweige hindurch. Obwohl sie ein Schatten war und nichts von ihnen zu befürchten hatte, rann ihr ein Schauer den Rücken hinab. Mirita, Flusshüterin, gejagt von den Feinden …
    » Wenn ich euch sage, was ich will, haben wir alle ein Problem, aber ich tu es trotzdem. Wer von euch hat den Mumm, Kunun zu trotzen – für Mattim?«
    Alle starrten sie an,
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