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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Autoren: Bernd Perplies
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Biblia Sacra Vulgata)
    21. April 1897, 22:15 Uhr GMT (23:15 Uhr Ortszeit)
Italien, Rom, Monte Pincio
    Ein sternenklarer Himmel spannte sich über der Ewigen Stadt. Die heraufziehende Kühle der Nacht ließ die Erinnerung an einen warmen Frühlingstag zunehmend verblassen, und ein leichter Westwind wehte den schalen Geruch des Tibers durch die engen Gassen und über die weiten Plätze. Das lebhafte Treiben des Tages hatte spürbar nachgelassen. Nächtliche Stille breitete sich über den Kuppeln der vielen Kirchen und den allgegenwärtigen steinernen Zeugen der mehr als zweitausendjährigen Geschichte Roms aus.
    Eine Ausnahme bildete die Piazza del Popolo. Der ganz im Norden der Stadt liegende Platz war der Ausgangspunkt aller Fahrten von Rom aus in Richtung Norden. Dementsprechend gab es – von der tiefen Nacht abgesehen – kaum eine Tageszeit, an der nicht irgendwelche Kutschen und Karren von Händlern und Überlandreisenden eintrafen und abfuhren.
    Als Pietro Araldo mit seiner Kutsche den Platz erreichte, war gerade eine größere Gesellschaft damit beschäftigt, am Fuß des in der Mitte des Platzes aufragenden Obelisken in bereitstehende Gefährte einzusteigen. Die jungen Männer machten dabei so viel Lärm, dass sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zogen. Niemand achtete auf die schlichte, zweispännige Kutsche mit den dunklen Vorhängen, und das war Pietro sehr lieb so.
    Oft genug war er in offiziellem Auftrag der Römischen Kurie in Rom oder anderen Städten Italiens unterwegs, prachtvoll gekleidet und in prunkvollen Karossen fahrend. An Abenden wie diesem jedoch war Heimlichkeit das Gebot der Stunde, denn dann diente er einer Organisation, die es nach dem Wissen gewöhnlicher Bürger und auch der meisten Angestellten und Kirchenmänner des Heiligen Stuhls überhaupt nicht gab.
    Der Kutscher lenkte den Zweispänner am Ostrand des Platzes entlang und verließ die Stadt dann durch die Porta del Popolo. Die mächtige Stadtmauer zu ihrer Rechten fuhren sie einer gewundenen Straße folgend den Pinciohügel hinauf, der direkt östlich der Piazza del Popolo aufragte. Ein Großteil der parkähnlichen Anlagen des Hügels gehörte zum Sommerpalast des Borghesischen Fürstengeschlechts. Doch es gab auch andere Villen wohlhabender Bürger Roms, deren Besitzer sich ein wenig Abgeschiedenheit und einen wundervollen Blick über die Ewige Stadt mit wahren Unsummen oder dem ein oder anderen persönlichen Gefallen erkauft hatten.
    Die Villa, der Pietros Kutsche sich schließlich näherte, lag inmitten hoher Bäume an der nordwestlichen Ecke des Pinciohügels und bot einen wundervollen Ausblick auf die Tiberebene vor den Mauern Roms. Das Gebäude war aus hellem Stein errichtet, und Säulen zierten seine Fassade. Der erste Stock und das Dachgeschoss waren zartrosa getüncht, die Fenster wiesen breite weiße Rahmen auf. Das etwas erhöht liegende Portal an der Südfront konnte über zwei geschwungene Freitreppen erreicht werden, die einen halbrunden Eingangsbereich einfassten. Schlanke Säulen trugen ein ebenfalls halbrundes Flachdach, auf dem sich ein durch ein schwarz brüniertes Metallgeländer und hüfthohe, steinerne Zinnen begrenzter Balkon befand. Kelchartige Tonkrüge mit niedrigen Palmwedeln standen darauf.
    Der Kutscher bog in den kreisförmigen Vorplatz ein und hielt dann direkt vor dem Eingang. Pietro wartete nicht, bis sein Fahrer vom Kutschbock abgesprungen war und ihm die Tür geöffnet hatte, sondern stieg gleich aus. Er nickte dem Mann dankend zu, bevor er die linke der beiden Treppen erklomm und im Schein der an den Hauswänden hängenden Öllaternen an die hohe, schwere Holztür klopfte.
    Ein livrierter Diener in mittleren Jahren öffnete. »Sie wünschen?«, fragte er.
    »Zu Signora Diodato, bitte.«
    »Wen darf ich melden?«
    Statt einer Antwort hielt ihm Pietro eine kleine Karte mit einem Wappen hin. Es zeigte zwei gekreuzte Schlüssel unter einer päpstlichen Tiara und davor einen weißen Schild mit einem eingekreisten goldenen Templerkreuz und den Insignien O.C.M .
    »Verstehe. Bitte treten Sie ein«, sagte der Diener, ohne die Karte entgegenzunehmen, und zog die Tür weiter auf. Nachdem Pietro der Einladung Folge geleistet hatte, schloss der Bedienstete sie wieder. »Wenn Sie höflicherweise in der Halle warten würden. Ich lasse die Signora wissen, dass sie Besuch hat.«
    »Selbstverständlich.« Während der Diener eine geschwungene Marmortreppe hinaufstieg, verschränkte Pietro die Hände
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